Individualcoaching: Feedback-Gespräche zwischen Trainer und Spieler

Der persönliche Austausch und das regelmäßige Gespräch zwischen Spieler und Trainer können Vertrauen, eine von Wertschätzung geprägte Atmosphäre und gegenseitiges Verständnis schaffen. In diesem Zusammenhang spielen individuelle Feedback-Gespräche im Fußball eine wichtige Rolle und können und sollten seitens des Trainers im Saisonverlauf regelmäßig genutzt werden.

Diese geplanten Einzelgespräche ergänzen die tägliche und spontane Kommunikation und stellen jeden einzelnen Spieler und sein Zusammenspiel mit dem Trainer bzw. dem Trainerteam gezielt in den Vordergrund. Im Folgenden sollen daher Hintergrundinformationen, Anhaltspunkte und Ideen vorgestellt werden, die möglichst vielen Trainern dabei helfen, offen, positiv und entwicklungsfördernd auf ihre Spieler zuzugehen und entsprechende Gespräche zu führen.

Trainergespräch mit Spielern

Grundlegende Gedanken zum Individuellen Coaching

Sieh den Menschen.

Bevor der Trainer seinem Spieler Rückmeldung zu seinen Stärken, seiner Entwicklung und den Potentialen gibt, sollte er sich bewusst machen, dass er ihm zunächst als Menschen gegenüber sitzt. Individuell – mit Wünschen, Gefühlen, Sorgen. In dem er mit Offenheit, auf Augenhöhe und wertschätzend agiert, schafft der Trainer die Grundlage für eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre. Ein persönliches Interesse, die Integration fußballferner Themen, und die Bereitschaft zum Zuhören sind nützliche Anhaltspunkte, damit diese sich entwickelt.

In dem Bewusstsein mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten und Charakteren zusammenzuarbeiten, sollten und dürfen die Feedback-Gespräche unterschiedlich, flexibel und dadurch passend sein.

Sei zielorientiert und präzise.

Das Ziel des Feedback-Gesprächs ist es, jedem einzelnen Spieler aus Trainersicht ein detailliertes und nachvollziehbares Bild zu seiner Leistungsfähigkeit und seinem Wirken auf und neben dem Platz zu geben. Weiterhin sollte es gelingen, dem Spieler ein positives Bewusstsein für seine Stärken und Eigenarten zu vermitteln und ihm konkrete Anhaltspunkte für die Möglichkeiten seiner Entwicklung zu vermitteln.

Dies bedeutet, dass nur eine ganz genaue Analyse der einzelnen Spieler und folgende Vermittlung dies möglich macht. „Du hast eine gute Technik!“ oder „Dein Passspiel muss besser werden!“ sind pauschale Aussagen, die dem Spieler nicht helfen können. Vergleichbares gilt es unbedingt zu vermeiden. Was genau zeichnet den Spieler technisch aus? Wie genau kann er sein Passspiel verbessern? Welche Elemente sind hierfür wichtig?

„Achte in offenen 1 gg.1-Situationen darauf, deinen Gegenspieler direkt anzudribbeln, um beide Seiten des Ausbruchs nutzen zu können!“ wirkt als Aussage beispielsweise konkreter, verständlicher und gibt dem Spieler eher die nachhaltige Möglichkeit der Verbesserung.

Fokussiere die Stärken. Sieh die Potentiale.

Der Trainer möchte seine Spieler fördern und verbessern. Dies gelingt, in dem er sie dabei unterstützt, ihre eigenen Stärken in den Vordergrund zu stellen. Er sollte mit seinen Spielern genau darüber sprechen, seine Wertschätzung zum Ausdruck bringen und den speziellen Wert für das Team hervorheben. Der Spieler selbst sollte lernen, sich dadurch seiner eigenen Stärken bewusst zu werden.

Gleichzeitig gibt es bei jedem Spieler Entwicklungsmöglichkeiten. Diese gilt es ebenso detailliert zu analysieren und zu benennen. Zu unterscheiden ist gleichzeitig, ob aus Entwicklungsmöglichkeiten vernichtende Schwächen werden oder entwickelbare Potentiale, die durch Training, Spiel und gemeinsame Unterstützung ausgeschöpft werden können.

Einzelgespräch Trainer und Spieler

Das Feedback-Gespräch gut organisieren

Sei vorbereitet.

Präzise Aussagen, hilfreiche Bilder und nachvollziehbare Rückmeldungen für den Spieler bedürfen einer Analyse und entsprechenden Vorbereitung durch das Trainerteam. Aus der Hüfte geschossen, entwickeln sich die Gespräche doch schnell zu pauschalen Zusammenkünften ohne Mehrwert. Klare Anhaltspunkte für das Einzelgespräch, wichtige Botschaften und ein Grundgerüst für den Ablauf dürfen vorab geplant und dokumentiert sein. Raum für Flexibilität ist immer gegeben.

Für eine vertrauensvolle Atmosphäre ist ein geschlossener Raum ohne Störung sinnvoll. Kleinigkeiten wie eine offene Anordnung der Gesprächsrunde, die bewusste Entscheidung für oder gegen beispielsweise einen Tisch oder auch ein Getränk sind weitere zu planende Aspekte.

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Nimm dir Zeit.

Dem Spieler als Trainer und Trainerteam Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, ist eine gute Gelegenheit, ihm Wertschätzung entgegenzubringen. Für einen entspannten Austausch bietet es sich daher an, mindestens 30 Minuten pro Gespräch einzuplanen – gerne und abhängig von der Verfügbarkeit auch mehr. So gibt es wenig Stress, es muss nicht durch das Einzelgespräch gehetzt werden, ein gemeinsamer Austausch kann sich entwickeln.

Dokumentiere und wiederhole.

Gemeinsam sollten Trainer und Spieler festhalten, welche Punkte besprochen, welche Stärken analysiert und welche Potentiale gesehen wurden. So kann über die Saison ein fortlaufender, roter Faden entstehen, der Nachvollziehbarkeit schafft, der als Erinnerung dient und bei einem nächsten Gespräch die Möglichkeit der Fortsetzung bietet.

Prinzipiell sollten daher sowohl Trainer als auch Spieler am Ende des Gesprächs über eine solche Notiz oder Zielvereinbarung verfügen. Für den folgenden Trainings- und Wettkampfverlauf ist es aus Sicht des Trainers sinnvoll, den jeweiligen Spieler immer wieder auf entsprechende Vereinbarungen hinzuweisen und somit in dem individuellen Coachingverhalten eine Verbindung zu den individuellen Feedbackgesprächen herzustellen.

Einmaligkeit fördert keine Entwicklung. Entsprechend sollten individuelle Feedback-Gespräche mindestens und abhängig von der Umsetzbarkeit zwei- bis dreimal pro Saison stattfinden. So kann – frei von Punkten, Tabellenständen und sonstigen Einflüssen – der individuelle Spielerprozess real begleitet werden.

Feedback-Gespräche

Im Feedback-Gespräch – darauf kommt es praktisch an.

Vermittle für den Spieler.

Eine klare Sprache und nachvollziehbar, prägnant formulierte Gedanken sind grundlegend dafür, dass der Spieler die Vorschläge und Rückmeldungen des Trainers aus seinem Feedback-Gespräch für sich transportieren kann. Ewig lange Erzählungen, Wiederholungen oder das Herumreden um die Kernaussagen bezwecken das Gegenteil. Der Trainer sollte stets daran denken: Der Spieler steht im Vordergrund, es geht hauptsächlich um ihn. Wie mache ich die eigenen Botschaften klar verständlich?

Für die nachhaltige Vermittlung sind immer wieder Bilder hilfreich. Der Trainer sollte so die Möglichkeiten der Visualisierung nutzen. Individuelle Videoszenen, Standbilder oder auch Skizzen auf dem Papier oder einer Tafel helfen dabei, über dieselben Inhalte und Ideen zu sprechen und ein gemeinsames Bild zu entwickeln. Wie immer dabei: Der Spieler darf und sollte sogar integriert werden.

Sei ehrlich.

Ein über den Saisonverlauf positiver und produktiver Austausch kann nur funktionieren, wenn Trainer bzw. Trainerteam und Spieler eine stets offene und ehrliche Kommunikation pflegen. Entsprechend sollte das Feedback für den Spieler genau von dieser Idee geprägt sein. Sofern Spieler und Trainer wissen, spüren und sich stets vermitteln, dass sie als Menschen gut zurecht kommen, kann sowohl sportliches Lob als auch Kritik auf einer sachlichen ebenso wie auf einer emotionalen Ebenen ausgesprochen werden. Ehrlichkeit schafft Vertrauen, der Spieler mag für seine guten Aktionen und Verhaltensweisen ebenso eine Rückmeldung haben wie er es – wenigstens auf längere Sicht – bezogen auf Verbesserungen, Kritik oder andere Meinungen zu schätzen weiß.

Fördere den Prozess.

Ergebnisse, Tabellenstände oder auch die Spielzeit des einzelnen Spielers dürfen den Trainer nicht davon ablenken, stets basierend auf der inhaltlichen und sozialen Entwicklung des einzelnen Spielers eine Rückmeldung zu geben. Drei Spiele in Folge gewonnen, alle Spieler sind super und bekommen entsprechendes Feedback? Fragwürdig.

Genauso sollte ein Spieler, der wenig oder gar keine Spielzeit erhält, spüren, dass sich mit ihm inhaltlich intensiv beschäftigt wird. Der Frust oder die Enttäuschung dürfen trotzdem vorhanden sein – gleichzeitig sorgt beschriebene Vorgehensweise dafür, dass auch dieser Spieler das Gefühl entwickelt, ganz individuell begleitet und gefördert zu werden und somit seine persönliche Situation verändern zu können.

Sei offen.

Ein Trainer coacht, lobt und verbessert. Er tritt häufig in entsprechend führender Rolle auf. Eine tolle Facette sowohl für den Trainer selbst als auch aus Spielersicht gesehen ist es, wenn auch der Trainer bereit ist, von seinen Spielern Feedback zu empfangen.

Wie kann ich dir noch helfen? Was gefällt dir an unserer Zusammenarbeit? Was wünscht du dir von mir oder von uns? Siehst du für mich als deinem Trainer Möglichkeiten der Veränderung oder Verbesserung?

Es erfordert persönliche Reife und Überzeugung, seine Spieler in diesen eigenen Zirkel einzulassen. Gleichzeitig fördert genau diese Bereitschaft die gewünschte Offenheit und das Verständnis dafür, dass innerhalb des Teams alle gemeinsam an einem großen Prozess der Entwicklung wirken.

Schenkt euren Spielern Zeit, beobachtet sie und helft ihnen individuell weiter. Die hier vorgestellten Einzelgespräche und zugehörigen Ideen mögen eine Begleitung und Unterstützung dafür sein.

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