Legendäre Trainer: Mário Zagallo
Bekanntermaßen ist der Posten als Trainer eines international mitspielenden Fußballvereins heutzutage ein Posten mit eingebautem Schleudersitz. Dieser katapultiert einen Coach bei anhaltender Erfolglosigkeit schneller als man denkt ins Aus. Bei Mário Jorge Lobo Zagallo, meistens kurz „El Lobo“ genannt, musste der Schleudersitz nie ausgelöst werden. Der 1931 in Brasilien geborene Trainer verschiedener brasilianischer Fußballmannschaften stieg durch die erfolgreiche Arbeit mit der brasilianischen Nationalmannschaft zur Legende im Fußballhimmel auf, nachdem er bereits als Fußballspieler bedeutende Erfolge gefeiert hatte.
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Fußball war sein Leben
Dass Mario „El Lobo“ Zagallo zur Legende im Fußball wurde, verdankt er seiner Persönlichkeit und der Liste seiner Erfolge. Sollte man heute einen Trainer benennen, der als der erfolgreichste Coach der Welt gilt, dann müsste wohl auch sein Name in der Verlosung sein. Doch der Brasilianer mit libanesischer Abstammung begann bereits als Fußballer den ganz großen Erfolgsweg einzuschlagen. Bei vier der fünf erzielten Weltmeistertitel der brasilianischen Fußballmannschaft wirkte Zagallo an vorderster Front mit – zuerst als aktiver Spieler, dann als begnadeter Trainer und Fußballstratege. Als solchen nannte man ihn nach seinem dritten Vornamen wahlweise „El Lobo“, den Wolf – oder aber „Professor“. Er studierte und vermittelte fußballerische Strategien und Taktiken wie kein anderer.
Mario Zagallo war in seiner aktiven Zeit als Spieler meist ein offensiver Mittelfeldspieler, der auch gerne als Stürmer eingesetzt wurde. In den Jahren 1946 bis 1950 war er für den „América FC“ tätig, von 1951 bis 1957 kickte er für „Flamengo Rio de Janeiro“. Zwei Staatsmeisterschaften konnten in diesen Jahren mit seiner Mithilfe gewonnen werden. Von 1958 bis 1965 lief der junge Mario für Rio de Janeiros Verein „Botafogo“ aufs Spielfeld. Der Gewinn der Provinzmeisterschaften in den Jahren 1961 und 1962 und der Sieg im „Torneio Rio-São Paulo“ im selben Jahr krönten seinen damaligen Status als Spieler. „El Lobo“ blieb außerdem in 33 Länderspielen und als Mitglied der brasilianischen Nationalmannschaft am Ball. Als Stammspieler der Nationalmannschaft auf dem Posten des Linksaußen erlebte er, wie die brasilianische Mannschaft durch sein Mitwirken 1958 und 1962 Fußballweltmeister wurde. Was für ein Triumph!
Vom erfolgreichen Spieler zum taktisch versierten Trainer
Irgendwann ist jede aktive Fußballerkarriere zu Ende. Der erfolgreiche brasilianische Fußballer sattelte um. Mario wurde zum Fußballtrainer. Schon 1966 heuerte der fußballbegabte Mann als Trainer beim brasilianischen Verein „Botafogo de Futebol e Regatas“ an. Er trainierte diese Mannschaft über vier Jahre. Danach arbeitete er bei brasilianischen Vereinen wie dem „Fluminense Football Club“ oder bei „Flamengo Rio de Janeiro“, bevor er erneut als Trainer zur Nationalmannschaft zurückkehrte und einen weiteren Vertrag bei „Botafogo“ unterschrieb.
Überraschenderweise entschloss sich der erfolgreiche brasilianische Fußballtrainer 1978, nach Saudi-Arabien zu gehen und in Riad den saudischen Verein „Al-Hilal“ zu trainieren. Dieser spielte als einer der erfolgreichsten Fußballvereine der arabischen Welt in der „Saudi Professional League“. Offensichtlich war die Arbeit dort nicht befriedigend genug für Mario – und das, obwohl die saudische Mannschaft unter seiner Führung erstmals überhaupt saudi-arabischer Meister wurde. Mit der Kürze seiner Trainerzeit stand der brasilianische Fußballtrainer aber keineswegs alleine. Schaut man sich die Liste der Trainer dieser arabischen Mannschaft genauer an, findet man diverse Trainer, die der saudischen Mannschaft nur ein Jahr lang als Coach dienten. Im Anschluss an diese Periode seines Trainerlebens entschloss „El Lobo“ sich, wieder in sein Heimatland zurückzukehren. Bei „Vasco da Gama“ und den danach folgenden Vereinen – unter ihnen „Clube de Regatas de Flamengo“, „Botafogo“, „Bangu“ und nochmals „Vasco da Gama“, war er bis 1991 beschäftigt. Den Abschluss seiner Trainerkarriere bildeten die wiederholten Tätigkeiten für die brasilianische Nationalmannschaft, sowie die Trainerposten bei „Portuguesa“ und „Flamengo“.
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Ungewöhnlich für einen Fußballtrainer ist, dass „El Lobo“ bei einigen brasilianischen Vereinen mehrfach angeheuert wurde. Seltenheitswert hat es auch, dass ein Fußballer zweimal eine Weltmeisterschaft nach Hause holen kann und dies als Coach nochmals schafft. Außer Franz Beckenbauer kann kein ehemaliger Fußballer ähnliches von sich sagen. Als Nationalmannschafts-Coach stand Zagallo bei 154 Spielen an der Seitenlinie. Die erste Periode als Nationalcoach erlebte der Brasilianer zwischen 1970 und 1974. Von 1993 bis 1994 arbeitete er als technischer Direktor für die brasilianischen Nationalspieler. Die zweite Amtszeit als National-Coach begann 1994, nachdem er als Trainerassistent die Weltmeisterschaft nach Brasilien geholt hatte.
Die Trainerkarriere von Mario Zagallo endete 1998 mit dem Vizeweltmeister-Titel. Doch zuvor hatte „El Lobo“ mit der brasilianischen Nationalmannschaft noch die „Copa America“ geholt. Kaum ein Nationalmannschafts-Trainer im Fußball hat so wenig klare Niederlagen einstecken müssen wie der „Fußball-Professor“. Von 154 Spielen endeten nur 33 mit einem Unentschieden. Geschlagen wurde die brasilianische Nationalmannschaft unter seiner Regie nur selten.
Der Meister aller Klassen
Einer wie „El Lobo“ spielt in den Augen seiner begeisterten Anhänger Fußball in einer eigenen Liga. Mario Zagallo hat als Spieler und als Trainer Fußballgeschichte mitgeschrieben. Er wurde auch deswegen schon zu Lebzeiten zur Legende. Wo immer eine brasilianische Mannschaft in die Beliebigkeit abzugleiten drohte, engagierte man den umtriebigen Meistermacher. Die brasilianische Nationalmannschaft galt damals als eine der besten, wenn nicht gar die beste Fußballmannschaft der Welt. Das änderte sich auch nicht, als die Brasilianer 1966 durch eine besonders ruppige Spielweise der Gegnermannschaften unsanft aus dem Weltcup-Geschehen geworfen wurden. Das war der legendäre Moment, in dem man sich an den begabten Ex-Kicker erinnerte und ihn erstmals als Fußballtrainer engagierte.
Was diesen Trainer immer auszeichnete, waren sein taktisches Geschick und seine Detailbesessenheit. Er trainierte die brasilianischen Kicker vor der Weltmeisterschaft in ähnlichen klimatischen Konditionen wie jenen, die sie am WM-Spielort in Mexiko antreffen würden. El Lobo wusste: Keine noch so ausgeklügelte Taktik greift, wenn die Spieler wegen der klimatischen Bedingungen auf dem Spielfeld konditionell nicht auf der Höhe sind. Statt der bewährten 4-2-4 Formation griff der neue Coach damals auf eine 4-3-3er Kette zurück. Als zentrale Spielerfigur setzte er Rivellino ein. Dieser sollte den Raum für Pelé freihalten, damit dieser seine besten Leistungen abrufen und Tore schießen konnte. Es galt für die Brasilianer, den traumatischen Titelverlust von 1950 wieder wettzumachen.
Der Coup gelang – unter anderen wegen der Trainingsmethoden von Mario Zagallo – tatsächlich. Unter Fußballfans wird das letzte Tor zum 4:1 Sieg der Brasilianer noch heute diskutiert. In welcher Position man Mario Zagallo auch einsetzte – ob als Spieler, Coach oder Assistenzcoach – er lieferte immer. Er sorgte für eine Renaissance des brasilianischen Fußballs. „El Lobo“ formte seinerzeit außerdem eine der besten Mannschaften, die die Fußballwelt bis dahin gesehen hatte. Darüber hinaus formte „El Lobo“ auch brasilianische Spielerpersönlichkeiten. Als Parade-Beispiel muss Ronaldo genannt werden.
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Blickt man auf die Zeit, binnen derer dieser Trainer seine Erfolge eingefahren hat, kann man nur staunen. Zagallo verkörperte über Jahre alles, was den brasilianischen Fußball zu dem gemacht hat, was er lange Jahre war. Der starke Wille zu gewinnen, wurde hier gepaart mit einem brillanten Verständnis für fußballerische Strategien und Taktiken. Dazu addierte sich der musikalische Geist der brasilianischen Sambamusik, der für die spielerische Eleganz dieser Fußballer sorgte. Obwohl Mario Zagallo selbst keine besondere Körpergröße aufwies, wurde er für die Brasilianer zum größten Fußballtrainer aller Zeiten.
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Bildquelle: Celso Pupo / Shutterstock.com