Brauchen junge SpielerInnen schon „Psycho-Training“?
von Frau Dr. Jeannine Ohlert
Wie wichtig ein „starker Kopf“ für einen Fußballer ist, wird besonders in Zusammenhang mit den jüngsten Burnout-Fällen immer häufiger diskutiert. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, was ein mentales Training für Jugendliche konkret bezweckt und wann man mit diesem Training beginnen sollte.
Junge Fußballer sind heutzutage der hohen Belastung aus Schule einerseits sowie Training und Punktspielen andererseits ausgesetzt. Hierbei geht es für sie um die Weiterentwicklung ihrer Leistung evtl. bis zum Profi, aber auch darum, mit dem hohen Druck bei Spielen umzugehen. Weiterhin stecken jugendliche Fußballer noch mitten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und sollten vom Verein bzw. Verband, die diese Entwicklung nachhaltig beeinflussen, auch im Aufbau der eigenen Persönlichkeit unterstützt werden. Aus den genannten Gründen sollte die sportpsychologische Betreuung von jungen Fußballern drei verschiedene Dinge berücksichtigen: 1.) Stärkung psychischer Ressourcen für den Leistungsfußball, 2.) Unterstützung der allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung, sowie 3.) Strategien zur optimalen fußballerischen Leistungsentwicklung.
1.) Stärkung psychischer Gesundheitsressourcen für den Leistungsfußball
Die Stärkung psychischer Gesundheitsressourcen lehnt sich in erster Linie an das von Antonovsky entwickelte Modell der Salutogenese an. Antonovsky plädiert in seinem Modell dafür, nicht die Krankheit in den Vordergrund zu stellen und Menschen erst dann zu helfen, wenn sie bereits krank geworden sind. Im Gegenteil sollte die Gesundheit eines Menschen zentral sein. Bezogen auf jugendliche Fußballer würde dies demnach bedeuten, dass man nicht wartet, bis die Spieler tatsächlich psychische Probleme haben, sondern ihnen vorher schon Strategien beibringt, wie sie sich später einmal in typischen kritischen Situationen selbst helfen können.
2.) Unterstützung der allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung
Jedes Jahr steigen unzählige junge Fußballer wieder aus dem Leistungssport aus und beenden aus verschiedenen Gründen ihre Karriere. Besonders für diese Spieler, aber auch für erfolgreiche Fußballer ist es unabdingbar, sich neben den sportspezifischen Anforderungen auch mit der allgemeinen sozialen Entwicklung „für den Alltag“ auseinander zu setzen. Ein sportpsychologisches Training sollte an dieser Stelle einhaken und junge Fußballer durch die Vermittlung von „Lebensstrategien“ darin unterstützen, sich auch als Persönlichkeit weiter zu entwickeln.
3.) Strategien zur optimalen fußballerischen Leistungsentwicklung
Selbstverständlich geht es bei sportpsychologischem Training auch um die Leistungsentwicklung eines Fußballers. Die Sportpsychologie kann hier dem Spieler bewusst machen, inwiefern seine Gedanken seine Leistung beeinflussen. In einem zweiten Schritt können anschließend Strategien entwickelt werden, damit der Spieler lernt, seine Gedanken gezielt zu steuern. Auf diese Weise wird ihm dabei geholfen, genau dann seine beste Leistung zu zeigen, wenn er sie im wichtigen Punktspiel benötigt.
Optimaler Zeitpunkt für den Beginn sportpsychologischen Trainings
In dem Moment, in welchem junge Fußballer sich ernsthaft für den Leistungssport entscheiden, wenn sie in höhere Ligen wechseln und sich den speziellen Drucksituationen stellen, kann und sollte auch ein sportpsychologisches Training beginnen. Da es nicht um die Behandlung konkreter psychische Probleme geht, ist es gerade bei jungen Fußballern auch problemlos möglich, sportpsychologisches Training in Gruppenworkshops durchzuführen, in welchen die Spieler z.B. den richtigen Umgang mit Fehlern, Strategien für gute Leistung unter Druck oder auch die richtige Vorgehensweise bei Problemgesprächen beigebracht bekommen. Es lässt sich daher mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand für die Vereine umsetzen.