Aus nach nur zwei Spielen

Dass die deutsche U 21 eine schwere Vorrundengruppe erwischt hatte, war vorher klar. Doch dass das Team von Rainer Adrion schon nach zwei Spielen ausgeschieden ist, das musste man auch nicht befürchten. Genau das ist allerdings passiert. Die Spanier zeigten, dass ihr Spielerpotenzial im Hinblick auf die kommenden Jahre weiterhin riesig ist.

Nach dem unglücklichen 2:3 gegen die Niederlande war Deutschland gefordert. Sieg oder wenigstens Remis, etwas anderes war verboten. Am Ende stand ein verdientes 0:1 gegen sehr gute Spanier, auch wenn der Siegtreffer erst in der 86. Minute fiel.

Von Beginn weg sah sich Adrions Mannschaft vom spanischen Kurzpassspiel gefordert – und sie konnte wenig dagegen ausrichten. Auch, wenn der deutsche Nachwuchs in der ersten Halbzeit noch zu ein paar wenigen Chancen kam: Spanien dominierte das Spiel, war der deutschen Auswahl taktisch um einiges voraus. Zwar pressten die Deutschen abwechselnd im im 4-4-2 und im 4-4-1-1, doch konnte Spanien sich daraus lösen, indem Isco sich in die Mitte ziehen ließ und dort für die Bildung von Dreiecken sorgte. Das hatte zur Folge, dass die Deutschen früh darauf verfielen, es mit langen Pässen hinter die spanischen Innenverteidiger zu probieren. Das war umso ärgerlicher, als sich Holtby – zusammen mit Rudy der Taktgeber der deutschen Elf – oft weit fallen ließ und sich die Mannschaft so oft selbst im Wege stand. Allerdings verstanden es die Spanier eben auch, Deutschland ihrerseits durch offensives Pressing unter Druck zu setzen. Koke und/oder Thiago machten dann aus dem 4-2-3-1 oft ein 4-1-3-2, was meist dazu führte, dass sie Überzahl in jenem Raum schufen, den die Deutschen eigentlich für den Aufbau ihres Spiels benötigten.

Holtby findet keine Mitspieler

So musste Adrions Auswahl oft die Notlösung über die Außenverteidiger Jantschke und Sorg wählen. Notlösung deswegen, weil die Spanier in jenen Fällen lauffreudig mit zwei Spielern nach außen verschoben und so immer kompakt den Raum zumachten, den Deutschland benötigte. Mehr als Verlegenheitslösungen waren es folgerichtig dann auch nicht, die die Deutschen im Spiel nach vorn zustande brachten. Gelang es ihnen dann doch einmal, das Spielgerät auf die Position der Zehn – also auf Lewis Holtby – zu befördern, wurde dieser entweder sofort empfindlich gestört, meist von Thiago, dem Nachwuchsstar vom FC Barcelona. Oder Holtby fand keine einzige Anspielstation, um das Spiel in Richtung der spanischen Grundlinie weiterzuentwickeln. Und schlussendlich waren es die Wechsel, die das Spiel entscheiden sollten.

Adrion brachte Lasogga für Herrmann und Rüdiger für Rudy, so dass Ginter in die Zentrale aufrückte. Ausgerechnet Antonio Rüdiger war es dann, der den entscheidenden Zweikampf gegen den ebenfalls eingewechselten Morata verlor, so dass dieser frei auf Bernd Leno zulaufen und den Ball einschieben konnte. Fünf Minuten vor dem Ende war das die Entscheidung, die Elf von Rainer Adrion versuchte nicht einmal mehr halbherzig bzw. mit langen Bällen, doch noch irgendwie zu einem Tor zu kommen. So bleibt eigentlich nur ein Fazit übrig: Die Nachwuchsteams der anderen Länder sind derzeit stärker als die der Deutschen. Womöglich ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit, auch wenn das Ausscheiden schmerzlich ist.