Schwerverletzter in Cottbus – Schiedsrichter lässt Partie gegen Osnabrück weiterspielen
Selten war die Dramatik einer schweren Verletzung so spürbar wie am Samstag bei der Zweitliga-Partie Energie Cottbus gegen den VfL Osnabrück: in der 81. Spielminute kollidierten Markus Brzenska (Cottbus) und Osnabrück-Stürmer Flamur Kastrati miteinander, der Norweger Kastrati ging zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Nachdem die Teamärzte und der Rettungsdienst eine Wirbelsäulenverletzung nicht ausschließen konnten, wurde ein Rettungswagen aufs Grün beordert, um Kastrati so schonend wie möglich in die Klinik zu transportieren – der Schiedsrichter wollte die Partie nicht abpfeifen.
Die Entscheidung mag verwundern: obwohl nach Versorgung und Abtransport von Kastrati die Regelspielzeit abgelaufen war, wollte Schiedsrichter Marc Seemann aus Essen nicht abpfeifen und gab 12 Minuten Nachspielzeit – zur Verärgerung der Zuschauer und der Spieler selbst, die sich einig waren: Weiterspielen gibt es nicht. Sie behalfen sich, indem sie ohne jeden Angriff den Ball hin- und herschoben.
Wie kam es zu dieser Entscheidung? Seemann wollte das Spiel offenbar nicht abbrechen, hatte den Spielern aber nach eigener Aussage mehrfach angeboten, vom Platz zu gehen und das Spiel so vorzeitig zu beenden. Das wiederum scheiterte aber an den Cottbusern – der Bild teilte Cottbus-Präsident Ulrich Lepsch wörtlich mit: „Dann wäre das Spiel vors Sportgericht gegangen. Und wir hätten am Ende vielleicht sogar verloren. Das wollten wir – bei aller Dramatik – nicht.“ Fachlich hat Marc Seemann im Rahmen des Rechts gehandelt – ob die Entscheidung human gerechtfertigt war, steht auf einem anderen Blatt. Doch auch das Statement des Cottbus-Präsidenten lässt Zweifel am alleinigen sportlichen Gedanken aufkommen – gewinnen ist nicht alles, auch wenn man nur 6 Punkte vom sicheren Aufstiegsplatz entfernt liegt.
Glück im Unglück aber für Kastrati: noch am Abend gab die Klinik Entwarnung und teilte mit, er habe keine lebensgefährlichen Verletzungen davongetragen.