Wissen, wo das Tor steht
Nürnberg und Braunschweig runter, Hamburg und Fürth in der Relegation, Köln und Paderborn rauf. Mit den Ostwestfalen betritt ein absoluter Neuling die Bühne Bundesliga, ein Neuling, bei dem sie wissen, wo das Tor steht.
Denn mit 63 Toren stellt der SC Paderborn die zweitbeste Offensive der Liga, die die relativ schwache Defensive – 48 Gegentore sprechen für sich – kompensieren konnte. Der SCP war die beste Mannschaft der Rückrunde, und hier nach Ingolstadt und Köln mit 16 Gegentreffern auch die drittbeste Defensive. Sonst wäre der Aufstieg wohl nicht geglückt. So aber wird das Team von Trainer André Breitenreiter der 53. Bundesligist der Geschichte. Und das entscheidende 2:1 gegen Aalen hat exemplarisch gezeigt, wie der SCP den ostwestfälischen Traum vom ersten Bundesligaaufstieg in die Tat umsetzen konnte.
Im 4-1-3-2 ließ Breitenreiter seine Mannschaft im wohl wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte agieren, Aalen hielt im 4-1-4-1 dagegen und ging schon nach acht Minuten in Führung, was Paderborn aber nur noch mehr anstachelte. Denn wie gesagt, die Offensive der Ostwestfalen weiß genau, wo das gegnerische Tor steht, und völlig unbeeindruckt drehte der SCP zwischen der 14. und der 21. Minute das Spiel durch zwei Tore von Vucinovic und Vrancic. Bis kurz vor der Halbzeit kreierte Paderborn Gelegenheiten, das Ergebnis auszubauen, schaltete dann jedoch einen Gang zurück. Aalen allerdings konnte das nicht nutzen und war weit davon entfernt, noch vor der Pause den Ausgleich zu erzielen. Die direkte Konkurrenz um Platz drei, Greuther Fürth, hatte durch das 0:0 gegen Sandhausen zu diesem Zeitpunkt vier Zähler Rückstand.
Am Ende passiv
Erst, als in der 52. Minute das 1:0 der Fürther in der Paderborner Arena die Runde machte, wurde Breitenreiters Mannschaft doch nervös – denn nur ein Aalener Treffer hätte nun Platz drei und damit die Relegation bedeutet, da Fürth das bessere Torverhältnis aufwies. Und Aalen wollte Paderborn nichts schenken, kam kurz nach dem Fürther Führungstor zu einer guten Gelegenheit. Der SCP setzte auf die Verwaltung des Ergebnisses und überließ den Gästen von der Schwäbischen Alb mehr oder weniger das Spiel, Aalen jedoch konnte kein Kapital in Form von Torchancen daraus schlagen.
Erst in den letzten Spielminuten kam es vor beiden Toren noch einmal zu etwas wie Torgefahr. Zunächst vergab Vucinovic für die Hausherren, kurz darauf Junglas für die Gäste – der Paderborner Anhang erstarrte kurzzeitig, die Feiergesänge der Fans verstummten für einen Moment. Die letzten fünf Minuten plus die dreiminütige Nachspielzeit wollten sich beide Teams offenbar nicht mehr wehtun, die Partie dämmerte dem Abpfiff entgegen, Breitenreiter hatte ab der 73. Minute begonnen, mit Auswechslungen die Defensive zu verstärken, als er zunächst Koc, später dann noch Bertels und Krösche für Saglik, Meha und Bakalorz brachte. Mit dem Schlusspfiff fiel natürlich die Anspannung von Spieler, Trainer und Publikum ab.