Das Eisspray als heilende Wunderwaffe – wir klären auf!

Verletzungen gehören zum Fußball – und mit ihnen auch das Eisspray. Kaum ein Spiel vergeht, in dem kein Spieler seine soeben erlittenen Blessuren mit der schnellen Kühlung aus der Spraydose abzuschwächen versucht, um möglichst schmerzfrei weiterspielen zu können. Die Art der Verletzung spielt dabei oft überhaupt keine Rolle, sobald irgendwo ein Schmerz auftritt, ist Eisspray das Mittel der Wahl. Doch ist das immer eine gute Idee?

Was ist Eisspray?

Eisspray kommt aus der Dose und kühlt schnell kleinere Verletzungen, damit diese nicht zu derart starken Schmerzen führen, dass eine Spielfortsetzung unmöglich wird. Es besteht aus flüssigen Gasen wie Butan, Propan und Pentan. Wenn diese aus der Dose gesprüht werden, verdampfen sie und nehmen also wieder einen gasförmigen Aggregatzustand an. Die dabei entstehende Verdunstungskälte verursacht Temperaturen von etwa -40 Grad und bedingt den Kühleffekt des Eissprays.

Die PECH-Regel

Typische Fußballerverletzungen sind Prellungen und Verstauchungen im Bereich der Füße und Beine. Schnell ist man einmal umgeknickt und der Knöchel schwillt an. Ein gegnerisches Knie kann am eigenen Oberschenkel schmerzhafte Blutergüsse verursachen, ein Tritt in die Wade zu massiven Schwellungen führen.

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Ärzte und Physiotherapeuten empfehlen dann meist die PECH-Regel, also Pause, Eis, Compression und Hochlegen. Weil Pause im Spiel meist eine schlechte Idee ist und auch das Hochlegen noch einige Zeit warten muss, soll es oftmals zunächst das Eis richten, was auf die betroffenen Körperstellen gesprüht wird und durch Kühlung Schmerzen mindern soll.

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Die Theorie dahinter klingt logisch. Der Körper erkennt, wenn eine Verletzung auftritt, zum Beispiel die Bänder bei einem Umknicken überstrapaziert werden. Er reagiert mit einer körpereigenen Kühlung, was dazu führt, dass eine Schwellung entsteht. Die daraus entstehenden Schmerzen übertünchen oft die Kühlfunktion des Körpers. Kühlt man nun selbst von außen, besteht für den Körper keine Notwendigkeit, selbst zu kühlen, sodass keine bzw. eine nicht so starke Schwellung entsteht.

 

Eisspray als Erste-Hilfe-Maßnahme für kurzfristigen Nutzen

Mann mit Knieverletzung in der Natur bekommt Spray zur Schmerzlinderung

Das Eisspray kann im Spiel eingesetzt werden, wenn ein Spieler unbedingt weiterspielen soll, obwohl er sich gerade eine Verletzung zugezogen hat. Es lindert den Schmerz durch die lokale Kälte, die auf dem betroffenen Körperteil erzeugt wird und verhindert neben einem zu starken Anschwellen auch schnelle Entzündungsprozesse. Die Prozesse einer Verletzung werden verlangsamt, die Schmerzinformationen nicht so schnell weitergeleitet, so dass das Schmerzempfinden später einsetzt. Wahrscheinlich kennt jeder Fußballer die Situation, sich im Spiel verletzt und dank Eisspray bis zum Abpfiff durchgehalten zu haben.

Nach dem Spiel scheint die Verletzung nicht so schlimm, doch am Abend oder spätestens am nächsten Morgen wird das ganze Schmerzausmaß spürbar. Das Eisspray heilt die Verletzung nicht, es hilft nur, für den Moment den Schmerz zurückzuhalten. Es zieht die Blutgefäße zusammen und bremst so den Durchfluss des Blutes, was Schwellung und Rötung behindert. Der Kälteeffekt auf die Nervenleitgeschwindigkeit führt ebenso dazu, dass der Schmerz zunächst weniger stark erscheint. Nebenwirkungen sind kaum zu befürchten, in seltenen Fällen können leichte allergische Reaktionen hervorgerufen werden, die jedoch in aller Regel schon nach kurzer Zeit wieder verschwinden.

Keine Rehabilitation mit Eisspray

Der wirkliche Rehabilitationsprozess nach der PECH-Regel kann erst nach dem Spiel beginnen. Eissprays sind kein Mittel zur Rehabilitation und sollten deshalb nach dem Abpfiff auch nicht mehr zum Einsatz kommen.

Um eine Verletzung möglichst schnell abzulegen, ist eine moderate Kühlung wichtig. Gut geeignet sind Kühlakkus, die allerdings auch nicht direkt auf die Haut gelegt werden dürfen, sondern beispielsweise in ein Handtuch eingewickelt werden müssen, um die Haut nicht zu verbrennen. Auch kalte, nasse Umschläge sind eine gute Möglichkeit, Verletzungen auszukurieren, genauso wie Quarkpackungen, denen neben ihrem kühlenden Effekt auch entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt werden. Eisspray dagegen darf nur als Erste-Hilfe-Maßnahme auf dem Spielfeld zum Einsatz kommen.
Dabei müssen jedoch auch einige Regeln beachtet werden:

  • Vor allem muss das Eisspray aus einem Sicherheitsabstand von mindestens 30 cm gesprüht werden, andernfalls können Verbrennungen auftreten. Vereisen ist als Verletzung mit einer Verbrennung gleichzusetzen.
  • Auch dürfen niemals offene Wunden mit Eisspray versorgt werden, die betroffenen Stellen könnten sonst erfrieren. Immerhin weisen Eissprays Temperaturen von -40 Grad auf und können deshalb für den menschlichen Körper auch gefährlich werden.
  • Es gilt deshalb auch, Eisspray niemals in der Nähe der Augen einzusetzen.
  • Bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen kann Eisspray aber schneller wirken als Schmerztabletten oder Gels.

Auf den Körper hören

Als Sportler muss man auf seinen Körper hören. Diese Floskel hört man oft aus dem Profibereich – und sie enthält viel Wahrheit. Wenn man sich eine Verletzung zuzieht, sind die damit verbundenen Schmerzen immer ein Mittel des Körpers, uns eine Pause aufzuerlegen, damit die Verletzung heilen kann. Wenn wir im Moment keine Pause gebrauchen können, versuchen wir die Schmerzen zu unterdrücken und die Rehabilitation aufzuschieben.

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Im Spiel geschieht das oft schon durch das Adrenalin, das im Wettkampf freigesetzt wird. Reicht das nicht, ist Eisspray eine gute Möglichkeit, den Schmerz schnell zu lindern oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Hilft das Eisspray allerdings nicht in dem gewünschten Maße, bringt es auch nichts, immer mehr Eis zu nutzen und den Abstand der Dose zum verletzten Körperteil zu verringern.

Das Signal des Körpers ist dann so stark, dass man darauf hören und sich auswechseln lassen sollte. Andernfalls können schwerwiegendere Verletzungen entstehen, möglicherweise angerissene Bänder komplett reißen oder aus kleinen Muskelfaser- große Muskelbündelrisse werden.
Eine Spielfortsetzung trotz Verletzung erkauft man sich dann mit einer anschließend deutlich längeren Zwangspause.

Alternativen zum Eisspray

Wer kein Eisspray zur Hand hat, kann auch anders kühlen. Eiswürfel sind eine beliebte Alternative, die schnell und günstig beschafft werden können. Hier gilt ebenfalls, dass man vor Verbrennungen Acht geben muss. Das Eis darf nicht zu lange auf der Haut verbleiben, ähnlich wie beim Eisspray genügt eine kurze und intensive Kühlung. Sonst können oben liegende Nerven geschädigt werden.
Die Vorteile des Eissprays gegenüber Eiswürfeln bestehen darin, dass man bei ordnungsgemäßer Nutzung Verbrennungen leichter vermeiden kann. Eis darf wie erwähnt nur sehr kurz mit der Haut in Berührung kommen, besser ist es, Eis in Tücher einzuwickeln, was jedoch länger dauert und schwieriger umsetzbar ist als ein einfaches Eisspray. Außerdem hält dieses konstant seine Temperatur, während Eiswürfel schnell schmelzen können.

Für eine lange Haltbarkeit sollte Eisspray im Medizinkoffer aufbewahrt werden, wo es keiner Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, auch Temperaturen von über 50 Grad wären schädlich. Auch die Dosierung fällt tendenziell leichter.

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Im Profifußball wird heute größtenteils Chloraethyl verwendet, das einem normalen Eisspray sehr nahe kommt, aber noch punktueller auf Schmerzstellen aufgetragen werden kann. Wenn Verletzungen vorliegen, die nicht als Prellungen, Zerrungen oder Verstauchungen identifiziert werden können, sollte man mit dem Gebrauch von Eisspray vorsichtig sein. Muskelkrämpfe sind mit Eis kaum zu stoppen, hier brauchen Spieler vor allem Magnesium und viel Wasser, eine kurze Dehnung auf dem Platz hilft, noch etwas durchzuhalten. Bei einer blutender Nase ist Kälte im Nacken zwar gut, aber nicht in Form eines Eissprays, das deutlich zu kalt wäre. Ein nasses Handtuch ist da deutlich besser geeignet.

Eisspray im Nachwuchsfußball

Im Nachwuchsfußball, vor allem bei jüngeren Mannschaften im Kinderbereich, sollte der Einsatz von Eisspray gänzlich unterlassen werden. Haut und Nervensystem der Kinder sind noch deutlich empfindlicher als das Erwachsener, weshalb Eisspray schneller zu Hautirritationen führt.

Kühlpads und kaltes Wasser müssen hier als Erstversorgung reichen. Im Zweifel sollte die Gesundheit vor dem aktuellen Spielergebnis gehen, denn die Karrieren der Nachwuchsspieler sollen noch möglichst lang fortgesetzt werden. Ein dauerhaftes Kühlen mit angenehm kalten Mitteln ist die deutlich bessere Alternative zu Eissspray.

Fazit: Eisspray hilft, wenn es richtig eingesetzt wird

Oft wird Eisspray falsch eingesetzt, nämlich zu viel, zu nah am Körper oder bei Verletzungen, für deren Behandlung Eisspray ungeeignet oder gar schädlich ist. Verbrennungen sind dann oft die Folge.
Vor allem offene Wunden verbieten den Einsatz von Eissprays. Wird es jedoch richtig angewendet, hat Eisspray durchaus auch heute noch seine Berechtigung, im Spiel zum Einsatz zu kommen, wenn Spieler mit kleineren Verletzungen noch zu Ende spielen sollen.
Bestenfalls sollte dafür ein Arzt auf der Bank sitzen, der im Fall der Fälle in der Lage ist, das Kältespray richtig einzusetzen.

Auch Physiotherapeuten beherrschen den Umgang in der Regel. Wenn allerdings der Mannschaftsleiter auf das Spielfeld rennt, der den Umgang nicht erlernt hat und wild drauflos sprüht, ist der Schaden der Erstmaßnahme größer als ihr Nutzen.

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Bildquelle:
Robert Kneschke / www.fotolia.de