Die richtige Einstellung gegen deutlich schwächere Gegner finden
Nicht nur für die Spieler, auch für den Trainer ist es nicht ganz einfach, bei einem Spiel gegen einen relativ schwachen Gegner die Konzentration auf einem hohen Level zu halten. Zu verführerisch ist der Gedanke, ein Spiel auch mit einem etwas geringeren Einsatz gewinnen zu können. Das geht aber in den meisten Fällen schief, wie die gesamte Pokalgeschichte eindrucksvoll beweist. Unter günstigen Umständen, und damit ist vor allem eine mangelhafte Einstellung des Gegners gemeint, kann eine unterklassige Mannschaft ein Spiel gewinnen, obwohl dies eigentlich unmöglich erschien.
Doch wie verhindern Sie, dass Sie und Ihre Spieler den Fokus verlieren, nur weil der nächste Gegner vielleicht am Tabellenende steht und schon lange kein gutes Spiel mehr gemacht hat? Leider gibt es an dieser Stelle schlechte Nachrichten: Es gibt keine Mannschaft der Welt, die nicht gelegentlich durch eine nicht ausreichende Einstellung ein Spiel verliert. Aber Sie können dafür sorgen, dass diese Momente sehr selten vorkommen. Dazu gibt es einige gute Tricks, die eine große Wirkung haben können.
Durch einen Spielertausch einen Reizpunkt setzen
Wenn Sie schon beim Training merken, dass ein Spieler die nächste Aufgabe nicht ernst nimmt, ist es vielleicht einmal notwendig, diesen Spieler auf die Ersatzbank zu setzen. Wenn es sich um einen richtig guten Spieler handelt, der aufgrund seiner Leistung eigentlich unumstritten ist, kann dies ein kleines Erdbeben auslösen. Aber genau das ist der Effekt, den Sie erreichen möchten. Der Ersatzspieler möchte unbedingt seine Chance nutzen und wird deswegen hoch motiviert in die Partie gehen. Der Stammspieler wird hingegen auf der Bank sehnsüchtig auf seinen Einsatz warten, um Ihnen beweisen zu können, dass Sie einen großen Fehler gemacht haben. Sie haben also in jedem Fall schon einmal einen Ersatzspieler auf der Bank, der Ihrer Mannschaft in einer schwierigen Situation einen zusätzlichen Schub geben kann.
Sie können aber auch gleich mehrere Spieler auswechseln, wenn Sie über eine gute Ersatzbank verfügen. Mit diesem taktischen Mittel arbeiten viele Trainer von Spitzenclubs, um die Stars zu schonen. In diesem Fall geht es also nicht so sehr darum, den Spielern einen Denkzettel zu verpassen, sondern Sie möchten dafür sorgen, dass ausschließlich Spieler auf dem Platz stehen, die eine hohe Motivation haben und voll konzentriert sind. Da sich die Ersatzspieler präsentieren möchten, um möglichst bald selbst einen Stammplatz zu haben, ist das eine sehr effiziente Methode. Sie sollten bloß aufpassen, dass nicht der Eindruck entsteht, dass Sie Ihre zweite Garde aufbieten, weil Sie den Gegner gering schätzen. Dann könnte nämlich der gegenteilige Effekt entstehen, obwohl Ihre vermeintlich motivierten Ersatzspieler auf dem Feld stehen.
Den Ablauf vor dem Spiel verändern
Normalerweise sind Trainer gut beraten, den Ablauf vor dem Spiel zu ritualisieren. Aber Rituale haben auch den Nachteil, dass die Spieler in einen Trott verfallen können. Wenn Sie die Mannschaft beispielsweise eine halbe Stunde früher als üblich Zusammen rufen oder zum ersten Mal ein gemeinsames Aufwärmtraining anordnen, kann das genau die Konzentration bringen, die einigen Spielern vielleicht bei diesem Spiel ansonsten fehlen würde. Die Spieler denken nämlich plötzlich nicht mehr darüber nach, wie leicht es wahrscheinlich wird, den aktuellen Gegner zu schlagen. Dafür denken Sie darüber nach, warum der Trainer plötzlich alles umwirft.
Eine klare offensive Strategie für die ersten Minuten vorgeben
Kennen Sie das: Sie sitzen kaum auf der Trainerbank und schon ist das erste Gegentor gefallen, weil Ihre Spieler noch nicht ganz wach sind? Solche Situationen können Sie weitgehend vermeiden, wenn Sie die ersten Minuten des Spiels ganz konkret planen. Wenn Sie Ihren Spielern klare Aufgaben zuteilen, beispielsweise einen direkten Angriff über eine bestimmte Seite mit einstudierten Laufwegen und Gegenpressing, müssen die Spieler notgedrungen hellwach sein.
Überhaupt ist es von Vorteil, wenn Sie gleich zu Beginn eine offensive Strategie wählen, die den Gegner sofort unter Druck setzt. Dadurch ist Ihre Mannschaft sofort gefordert. Wenn Sie hingegen anordnen, dass die Mannschaft sich erst einmal „defensiv gut sortieren“ soll, könnte das für den einen oder anderen Spieler eine Aufforderung sein, es erst einmal etwas langsamer angehen zu lassen. Wenn Sie gleich von der ersten Minute an Pressing spielen lassen, sind alle Spieler gleich im Höchsttempo unterwegs und der Kreislauf kommt auf Hochtouren.
Handeln Sie als Trainer antizyklisch
Ein Börsenhändler kauft bei fallenden Kursen und Verkauf bei steigenden Kursen. Genauso sollten Sie als Trainer vor vermeintlich leichten Spielen besonders ernsthaft sein und vor schwierigen Spielen Lockerheit ausstrahlen. Es kommt immer darauf an, dass die Spieler am Ende mit einer optimalen Einstellung und einer psychischen Verfassung in ein Spiel gehen. Beides können Sie nicht erreichten, wenn Sie die vorhandenen Tendenzen, sei es übertriebene oder mangelnde Motivation, verstärken. In beiden Fällen schöpfen die Spieler ihr Leistungspotenzial nicht aus, das eine Mal weil der Druck zu groß ist, das andere Mal, weil die nötige Seriosität bei der Vorbereitung und im Spiel fehlt.