So hältst Du deine Fußball-Taktikbesprechung mithilfe einer Taktiktafel richtig!
Der Fussball erfindet sich ständig neu und mit ihm auch seine Spiel- und Taktikvariationen. Mittlerweile ist es für einen Fussballtrainer – egal ob Bezirksliga oder Bundesliga – schon Pflicht, eine klare Fußballphilosophie zu besitzen und diese anhand bestimmter taktischer Mittel auch mithilfe einer Taktiktafel oder einem Taktikboard umsetzen zu können. Schon seit geraumer Zeit ist diese Entwicklung auch in den niedrigsten Klassen zu sehen, denn auch hier sieht man Teams, die das Konzept der Dreier- oder Viererkette beherrschen und sich von der „klassischen“ Taktik mit Libero und Manndeckern abgewandt haben.
3-5-2, 4-4-1-1, 4-2-3-1, 4-3-3 oder 5-3-2, all diese „Zahlenkombinationen“ hört man heutzutage Woche für Woche in den großen Fußballstadien Europas genauso wie auf den Sportplätzen der niedrigeren Ligen Deutschlands. Um jedoch seiner Mannschaft ein taktisches Konzept nahe bringen zu können, reicht eine Vorstellung von der Spielweise und das bloße Besitzen einer Taktiktafel bei Weitem nicht aus.
Einerseits ist dabei natürlich die Trainingsgestaltung von enormer Bedeutung, die durch das Einstudieren von Abläufen in spezifischen Spielsituationen innerhalb einer Taktik nicht nur für mehr Sicherheit innerhalb der Mannschaft sorgt, sondern auch ein Gefühl für die Verhaltensweise innerhalb eines taktischen Konzepts schaffen kann.
Andererseits ist die Rolle von „guten“ Taktikbesprechungen von genauso großer Bedeutung. Was eine Taktikbesprechung genau ist, welche Strategie und Spielsysteme wann zum Einsatz kommen sollten und wie ihr eure Mannschaft in solchen Besprechungen optimal auf das nächste Spiel vorbereiten könnt, erfährt ihr ihr in diesem Artikel.
Was ist eine Taktikbesprechung und wer hält sie?
Was in einer Taktikbesprechung passiert wird schon durch den Namen definiert. Wenig überraschend wird hierbei die Taktik besprochen. Zur Taktik gehören allerdings viele wichtige Elemente, die eine Mannschaft als Ganzes ebenso wie einzelne Mannschaftsteile und Spieler betrifft. Beginnend beim Torhüter, den man auf potenzielle Freistoß- und Elfmeterschützen und deren Vorlieben oder Stärken hinweist und der mittlerweile oftmals ein wichtiger Bestandteil des Spielaufbaus ist, ziehen sich vielerlei taktische Hinweise durch die ganze Aufstellung. Dabei ist es sinnvoll, zuerst die Grundaufstellung und die mannschaftliche Einstellung festzulegen, bevor man auf einzelne Spieler und Situationen zu sprechen kommt.
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Agiert man in einer Dreier-, Vierer- oder gar einer Fünferkette, mit wie vielen Stürmern beginnt man, lässt man seine Mannschaft pressen und hoch stehen oder will man den Gegner mit einer kompakten Defensive zur Verzweiflung bringen und dann über ein schnelles Umschaltspiel in die Offensive kommen? Das sind alles Fragen, die im Rahmen der taktischen Besprechung definitiv geklärt werden sollten. Hat man sich dann für eine Grundausrichtung festgelegt, gilt es diese Taktik in einzelnen „Anwendungen“ genauer zu diskutieren. Ab wann baut man Druck auf den ballführenden Gegenspieler auf? Wer ist der erste Spieler, der attackieren soll? Hat der Gegner vielleicht einen Spieler, auf den man besonders Acht geben sollte?
Strategie und Spielzüge anpassen – Taktik-Beispiele
Denn auch in taktisch modernen Zeiten wird z.B. noch gerne auf das probate Mittel der Manndeckung zurückgegriffen. Selbst Startrainer wie José Mourinho (um ein Beispiel zu nennen: Manchester Uniteds Ander Herrera spielte über 90 Minuten in Manndeckung gegen Chelseas Eden Hazard beim 2:0 Sieg im Rückspiel der Saison 2016/17) oder der deutsche Bundestrainer Joachim Löw (Fans der DFB-Elf erinnern sich: EM-Halbfinale 2012, Toni Kroos agierte in Manndeckung gegen Italiens Andrea Pirlo) sind sich dafür nicht zu schade.
Soll ein Spieler in Manndeckung spielen, wirkt sich dies natürlich wiederum auf die grundsätzliche Taktik aus. Wer sichert die Räume ab, die „formationsbedingt“ vom manndeckenden Spieler geschlossen werden müssten? Ab wann greift die Manndeckung (z.B. Aufnahme des Gegenspielers ab der Mittellinie) und wie verhält sich der Spieler, wenn er in gewissen Momenten abseits der Manndeckung spielt? Versucht man vielleicht in gewissen Situationen eine Überzahl in Ballnähe herzustellen und bestimmte Spieler zu doppeln? Anhand dieser Beispiele sollte schnell klar werden, dass eine ausführliche Besprechung der Taktik gut und gerne auch mehrere Stunden in Anspruch nehmen könnte.
Die Kunst einer guten Taktik liegt jedoch darin, in einem längeren Vorbereitungsprozess die Grundlagen dafür zu legen (z.B. in einer Sommer- oder Wintervorbereitung) und nach und nach gewisse Abläufe einzustudieren. Dies gilt auch für eine Taktikbesprechung. Man sollte nicht versuchen seiner Mannschaft innerhalb einer „Sitzung“ mithilfe der Taktiktafel sein ganzes taktisches Konzept aufzudrücken, sondern sollte nach und nach – auch in enger Kooperation mit den Spielern – die Taktik auszuarbeiten.
Taktikbesprechungen unter mithilfe der Taktiktafel werden natürlich primär vom Cheftrainer gehalten, auch wenn – je nach Liga und personeller Infrastruktur – dies auch in Zusammenarbeit mit dem Trainerstab erfolgen kann.
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Wann ist eine Taktikbesprechung zu halten?
Eine Frage, die sich nicht eindeutig beantworten lässt, da der Zeitpunkt der Taktikbesprechung von Trainer zu Trainer variiert und jeder dazu eine eigene Meinung vertritt. Grundsätzlich sind Taktikbesprechungen in der Vorbereitungsphase sehr wichtig, da sich die Mannschaft (insbesondere bei neuem Fussballtrainer, vielen neuen Spielern oder einer neuen taktischen Formation) in dieser Zeit in einer Art Lernprozess befindet. Taktikbesprechungen unterstützen und verstärken in dieser Zeit die Entwicklungen, die man während der Trainingseinheiten zu erarbeiten versucht. Von daher ist eine gewisse Anzahl an Taktikbesprechungen vor den Trainingseinheiten sehr empfehlenswert, um den Spielern ein gewisses Verständnis zu vermitteln, was in den Trainingseinheiten erreicht werden soll und was von den Spielern erwartet wird.
Geht es weiter in Richtung Saison bzw. bestreitet man bereits die ersten Pflichtspiele, kann sich die Anzahl solcher Taktikbesprechungen nach und nach reduzieren. Gerade in den niedrigeren Ligen hat es sich eingebürgert, nach dem letzten Training vor einem Pflichtspiel eine Sitzung abzuhalten, in der Aufstellung, Taktik, Gegner und vor allem auch das letzte Spiel „diskutiert“ werden. Dies ist dahingehend sinnvoll, da man in aller Ruhe die wichtigsten Sachen besprechen und so eine ruhigere Vorbereitung am Spieltag selbst sicherstellen kann. Natürlich findet am Spieltag selbst noch eine kleinere Besprechung des Trainers statt, doch im Optimalfall werden dort nur vereinzelt neue Punkte angesprochen, da sich die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt primär auf das Aufwärmen und das Spiel fokussieren und nicht noch 30-45 Minuten in der Kabine zuhören sollte.
Die Frage nach dem „Wann“ lässt sich also auf viele verschiedene Arten ausgestalten. Wie erwähnt könnte man die Besprechungen wie folgt ansetzen: mehrmals vor den Trainingseinheiten/Spielen während der Vorbereitung, eine intensivere Taktikbesprechung nach dem letzten Training vor einem Pflichtspiel und eine kurze Besprechung am Spieltag selbst.
Wie oft hält man Taktikbesprechungen und wie lange?
Wie im Absatz zuvor bereits erklärt, variiert dies von Coach zu Coach und es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Thematik anzugehen. Es empfiehlt sich jedoch, eine Taktikbesprechung bzgl. seiner Länge nicht „ausarten“ zu lassen. Genauso wie bei guten Präsentationen oder Seminaren gilt es, die Aufmerksamkeitsspanne seiner Mannschaft richtig einschätzen und vor allem auch effektiv nutzen zu können. Eine Taktikbesprechung kann in 30-45 Minuten sehr viel erreichen, jedoch auch schnell nutzlos werden, wenn man diese Zeitspannen deutlich überschreitet. Von daher gilt es sich schon eher kurz zu halten, nicht zu stark auszuschweifen und individuelle taktische Anpassungen und Aspekte vielleicht besser in Einzelgesprächen nach der eigentlichen Besprechung oder am Spieltag selbst auszudiskutieren.
Hält man Taktikbesprechungen auch in der Halbzeit? Vor Spielen? Nach Spielen?
Auch auf diese Frage wurde bereits in großen Teilen eingegangen. Eine Taktikbesprechung ist vor Spielen mit Sicherheit am sinnvollsten. So kann man seine Mannschaft bereits grundsätzlich auf den Gegner und dessen Stärken und Schwäche einstellen, sowie seiner Mannschaft Aspekte wie z.B. die eigene Aufstellung an die Hand geben, die eine Vorbereitung auf ein Spiel nochmal erleichtern können. Zugleich ist nach einem Spiel bekanntermaßen vor einem Spiel. Das heißt in der Folge, dass sich Taktikbesprechungen vor einem Spiel auch perfekt dafür eignen, taktische Aspekte aus dem vorherigen anzusprechen. So kann man auf Fehler hinweisen, diese korrigieren und nochmal ins Gedächtnis des Teams rufen, wie es sich in gewissen Spielsituationen zu verhalten hat.
Eine Besprechung der Taktik im Training bietet sich dahingehend an, dass man dort eben nicht nur an der Taktiktafel oder anhand einer Taktikfolie erklärt, sondern die Umsetzung sofort testen kann. Allerdings sollte hierbei beachtet werden, dass man die Trainingszeit auch effizient nutzt und nicht einen Großteil der Zeit mit Zuhören verbringt. Daher ist es besser, im Training nur vereinzelte taktische Anwendungen (z.B. Pressing beim gegnerischen Spielaufbau oder das mannschaftliche Verschieben) zu besprechen und zu testen, ohne dabei zu viel der eigentlichen Trainingszeit zu „verschwenden“. Eine Taktikbesprechung in der Halbzeit zu halten ist mit Sicherheit die am wenigsten sinnvolle Option der oben genannten. Vereinzelte Anpassungen der Taktik (z.B. in der Folge von Wechseln) sind möglich und je nach Spielsituation auch notwendig und richtig, allerdings sollte die Mannschaft diese Zeit auch zur Regeneration nutzen können und in der kurzen Zeit nicht auch noch durchgehend von taktischen Inhalten bombardiert werden.
Was sollte in der Taktikbesprechung vorkommen und was sollte vermieden werden?
Grundsätzliche Elemente, die eine taktische Besprechung enthalten sollte sind mit Sicherheit:
- die grundlegende Taktik, also die Formation sowie die Ausrichtung der Mannschaft (abwartend, defensiv, offensiv)
- das Verhalten in bestimmten Spielsituationen (Verschieben, Pressing, Abseitsfalle, Schaffen von Überzahl in Ballnähe)
- das Verhalten bei Standards (eigene Schützen, Mann-/Raumdeckung, Absicherungen)
- gegnerbezogene Faktoren (Stärken/Schwächen, Manndeckung, weitere Hinweise zur Taktikt)
- individuelle bzw. spielerbezogene Elemente (Suchen von Eins-gegen-Eins-Situationen, zentrale Anspielstationen im Spielaufbau, Manndeckung).
Natürlich müssen nicht immer alle Elemente in einer Taktikbesprechung vorhanden sind, gerade was das Verhalten bei Standards oder das Agieren bzw. Reagieren in bestimmten Spielsituationen betrifft, kehrt dort mit einer steigenden Anzahl an Besprechungen eine gewisse Routine ein. Zugleich lässt sich eine Besprechung der Taktik jedoch auch um einige Faktoren erweitern. So kann man bspw. Situationen aus den vorherigen Spielen heranziehen, um diese nochmal präzise zu analysieren oder die Ansprache auch durch motivierende Inhalte anreichern.
Eine Taktikbesprechung sollte umgekehrt keinesfalls ein persönlicher Angriff gegen einzelne Spieler wegen schlechter Leistungen sein, da das konstruktive Erarbeiten von Verbesserungspotenzialen und taktischen Alternativen dabei klar im Vordergrund stehen sollte.
Welche Hilfsmittel eignen sich für eine Besprechung der Taktik?
Da die bekannte Video-Analyse das Budget und die zeitlichen Ressourcen, gerade im Amateurfußball, deutlich sprengen dürfte, sehen wir in diesem Artikel von dieser Alternative mal ab. Das vermutlich wichtigste und effizienteste Hilfsmittel eines Trainers ist das Taktikboard oder auch Taktiktafel genannt. Anhand einer Taktikttafel lässt sich nicht nur die Aufstellung auf Spielfeld „übertragen“, sondern auch bestimmte Laufwege oder das Verhalten in bestimmten Spielsituationen „maßstabsgetreu“ auf das Fußballfeld übertragen. Wer in seiner Kabine keinen Platz für eine Taktiktafel hat oder diese zu Auswärtsspielen nicht mitschleppen will, kann auf die „leichtere“ Version der Taktikfolie zurückgreifen. Diese lässt sich leicht aufhängen und kann im Anschluss genau wie eine normale Taktiktafel verwendet werden. Darüber hinaus ist eine Taktikfolie etwas preiswerter im Vergleich zum Taktikboard oder zur Taktiktafel und kann ebenso wie ihr Pendant mehrmals verwendet werden (wasserlösliche Eddings/Filzstifte verwenden!).
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Abschließend lässt sich sagen, dass Taktikbesprechungen im heutigen Fußball mit Sicherheit eine größere Rolle als je zuvor einnehmen. Viele Teams – auch im niedrigeren Amateurfußball – wollen einen taktisch und technisch anspruchsvollen Fußball bieten, weshalb „moderne“ Fussballtrainer immer gefragter sind. Taktikbesprechungen sind dabei ein simpler und doch extrem effizienter Weg, um bestimmte Konzepte, Situationen und Abläufe zu besprechen und zu analysieren. Durch modernere (Internet) und klassische Hilfsmittel wie Taktiktafeln oder -folien kann man eine Taktikbesprechung einfach und simpel visuell unterstützen – dieser Effekt sollte keinesfalls unter den Tisch gekehrt werden. Denn auch wenn auf dem Platz immer noch die elf Mann entscheidend sind, so kann man durch eine intensive Trainings- und Spielvorbereitung hervorragende Effekte erzielen. Dieser Artikel kann für jeden Trainer als eine Art Leitfaden dienen, um sein Team optimal auf das nächste Spiel vorzubereiten und die verdienten drei Punkte einzufahren! Viel Erfolg und auf ein gutes nächstes Spiel!
Tipps für eine gute Taktikbesprechung mithilfe der Taktiktafel
In der modernen Zeit des Internets kann man bei dieser Frage vor allem auf die vielfältigen Möglichkeiten des Internets zurückgreifen. Diese reichen von verschiedenen Abhandlungen über taktische Ausrichtungen und deren Vor- und Nachteilen, über Videomaterial bis hin zu Trainerforen, in denen man sich über verschiedene Ansätze anderer Trainer informieren und Inspiration holen kann. Letzteres ist natürlich auch ohne das Internet leicht umsetzbar. In Gesprächen mit anderen Fussballtrainern kann man sich nicht nur viele gute Tipps und Anwendungen von taktischen Konzepten und deren Umsetzung abholen, sondern im konstruktiven Austausch auch spezifischere Ansätze entwickeln, die für gewisse Situationen geeignet sind.
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