Als Jugendtrainer: Wie mit schwierigen Eltern umgehen?

Neben allen anderen Faktoren, die die Arbeit eines Jugendtrainers erfolgreich macht, steht das oft zitierte Fingerspitzengefühl im Vordergrund. Doch dieses Fingerspitzengefühl ist eine Medaille mit zwei Seiten. Denn zum einen stellt auch ein Jugendtrainer im Normalfall nach Leistung in Spielen und Trainingseinheiten auf. Zum anderen jedoch wird seitens der Eltern eines Spielers oft versucht, direkt oder indirekt Einfluss darauf zu nehmen, dass der eigene Sprössling auch wirklich oft genug zum Einsatz kommt. Auch dann, wenn die Taktik des Trainers eben eine andere Aufstellung notwendig macht. Eltern klagen dann entweder den Trainer selbst an oder beschweren sich über Dritte, beispielsweise über den Betreuer, dass das eigene Kind zu wenig Einsatzzeit bekommt.

Je jünger die Kinder, desto leichter ist es für den Trainer, ausreichend zu rotieren, da die Leistungsunterschiede in jungen Jahren noch nicht sehr ausgeprägt sind. Doch je älter die Kinder und Jugendlichen werden, desto kleiner wird der Handlungsspielraum des Trainers. Und so kann es zu Situationen kommen, dass Eltern dem Trainer die Aufstellung „diktieren“ wollen, damit ihr Kind in jedem Fall zum Einsatz kommt. Was kann ein Trainer in einer solchen Situation tun? Denn Eltern erfüllen im Juniorenfußball schließlich wichtige Funktionen, wenn sie sich etwa als Fahrer für Auswärtsspiele anbieten oder bei Mannschaftsfeierlichkeiten helfen, ob mit einem Kuchen oder beim Grillen. Auch kommt es vor, dass der elterliche Betrieb als Trikotsponsor einer Jugendmannschaft einspringt.

Dem Trainer bleibt nur die Möglichkeit, mit den Eltern auf offene Art und Weise umzugehen. Sinnvoll wäre es etwa, am Beginn einer neuen Saison so etwas wie einen Elternabend durchzuführen. Die Eltern sollen verstehen, wie das Konzept des Trainers aussieht. Bei einem solchen Treffen ist es auch möglich, dass sich die Konfliktparteien – einerseits das betreffende Elternpaar, andererseits der Trainer – im Beisein Dritter aussprechen. Natürlich muss vom Trainer dabei erwartet werden, dass er sich auf ein solches Gespräch gut vorbereitet. Auch muss er sich vornehmen, nicht um des lieben Friedens willen Kompromisse zu schließen, die er später nicht halten kann. Schon dadurch, dass der Trainer das Signal aussendet, dass er zu solchen Gesprächen bereit ist, kann oft vermieden werden, dass Eltern hintenherum schlecht über den Trainer reden, wenn das eigene Kind in ihren Augen nicht oft genug spielt.

Der Trainer muss es verstehen, den Eltern klarzumachen, dass er die Aufstellung für ein Spiel nicht völlig willkürlich vornimmt, sondern sich an bestimmten Faktoren orientieren muss: an der aktuellen Form des Spielers, an seinem Einsatz im Training und am Verhalten des Spielers in der Gruppe. Im Fußball und in den meisten anderen Mannschaftssportarten ist es nun einmal so, dass fast jede Position doppelt besetzt ist und dass Kinder und Jugendliche dabei lernen müssen, sich selbst zurücknehmen zu können, wenn der Trainer den Einsatz des Konkurrenten vorzieht. Für Heranwachsende ist es ein nicht unwichtiger soziokultureller Prozess, dann und wann anzuerkennen, dass der Konkurrent eben besser im Training gearbeitet hat und sie nicht unbedingt etwas geschenkt bekommen. Sie lernen dadurch, sich in einer Gruppe einzugliedern. Wenn Eltern diesen Punkt verstehen können, dann hat der Trainer richtig argumentiert und der Punkt dürfte vom Tisch sein.

Dennoch gilt für den Trainer, dass er alle Spieler gleich behandeln muss. Persönliche Vorlieben muss er eindeutig zurückstellen. Und da auch im Jugendfußball eine Saison lang sein kann, schadet es nichts, bei etwa ausgeglichenem Leistungsstand zweier Konkurrenten mal den einen, mal den anderen spielen zu lassen. Falls es schwelende Streitigkeiten mit den Eltern gibt, darf sich der Trainer bei seiner Aufstellung niemals davon leiten lassen – Leidtragende sind in jedem Fall die jungen Fußballer.

Sollte all das zu nichts führen, sollten sich die Positionen und Fronten in einer Auseinandersetzung mit den Eltern verhärten, bleibt – aber dies nur als allerletzte Möglichkeit – immerhin noch die Chance, den Eltern zu empfehlen, dass das Kind den Verein wechseln sollte. Allerdings nur dann, wenn durch die Streitigkeiten die gesamte Mannschaft negativ betroffen ist und große Unruhe herrscht. Dabei darf man keinesfalls vergessen, dass es für ein Kind ab einem bestimmten Alter nicht einfach ist, sich in einem großen sozialen Gefüge wie einer Fußballmannschaft an anderer Stelle komplett neu einzugliedern.