Experte: Millionenschäden durch falsches Training

Dr. Christoph Anrich, Hirnforscher und Mediziner, übt häufig Kritik an Trainingsmethoden, wie sie auch in der Bundesliga tägliche Praxis sind. Inzwischen spricht er Worte, die auch Bundesligatrainer verstehen dürften – seine These: „Falsches Training kostet die Bundesliga 50 Millionen pro Jahr!“. Was steckt dahinter, was kritisiert Anrich?

Das Grundproblem, so Dr. Anrich, sei der mangelnde Fortschritt: seit den Sechzigern und Siebzigern hat sich nur wenig an der Trainingslehre verändert, obwohl die Sportmedizin sehr große Fortschritte gemacht hat. Dadurch resultieren zahlreiche verletzungsbedingte Ausfälle, die vermeidbar wären und die Bundesliga bares Geld kosten. Die derzeitigen Spielkonzepte widersprechen seiner Ansicht nach dem heutigen Wissen über die menschliche Wahrnehmung und führen zu einer Reizüberflutung. So entstehen überflüssige Verletzungen – häufig wird Training falsch aufgebaut und resultiert in Verkrampfungen, die sich in Adduktorenschmerzen, Muskelfaserrissen, Meniskusschäden, Kreuzbandrissen und vielen ähnlichen Verletzungen widerspiegeln.

Die Bewegungen und das Gehirn unterliegen laut Dr. Anrich bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Als Beispiel nennt Dr. Anrich das Oberschenkeltraining, wo schwerpunktmäßig die vordere Muskulatur trainiert wird. Hier wird zwangsläufig die hintere Muskulatur automatisch mitinvolviert, aber nicht gezielt aufgebaut, sodass wertvolle Leistungsressourcen ungenutzt bleiben. Das permanente Spiel gegen den Ball widerspricht nach Dr. Anrichs Meinung der Wahrnehmungsfähigkeit der Augen – hier ist Abwechslung und gezieltes Training notwendig. Zudem prangert er an, dass gerade im Jugendtraining häufig gespart und Väter ohne Vorbildung eingesetzt werden – qualifizierte Trainer sind auch hier das A und O.