SpoWi-Ecke: Studie zur Ganzkörpervibration
In sportlicher Hinsicht spielt Vibrationstraining eine immer größere Rolle. Völkel und Henning stellten beispielsweise in einer Untersuchung bei Sportstudenten 2012 eine Verbesserung koordinativer Fähigkeiten durch Vibrationstraining fest. In einfachen Bewegungsformen wurden deutliche Fortschritte festgestellt, beispielsweise die Gleichgewichtsfähigkeit im Stehen oder eine verbesserte Handkoordination betreffend.
Nina Völkel, Alexis Brinkemper, Gerrit Schwiertz und Ewald Henning untersuchten daraufhin im März 2013 an der Deutschen Sporthochschule in Köln auch die Auswirkung von Vibrationstraining auf komplexere Bewegungen. Als Beispiel wurde hier die Ganzkörpervibrationsauswirkung auf die Präzision bei Elfmetern betrachtet.
Die Untersuchung zum Elfmeterschießen
Für die Untersuchung wurden 14 männliche Fußballspieler ausgewählt, die an zwei aufeinanderfolgenden Testtagen auf ein elektronisches Target schossen. Die Probanden im Alter vom 26+-6,2 Jahre wärmten sich zuerst gemeinsam auf. Nach der fünfminütig standardisierten Einleitung auf einem Fahrrad-Ergometer gaben die Versuchspersonen zuerst zehn Schüsse auf das Target ab – eine in 1m Höhe postierte und 60cm im Radius breite Zielscheibe, die in acht Metern Entfernung vom Schützen postiert wurde.
Die Probanden nutzten dabei die eigenen Fußballschuhe oder Schuhwerk.
Anschließend absolvierten die Fußballer 50 Schüsse auf das Ziel. Nach jeweils zehn Schüssen wurde eine kurze Pause eingelegt, um Ermüdungserscheinungen zu vermindern. Die Vorgabe dabei lautete stets, eine möglichst hohe Schussgenauigkeit zu erreichen.
Im Anschluss an die 50 Versuche erfolgte die Behandlung, entweder die Ganzkörpervibration bei 5 Hz oder zur Kontrolle mit 0 Hz. Dies geschah randomisiert, d.h. der Zufall entschied. Nach der Vibration wurde dann erneut die 50er-Serie an Torschüssen durchgeführt, um mit den erzielten Resultaten vor der Vibration zu vergleichen.
Vibration mit positiven Einflüssen?
Interessanterweise konnte die Studie nicht bestätigen, dass Vibrationstraining positive Auswirkungen auf die Schussgenauigkeit aufweist. Im Gegenteil zeigte sich lediglich bei der Kontrollgruppe eine kleinere Verbesserung, bei der Vibrationsgruppe hingegen sogar eine minimale Verschlechterung.
Fazit
Vibrationstraining, wie es beispielsweise in vielen Fitnessstudios angeboten wird, kann durchaus positive Auswirkungen auf einfachere motorische Aufgaben bewirken. Eine direkt im Anschluss erfolgende Verbesserung komplexerer Bewegungshandlungen konnte zwar nicht nachgewiesen werden, da die Schussgenauigkeit nach Vibrationstraining sogar etwas abnahm. Jedoch gilt es zu bedenken, dass laut Aussage der Wissenschaftler eine erneute Durchführung mit hochklassigeren Spielern aufgrund der Reproduzierbarkeit der Schüsse wünschenswert wäre.
Außerdem stellt sich die Frage, ob durch Vibrationstraining eine augenblickliche Verbesserung überhaupt erzielt werden soll. Die anvisierte Verbesserung gleich im Anschluss an das Treatment scheint schwer umzusetzen. Fraglich, ob das Training mit Ganzkörpervibration nicht eher im dauerhaften Einsatz Sinn ergibt, beispielsweise um diverse (Muskel-)Partien anzusprechen oder neue Reize zu setzen.
Bedeutung für das Training
Aufgrund der bestätigten positiven Effekte auf einfache Handlungsmuster kann bei Gelegenheit auf Vibrationstraining zurück gegriffen werden. Ob dadurch eine blitzartige Verbesserung der fußballspezifischen Leistung erreicht werden kann scheint hingegen aufgrund dieser Studie fraglich – in kontinuierlicher und langfristiger Arbeit müssten noch genauere Untersuchungen durchgeführt werden, scheinen aber deutlich sinnvollere Einsatzgebiete aufzuzeigen.
Von Dominik Langenegger