Fair-Play-Liga: Kinder kicken, Eltern bleiben draußen
Der „Spiegel“ hat jetzt über die Fair-Play-Liga berichtet, da dieses Konzept im Jugendfußball immer populärer wird und sich großer Beliebtheit erfreut, weil es auf einem entspannten Miteinander fußt.
In der Fair-Play-Liga kommen keine Schiedsrichter zum Einsatz, die kleinen Kicker schlichten ihre Auseinandersetzungen selber, treffen dabei meistens die richtigen Entscheidungen. Das Magazin berichtet z.B. von einem Vorfall aus dem Hamburger Fußball, als der Unparteiische das Spiel SC Vier- und Marschlande gegen Altenwerder abbrechen musste, weil sich Eltern am Spielfeldrand geprügelt hatten.
Auf dem Platz standen sich F-Jugendliche (!) Gegenüber, die sieben und acht Jahre alten Kicker trugen ein ganz normales Pflichtfreundschaftsspiel aus. Verschiedene Interpretationen der Eltern über eine Entscheidung des Schiedsrichters ließen die Situation eskalieren, erst gab es verbale Entgleisungen, anschließend auch körperliche Repressalien, am Ende eben den Spielabbruch.
Leider ist das im Jugendfußball keine einzelne Episode, in vielen Verbänden werden schon bei den kleinsten Kickern Spiele unterbrochen oder müssen sogar ganz beendet werden. Das alternative Modell der Fair-Play-Liga hat sich in vielen Verbänden durchgesetzt, das Konzept wurde im Jahr 2007 entwickelt und wird auch von den Nachbarländern angenommen.
Dabei stehen an der Seitenlinie lediglich die beiden Trainer und die Auswechselspieler, die Eltern müssen mindestens 15 m Abstand vom Spielfeld nehmen, ein Schiedsrichter fehlt völlig. Die Kinder der Jugendmannschaften treffen alle Spielentscheidungen alleine, erklären sich bei Bedarf sogar die einzelnen Regeln.
Ich finde die Fair-Play-Liga hervorragend, so kommt es kaum zu größeren Meinungsverschiedenheiten, zu unnötigen Unterbrechungen und auch die Eltern konzentrieren sich darauf, die Spieler positiv mit Applaus und Jubel zu unterstützen, meckern nicht. Meistens gibt es auch keine bösen Foulspiele, die Kinder konzentrieren sich einfach auf ihr Spiel und haben Spaß dabei.
Wenn die Eltern zu nahe am Spielfeldrand stehen, geht es mir noch nicht einmal primär darum, dass sie die Entscheidungen der Schiedsrichter kritisieren, was natürlich auch nicht hingenommen werden darf, sondern dass sie die Kinder verunsichern und unnötig unter Druck setzen.
Ich verfolge schließlich einen Trainingsplan, das Spiel ist für mich lediglich eine Überprüfung der Trainingseinheiten. Eltern mischen sich gerne in Aufstellungen ein, wollen das nur die vermeintlich Besten spielen sehen und artikulieren das auch gerne während des Spiels am Spielfeldrand. Auch hier hilft die Fair-Play-Liga, dass ich als Trainer meine Arbeit zielführend in die Tat umsetzen kann.
Denn nichts ist schlimmer als verunsicherte Kinder, die nach jeder Aktion nur zu ihren Eltern schauen, und sich dort eine Analyse ihrer letzten Aktion abholen. Vielen Kindern sieht man förmlich die Angst an etwas falsch zu machen, weil sie sich vor der Elternschelte fürchten.
Letztens ist mir auch so ein Fall widerfahren, der Großvater einer meiner Spieler mischte sich zu sehr von außen ein. Ich erkläre und lehre den Kindern, dass unser Torhüter den Ball nicht blind nach vorne knallen soll, sondern dem nächstpostierten Spieler so zuwirft oder zuspielt, damit dieser den für den Spielaufbau verarbeiten und verwenden kann.
Das geht natürlich oft auch mal schief und führt zum Gegentor. Für mich aber kein Problem, ich sehe schließlich die Fortschritte und die Entwicklung der Kinder. Der Großvater schrie dann jedes Mal „Knall den Ball nach vorne!“ Dass dieser immer wieder postwendend zurückkommt, weil die Kugel nicht verarbeitet werden kann, musste ich ihm dann erklären. Seitdem mischt sich auch dieser Großvater nicht mehr unproduktiv ein, sondern jubelt bei schönen Spielzügen, die wir mittlerweile von hinten heraus aufbauen.
Leider gibt es aber auch bezüglich der Fair-Play-Liga immer wieder Schwarze Schafe. Ich habe schon erlebt, dass Trainer ihre Spieler gezielt darauf vorbereiten, den Fair-Play-Gedanken zu umgehen. Befehle wie: „Wenn der Ball im Aus ist, nehmt Ihr Euch die Kugel einfach, egal, wer ihn ausgeschossen hat!“ oder „Ohne Schiedsrichter können wir es ruhig ein wenig härter angehen, es wird sowieso nicht auf Foul entschieden“ konterkarieren natürlich den Fair-Play-Gedanken.
Hier hilft es nur, solchen Subjekten klar und deutlich aufzuzeigen, dass dies im Fußball und vor allem in der Fair-Play-Liga nichts verloren hat. Schließlich sollte Fair-Play nicht nur im Sport eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, sondern auch im täglichen Umgang miteinander!