Freiburger U23 knackt die 5er Ketten der Karlsruher

Am 29. Spieltag der Oberliga Baden-Württemberg kam es zum Badischen Derby zwischen der Zweitvertretung des Sportclub Freiburg, den Süden Badens vertretend, und dem Karlsruher SC II aus Nordbaden. Gerade für die Gastgeber in Rot-Schwarz ging es sportlich um viel. Vor allem weil sich die Freiburger mit Bissingen in der Spitzengruppe, mittlerweile ohne wirkliche Verfolger, festgesetzt haben und um die Position des Liga-Primus und damit um den direkten Aufstieg in die Regionalliga kämpfen. Indem Bissingen zwei Tage vor dem Sportclub gespielt und die Pflichtaufgabe für Aufstiegsaspiranten bei den Stuttgarter Kickers gelöst hatte, setzte man den Konkurrenten unter Druck.

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Wenn das Derby der Zweitvertretungen nicht als Motivation ausreichte, tat die tabellarische Situation ihr übriges. Lediglich den Zuschauern fiel es schwer, den Weg in das Möslestadion zu finden, angesichts des schlechten Wetters und des Auswärtsauftritts der Freiburger Profis am selben Tag fanden sich lediglich 250 Besucher ein.

Karlsruher Abwehrbollwerk bespielen

Die Tabellarische Situation deckte sich mit den taktischen Ausrichtungen der Anfangsphase. Die Breisgauer demonstrierten ihren Status als Platzverein und Spitzenmannschaft früh durch eine offensive Ausrichtung. Die Hausherren liefen im gewohnten 4-3-3 auf. Allerdings wählte der KSC anfänglich eine Formation, die für Verwunderung sorgte. Die Feldspieler des KSC positionierten sich ohne Spitze in zwei Fünferketten. Die Taktik der Nordbadener war es, den Gegner so spät wie möglich einen Zugang zum Spiel finden zu lassen. Orientiert an den Stärken der Freiburger eine nachvollziehbare Variante, die zunächst aufging. Die Gastgeber zeigten nicht zum ersten Mal in dieser Saison Probleme im Umgang mit einer Fünferkette im Defensivverbund des Gegners. Der offensiven Dreierkette ließ man keine Räume und doppelte aggressiv.

Durchschlagskräftige Offensivaktionen bleiben aus

Ebenso schwer tat sich die Freiburger U23 damit, den Gegner durch das Pressing ihrer Dreierkette im Mittelfeld am Strafraum zu fixieren. Das in dieser Saison so oft zu beobachtende Schema hatte Startschwierigkeiten. Die Fünferkette im Mittelfeld des KSC ließ sich kaum zum eigenen Tor schieben und unterband Ballstafetten vor dem eignen Strafraum. Zwar kontrollierten die Gastgeber das Spiel vollständig. Durchschlagskräftige Offensivaktionen gelangen ihnen aber nicht. Das aggressive Doppeln auf den Außen nahm zudem ihre dritte offensive Stärke, das Flügelspiel, aus der Partie. Dass der KSC in dieser Formation kaum Offensive anbieten konnte, nahm man in Kauf, um dem Spielstarken Gastgeber keinen Zugang zu ermöglichen.

Hintere 5er Kette beim KSC stellt immer wieder die Abseitsfalle

Die Hausherren rangen nach Lösungsansätzen. Indem alle Herren in blauer Spielkleidung deutlich hinter dem Ball waren, konnten die technisch versierten Freiburger aggressiv und konsequent gedoppelt werden, ohne dabei allzu viele Räume zu eröffnen. Ein zweiter taktischer Schwerpunkt der Gastgeber bereitete zusätzliche Probleme: Indem das Mittelfeld die Freiburger Versuche unterband, die gegnerische Abwehrreihe bis an den eignen Strafraum zu schieben, konnte die hintere Fünferkette beim KSC immer wieder die Abseitsfalle stellen.

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Doch die Freiburger Lösung brachte Fortschritte. Die beiden Dreierketten des SCF bewegten sich nach gewohntem Muster. Aus der Offensiven Dreierreihe ließen sich immer wieder Spieler fallen, um die Gegner zum Tausch im Deckungsverhalten zu zwingen. Besonders auffällig war die Spitze des Sportclubs. Immer wieder zog er sich einige Meter vor den Strafraum zurück, um als zusätzliche Anspielstation zu fungieren. Der Zehner oder die beiden äußeren Mittelfeldspieler spielten ihn an, er behauptete den Ball während der Passgeber überlief und in den Raum startete. Mit diesem vertikalen Doppelpassspiel konnten die Gastgeber vereinzelt Räume vor dem gegnerischen Strafraum schaffen und Lücken in die Fünferketten reißen.

2. Lösungsansatz funktioniert: Kreuzen in der Horizontale

Der zweite Lösungsansatz, den die Herren in rot-schwarzer Spielkleidung suchten, war das Kreuzen in der Horizontale, gerade im offensiven Dreigespann. Ein klassischer Spielzug der Freiburger, um Räume auf den Außen zu schaffen, verdeutlichte diese Taktik. Die Manndeckung der drei Karlsruher Innenverteidiger gegen die offensive Dreierkette wurde genutzt. Dabei startete einer der beiden Flügelspieler Richtung Mitte in den Raum. Infolgedessen, war der deckende äußere Innenverteidiger gezwungen diesem zu folgen.

Daraufhin öffneten sich Räume auf der Seite des betroffenen Innenverteidigers und der dazugehörige Außenverteidiger wurde isoliert. Der Freiburger Außenverteidiger versuchte nun, seinen Mittelfeld Spieler zu überlaufen und sich durch einen Doppelpass Richtung Grundlinie zu bewegen. Der äußere Mittelfeldspieler konnte sich nun im Rückraum positionieren, um den zweiten Ball zu erobern oder es dem Freiburger Außenverteidiger durch einen zweiten Doppelpass zu ermöglichen, in den Strafraum einzudringen. Oder er startete selbst Richtung Mitte in den Raum, um bei einer Flanke eine zusätzliche Abschlussoption darzustellen. Außerdem konnte Freiburg durch das Kreuzen der Angreifer die Abseitsfalle umgehen. Der sich lösende Spieler band einen Gegenspieler hinter der Abwehrreihe bei Starts in den Raum, sodass der SC kaum ins Abseits lief.

Freiburg erzwingt den spielentscheidenden Moment

Die Räume, die diese Taktik erzeugte, ermöglichten schließlich die Führung, auch wenn ihre Entstehung glücklich war. Eine abgefälschte Flanke senkt sich kurios, sodass der Karlsruher Keeper den Ball erst hinter der Linie erreichte und in das eigene Tor wischte. Die Gäste waren gezwungen umzustellen. Und die Karlsruher Ausrichtung war nach 16. Minuten auf den Kopf gestellt. Infolgedessen präsentierten sich die Gäste in einem 4-4-2. Die Gastgeber verloren Spielanteile und hatten Schwierigkeiten, die größeren Offensivbemühungen zu verteidigen, weil sie an der eigenen Ausrichtung wenig veränderten und durch hohes Pressing Räume in der eigenen Defensive aufgaben. Trotzdem führten die zahlreichen Starts auch zur zweiten Spielentscheidenden Szene: Die Angreifer zogen durch ihre Starts in den Raum und eine Kreuzungsbewegung den Gegner während eines Freiburger Konters an den eigenen Strafraum.

Als der Freiburger Sechser den Pass in die Tiefe spielte und der in den Raum gestartete Spieler an den Ball gelangte, konnte sich der Karlsruher Verteidiger nur durch ein Foulspiel kurz vor dem eigenen Strafraum helfen, die eins gegen eins Situation zu verhindern. In der Konsequenz: Freiburger Überzahl für eine Halbzeit. Trotz des Ausgleichstreffers in der 57. Minute konnten die Freiburger ihr gewohnt schnelles Umschaltspiel bei hohem Pressing aufziehen und fabrizierten Torchancen in Überzahl.

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Die schnelle Antwort folgte in der 60. Minute mit dem 2:1 Endstand. In Überzahl gewann Freiburg fast alle zweiten Bälle. Der KSC musste das Mittelfeld weitestgehend aufgeben, um die Freiburger im letzten Drittel zu verteidigen. Doch vor dem kuriosen 1:0 zeigten die Hausherren interessante Lösungsansätze eines Favoriten gegen Gäste mit einem extrem defensiven Fokus. Freiburg tat sich zwar mitunter schwer, erzwang aber die spielentscheidenden Momente. In der Summe gewann der SC Freiburg in dieser Saison auch das zweite Derby gegen den KSC und konnte die Tabellenführung zurückgewinnen. Dass diese momentan nur durch die bessere Tordifferenz begründet wird, verspricht ein spannendes Saisonfinale.

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