Futsal-Länderspiel: Deutschland gegen Japan, Taktischer Report

Deutschland verliert sein Futsal-Länderspiel gegen Japan 0:2. Japan kommt durch 2 Standards (Ecken) und einem hohen Angriffspressing zum Sieg. Unser Futsal-Experte Marcus Urban hat das Spiel für uns unter die taktische Lupe genommen.

Taktische Analyse Deutschland

Mit Ball:

Grundordnung: 1 – 4 – 0 / 1 – 3 – 1

Die Deutschen haben primär mit 2 festen Blöcken agiert. Nach ca. 10 Minuten erfolgte ein Wechsel im Block A. Es war klar die Handschrift von Marcel Loosveld zu erkennen, welcher schon bei der Nationalmannschaft der Niederlande kurz eröffnen ließ. Lange Abwürfe bilden die Ausnahme, auch lange Bälle in die beiden Ecken (Taschen) sind sehr selten.

Weniger positive fiel das Umschaltspiel der Deutschen in die Offensive auf, es lahmte auch nach Ballgewinnen in aussichtsreichen Positionen. Vor allem Block A nahm oft Tempo raus und bekam damit sogar phasenweise noch mehr Druck.

Block A eröffnete nach meist kurzem Abwurf des Torhüters variabel aus einer 1 – 4 – 0 Formation heraus. Die Ala Positionen (2-4) standen meist invers, d.h. ein Rechtsfuß Links und ein Linksfuß Rechts, z.B. Wittig. Die Rotationen wurden primär über die Mitte gelaufen. Die Idee war aus dem großen Druck der Japaner zu kommen durch abgestimmte Laufwege.

Block B spielte einen Mix aus einem 1-4-0 und einem 1-3-1 mit einem Pivot (5) der meist auf eine Seite abkippt ist. Aus der Ballbewegung sowie den Laufwegen (Rotationen) versuchte dieser Block oft 1vs1 Situationen zu schaffen, die von Meyer und Sözer oft auch aktiv gesucht wurden. Daraus entstanden oft Überzahlsituationen und einige Torchancen wurden auch daraus erarbeitet.

Aufgrund des Spielstandes brachte Loosveld am Ende der 2. Hälfte den „fliegenden“ Torhüter, dieser wurde von Sözer gespielt. Deutschland hat im 3-2 System gespielt mit 2 Spielern direkt neben dem Tor. Ziel war es die Abwehr zu bewegen und dann über einen einrückenden Außen ins Zentrum etwas zu entwickeln. Über die Mitte wären dann die Optionen über die beiden Pfostenspieler sowie der ballnahe Außen gewesen sowie ebenfalls ein eigener Abschluss.

Gegen Ball:

Um den Ball zurück zugewinnen spielte Deutschland ein tiefes 1-1-2-1 wenn Druck auf dem Ball war wurde im Raum verteidigt. Falls kein Druck aufgebaut werden konnte gingen die Deutschen bei den Rotationen der Japaner präventiv mit Ihren Gegenspielern mit. In der 2. Halbzeit versuchten die Deutschen phasenweise höher zu attackieren.

Taktische Analyse Japan

Mit Ball:

Die Japaner spielten ein reines 1-4-0 System, auch unter hohem Druck der Deutschen blieben die Japaner in Ihrem System. Sie betrieben viel Aufwand und wechselten sehr häufig die Positionen bzw. rotierten. Ziel war es die Deutschen auf eine Linie bzw. die Verteidiger auf eine Höhe zu bekommen um dann in deren Rücken Torchancen herauszuspielen.

Auffällig war, dass die Japaner immer über das Zentrum rotierten und versuchten dann über eine Seitenüberlagerung Doppelpasssituationen zu schaffen. Jedoch der ballferne Spieler sich auch immer für eine diagonale Verlagerung anbot.
Die Überzahl bzw. „Flying Goalie“ spielte Japan in diesem Vergleich überhaupt nicht.

Gegen Ball:

Die Japaner spielten über beide Halbzeiten hinweg ein hohes Angriffspressing. Den ersten Ball ließen sie meist zu, um dann in hohem Tempo sofort Druck zu machen und die Deutschen aggressiv anzulaufen. Dies hatte zur Folge, dass Japan recht schnell in Ballbesitz kam und sein dominantes Spiel durchsetzen konnte.

Fazit:
Japan hat aufgrund von 2 Standards (Ecken) gewonnen – die Japaner spielten zwar dominant aber konnte Ihre individuelle Klasse nicht immer nutzen, da Deutschland sehr diszipliniert verteidigt hat. Aus dem Spiel heraus, gelang keinem Team ein Treffer. Deutschland hat sich einige gute Chancen erarbeitet, konnte aber leider keine Nutzen.

Oft wurden die Gelegenheiten zu hektisch abgeschlossen. Deutschland bot eine gute Leistung gegen den 2. Platzierten der Asienmeisterschaften. Die Defensive zeigt sich stark verbessert und auch in der Offensive ist inzwischen eine Handschrift des Trainers zu erkennen.

Wenn Deutschland am sprungreduzierten Ball bleibt, kommen auch eigene Tore und auch Siege dazu. Vielleicht schon im nächsten Ländervergleich gegen die Schweiz.

von Marcus Urban