Fußball und Alkohol – Ein schwieriges Thema
Alkohol und Fußball gehören in der Praxis oft zusammen. Daran ändern auch noch so gut gemeinte Kampagnen nichts. Dass viele Profimannschaften Brauereien als Sponsor haben, spricht für sich. Ein Bier nach dem Spiel oder nach dem Training ist oftmals üblich, zumindest bei Freizeitkickern. Dagegen ist auch nicht viel zu sagen, da die Beteiligten erwachsen sind und ihre eigenen Entscheidungen treffen können.
Problematisch wird es dann, wenn ein Mitglied der Mannschaft ein ernstes Alkoholproblem hat. Alkoholismus ist weit verbreitet und kommt in verschiedenen Formen vor. Es muss keineswegs so sein, dass ein alkoholkranker Mensch immer betrunken ist. Aber wenn der Alkohol eine wichtige Rolle im Alltag spielt, dann entstehen daraus ernste Schwierigkeiten.
Ein Trainer muss spätestens dann eingreifen, wenn ein ihm auffällt, dass ein Spieler durch übermäßigen Alkoholkonsum einen Leistungsverlust erleidet. Typische Anzeichen sind extreme Unzuverlässigkeit, eine Alkoholfahne bei unpassenden Gelegenheiten und exzessives Trinkverhalten. Meist ist es aber in einer Mannschaft überhaupt kein Geheimnis, wenn ein Spieler mit dem Alkohol Probleme hat. Deswegen besteht die eigentliche Schwierigkeit nicht darin, einen Spieler mit einem Alkoholproblem zu erkennen.
Die wirkliche Herausforderung ist der Umgang mit einem solchen Spieler. Wenn es nur um Leistung und professionelles Verhalten ginge, müsste jeder Alkoholkranke sofort aus der Mannschaft entfernt werden. Das will aber gut überlegt sein, denn der Fußball ist vielleicht für diesen Menschen ein wichtiger Halt. Die Kameradschaft im Team gibt ihm vielleicht ein wenig Stabilität. Ein Rauswurf bei einem eklatanten Fehlverhalten ist vertretbar, aber sonst ist es aus menschlicher Sicht besser, den Spieler im Kader zu belassen. Ob er auch aufgestellt wird, sollte in erster Linie die Leistung entscheiden.
In Fußballvereinen werden Alkoholprobleme gerne übersehen. Oft werden sogar Witze darüber gemacht. Ein verantwortlicher Umgang mit diesem Thema sieht anders aus. Wenn klar ist, dass ein Spieler Alkoholiker ist, sollte das Team über eine Intervention nachdenken. Bei einer Intervention wird der Betroffene mit seinen Problemen konfrontiert. Dazu könnte z.B. ein Training in eine Intervention umgewandelt werden. Der alkoholkranke Spieler wird nicht informiert. Wenn er eintrifft wird eine Sitzung abgehalten, bei der die Mannschaftskollegen und der Trainer vortragen, wie negativ der Alkohol sich auswirkt. Dabei ist es wichtig, keine allgemeinen Floskeln zu verwenden, sondern direkt und präzise zu der betroffenen Person zu sprechen. Es ist umstritten, wie effektiv Interventionen sind. Aber sie sind auf jeden Fall wirkungsvoller als Wegschauen.
Wenn ein Alkoholiker im Team ist, der vom Alkohol weg will, können der Trainer und die Mannschaft ihn unterstützen. Der Alkohol kann z.B. komplett aus der Kabine verbannt werden, wenigstens für einen längeren Zeitraum. Wenn ein Trainer das Problem offen anspricht und den Rückhalt der Mannschaft einfordert, ist das für den Spieler ein klares Zeichen. Echter Teamgeist zeigt sich in kritischen Situationen und diese gehen eben manchmal über den Fußballplatz hinaus.
An dieser Stelle darf nicht vergessen werden, dass auch Trainer ein Alkoholproblem haben können. In der Fußballgeschichte gibt es zahlreiche prominente Alkoholiker auf der Trainerbank. Der Trainerjob kann sehr anstrengend sein und nicht jeder hat eine robuste Psyche. Der Alkohol kann vielleicht kurzfristig eine entspannende Wirkung haben, auf Dauer zerstört er aber einen Menschen. Wenn ein Trainer bemerkt, dass er vor jedem Spiel Alkohol benötigt, sollte er sich schleunigst professionelle Hilfe suchen. Je früher das Problem angegangen wird, desto besser sind die Chancen. Kurzfristig rettet der Alkohol vielleicht einen Trainer, aber langfristig werden Alkoholiker entlassen, weil sie nicht tragbar sind.
Die beste Alkoholprävention besteht darin, den Druck auf andere Weise abzubauen. Ausdauersport als Ausgleich kann ein gutes Instrument sein. Aber auch Entspannungstechniken wie Meditation und Autogenes Training sind hilfreich. Sie wirken nachhaltiger als Alkohol und haben keine negativen Nebenwirkungen. Wenn der Druck so groß ist, dass er alleine nicht mehr bewältigt werden kann, ist professionelle Hilfe, z.B. von einem Sportpsychologen, unbedingt empfehlenswert.