Innere Uhren und ein Hochsicherheitsspiel
Die Nationalelf fliegt nach Astana, um gegen Kasachstan in der WM-Qualifikation anzutreten. Dabei achtet Joachim Löw auf die Zeit. An einem ansonsten wenig aufregenden Spieltag, jedenfalls vom Papier her, empfängt Kroatien in einem Hochsicherheitsspiel in Zagreb Serbien.
Es ist nicht bekannt, ob es in der deutschen Nationalmannschaft einen Strafenkatalog gibt. Wenn ja, wie würde die Strafe aussehen, wenn ein Spieler die Uhr falsch gestellt hat und deswegen das Training oder gar das Spiel verschwitzt? In Astana, wo Löws Mannschaft am Freitag ein Qualifikationsspiel zur WM 2014 zu bestreiten hat, muss man die Frage anders stellen. Wenn alle Spieler, dazu auch alle Trainer und Betreuer, also der ganze DFB-Tross in der falschen Zeit leben – was dann? Dann steht eine Auswärtspartie in Kasachstan an, die um Mitternacht Ortszeit angepfiffen wird. Damit das deutsche Fernsehen die Livepartie hierzulande um 19 Uhr ausstrahlen kann.
Fünf Zeitzonen weiter östlich, damit zur Auflösung der Fragerunde, werden die Deutschen so tun, als wären sie gar nicht 4.300 Kilometer weit weg von Frankfurt. Es wird nach deutscher Zeit trainiert, gegessen, geschlafen und auch gespielt. Ärzte sagen, dass dieser Betrug an der inneren Uhr für maximal zwei Tage funktioniert. Bettruhe um vier Uhr nachts, Frühstück um zwölf. Das kann nicht ewig funktionieren.
Nicht nur die Zeitzone ist ein Problem
Aus dem Grund reisen die Deutschen auch erst einen Tag vor dem Spiel an und verdunkeln ihre Hotelzimmer, damit sie nicht von der kasachischen Morgensonne schon um acht oder neun Uhr geweckt werden. Dabei gibt es nebenbei noch ein anderes Problem: es wird auf Kunstrasen gespielt, was eine extrem hohe Passgenauigkeit erfordert. Erst zwei Mal spielte die DFB-Elf auf einem solchen Geläuf, dabei gab es zwei Siege: 2010 eben in Astana (3:0) und 2009 im Moskauer Luschniki-Park gegen Russland (1:0).
Doch Fußball-Europa schaut an diesem Spieltag nicht ins neuntgrößte Land der Erde am Altai-Gebirge, sondern auf den Balkan, genauer gesagt nach Zagreb. Denn dort steht das mit viel Spannung erwartete Bruderduell zwischen Kroatien und Serbien an, von der UEFA und den Behörden – vermutlich mit Recht – als Hochsicherheitsspiel kategorisiert. Die Gäste müssen unbedingt gewinnen, soll der Traum von Brasilien nicht schon zerplatzen. Auf die Unterstützung ihrer Fans muss das serbische Team bei diesem Vorhaben jedoch verzichten, sie dürfen aus Sicherheitsgründen nicht ins Stadion (das gilt im Rückspiel im September dann auch für die kroatischen Schlachtenbummler). Auf dem Zagreber Rasen treten jedenfalls auch einige Bundesligaspieler gegeneinander an.