Bodenverhältnisse bei der Taktik berücksichtigen
Es gibt viele Faktoren, die ein Spiel beeinflussen können. Die Bodenverhältnisse werden zwar häufig nach einem Spiel beklagt, aber nur wenige Trainer stellen ihre Mannschaft tatsächlich auf die vorhandenen Bedingungen ein. Dabei gibt es durchaus Potential, das in einem Spiel den entscheidenden Vorteil bringen kann.
Aschenplatz/Hartplatz
Auf einem Aschenplatz ist der Ball deutlich schneller als auf einem trockenen Rasenplatz. Zudem springt er höher ab. Dafür ist er aber in der Regel auch berechenbarer als auf einem Rasenplatz.
Taktik:
Pässe in den Fuß sind deutlich einfacher als in den Lauf. Auf einem Aschenplatz ist es deutlich schwieriger, eine gute Ballkontrolle auszuüben. Mannschaften, die schnell und kontrolliert nach vorne spielen, sind im Vorteil. Da Grätschen auf einem Aschenplatz schwieriger sind, sollten sich die Abwehrspieler hinter ihrem Gegenspieler postieren. Ein mitspielender Torwart hat es leichter, da viele Steilpässe zu schnell werden. In der Offensive empfiehlt sich ein Spiel über die Außenpositionen. Wenn kopfballstarke Spieler im Sturm spielen, bieten Flanken eine gute Möglichkeit, die schwierige Ballkontrolle auszuhebeln. Wenn der Ball in der Luft ist, spielt der Untergrund keine Rolle.
Kunstrasenplatz
Ein Kunstrasenplatz ist in vielerlei Hinsicht mit einem Aschenplatz vergleichbar. Ein großer Vorteil ist, dass die Platzbedingungen stets optimal sind. Es kann kaum vorkommen, dass ein Ball verspringt.
Taktik: siehe Aschenplatz
Rasenplatz (nass)
Ein nasser Rasen macht einen Ball enorm schnell. Sobald der Ball den Boden berührt, erfährt er meist eine enorme Beschleunigung. Ein tiefer Boden kann aber auch dafür sorgen, dass ein Pass „verhungert“ oder ein Ball viel niedriger aufspringt als vermutet. Eine besondere Schwierigkeit ist, dass die Bedingungen an jeder Stelle auf dem Platz unterschiedlich sein können.
Taktik:
Flache Pässe in den Fuß sind unter diesen Bedingungen wesentlich einfacher als halbhohe oder hohe Bälle. Auch bei Steilpässen, die nur selten genutzt werden sollten, sind unbedingt Flachpässe zu bevorzugen. Schließlich muss der Stürmer den Ball kontrollieren können. Ein sehr probates Mittel sind Fernschüsse. Die Nachteile, die es beim Passspiel gibt, werden beim Torschuss zu Vorteilen. Für einen Torhüter ist es oft enorm schwer, einen aufspringenden Ball zu halten. Die Stürmer sollten angewiesen werden, bei jedem Torschuss konsequent nachzugehen, um eventuell von einem Abpraller zu profitieren.
Rasenplatz (gefroren/Schneedecke)
Ein gefrorener Platz erschwert die Ballkontrolle enorm. Der Ball verspringt häufig und viele technische Fehler kommen vor. Wenn Schnee liegt, wird der Ball unberechenbar. Er kann plötzlich liegenbleiben oder beim Aufkommen Geschwindigkeit aufnehmen.
Taktik: Ein unkompliziertes Passspiel mit kurzen Pässen in den Fuß erleichtert die Kontrolle. Fernschüsse sind empfehlenswert, da der Torwart durch die Bedingungen benachteiligt wird. Flanken sind deutlich effektiver als Steilpässe. Halbhohe Pässe sollten komplett vermieden werden.
Mannschaftsaufstellung
In Deutschland herrscht allgemein die Lehrmeinung vor, dass kleine, leichtgewichtige Spieler auf einem nassen, tiefen Boden besser zurechtkommen. In Italien hingegen wird gelehrt, dass bei diesen Bedingungen große, schwere Spieler besser geeignet sind. Es ist also nicht ganz leicht, eine Präferenz zu entwickeln. Allerdings gibt es Spieler, die auf einem regendurchtränkten Boden weniger Probleme haben. Erinnert sei nur an das legendäre Fritz-Walter-Wetter. Der große Fritz lief regelmäßig zu Höchstform auf, wenn Regen die Platzbedingungen maßgeblich beeinflusste.
Schuhwerk
Jeder Trainer hat es schon erlebt, dass der einer oder andere Spieler plötzlich auf dem Hosenboden liegt, weil er die falschen Schuhe trägt. Das ist höchst ärgerlich. Auf einem tiefen Rasenplatz sollten Stollenschuhe Pflicht sein. Ansonsten ist günstig, verschiedene Schuhe und Stollen zu haben, so dass eine optimale Anpassung an den Untergrund stattfinden kann. Vor dem Spiel sollte das Schuhwerk ausgiebig getestet werden. Dazu kann es sinnvoll sein, die Aufwärmphase etwas zu verlängern.