Legendäre Trainer: Ottmar Hitzfeld

Die ehrenvolle Bezeichnung „General“ erhielt Ottmar Hitzfeld in seiner triumphalen Zeit als Fußballtrainer von Borussia Dortmund. Sie zeigt den Respekt für die sachliche und konsequente Art, mit der er seine Mannschaften zum Erfolg führte. Die Zahl der Titel als Trainer beeindruckt. Er wurde siebenmal Deutscher und zweimal Schweizer Meister. Mit den Dortmundern und Bayern München gewann er die UEFA Champions League. Seine Leistung als Schweizer Nationaltrainer bewerten viele Fachleute noch höher. Als Fußballspieler kannten ihn in der deutschen Öffentlichkeit lange Zeit höchstens die „eingefleischten“ Fans.

Erfolgreiche Laufbahn als Spieler

Ottmar Hitzfeld kam am 12. Januar 1949 im südbadischen Lörrach als Sohn eines Zahnarztes zur Welt. Der fußballbegeisterte Vater benannte den jüngsten von fünf Geschwistern nach dem späteren Weltmeister von 1954, Ottmar Walter.

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Als Jugendlicher begann er seine Laufbahn 1960 beim TuS Stetten und ging im Jahr 1967 zum FV Lörrach. 1971 wechselte er in die nahe Schweiz, zum Nationalligisten FC Basel. Dort wurde er in den ersten beiden Jahren Meister und 1972/73 Torschützenkönig der Liga. In diese Zeit fallen die wenigen Auftritte für Auswahlmannschaften des Deutschen Fußballbundes. 1972 spielte er mit Uli Hoeneß in der „Amateurauswahl“ bei den olympischen Spielen von München und schoss fünf Tore. Im selben Jahr machte er sein einziges Spiel für die damalige B-Nationalmannschaft des DFB. Beim 3:1 Sieg gegen die Schweiz erzielte er ein Tor.
1975 kam er zum in die 2. Liga abgestiegenen VfB Stuttgart. Seine 55 Tore in zwei Jahren – darunter der Ligarekord von sechs Treffern gegen Jahn Regensburg – trugen wesentlich zum Wiederaufstieg der Schwaben bei. 1977/78 bestritt er seine einzige Saison in der BundeslOttmar Hitzfeldiga mit 22 Spielen und fünf Toren. Anschließend spielte Hitzfeld bei den Schweizer Erstligisten FC Lugano und FC Luzern, wo er seine aktive Laufbahn im Jahr 1983 beendete.

Vereinstrainer in der Schweiz – aus Ärger über die deutschen Schulbehörden

Ottmar Hitzfeld absolvierte parallel zum Fußball in seiner Geburtsstadt ein Lehramtsstudium und schloss es 1973 mit dem Staatsexamen in Mathematik und Sport ab. Nach Ende der Karriere strebte er ein Referendariat für die Realschule an. Das Schulamt forderte aufgrund des lange zurückliegenden Studiums eine Zusatzprüfung. Das verärgerte ihn und er entschloss sich, Fußballtrainer zu werden.
Seine Laufbahn begann 1983 beim Schweizer Zweitligisten SC Zug, mit dem er im ersten Jahr den Aufstieg schaffte. Dennoch wechselte er zum FC Aarau und gewann 1984/85 die Vizemeisterschaft und den Cup. Er wurde Fußballtrainer des Jahres in der Schweiz. Von 1988 bis 1991 holte er mit Grasshoppers Zürich zweimal die Meisterschaft sowie dreimal den Schweizer Cup und erlangte „Kultstatus“. Die deutsche Bundesliga beobachtete ihn inzwischen aufmerksam.

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Glücksfall für Borussia Dortmund

Mit einer mäßigen Saison und dem 10. Tabellenplatz verpflichtete Borussia Dortmund im Jahr 1991 Ottmar Hitzfeld als Coach. Bereits in der ersten Spielzeit erreichte der BVB die Vizemeisterschaft. Ein entscheidendes Tor des VfB Stuttgart in Leverkusen fünf Minuten vor dem Ende verhinderte den Titelgewinn. Dem neuen Trainer gelang es, die Mannschaft mit ruhiger und verlässlicher Arbeit kontinuierlich weiterzuentwickeln. Aus Italien kamen die Nationalspieler Matthias Sammer und Stefan Reuter ins Ruhrgebiet. In der zweiten Saison 1992/93 führte Hitzfeld die Dortmunder auf den vierten Platz und bis ins Finale des UEFA-Cups. Dort scheiterte das Team in zwei Spielen an Juventus Turin. Die Euphorie der Erfolge nutzten Trainer und Verein. Sie verstärkten sich weiter und gaben den Titelgewinn als Ziel aus. Nach einer ernüchternden Spielzeit mit dem vierten Rang klappte es 1994/95: Dortmund gewann die Deutsche Meisterschaft. Mit Stars wie Karl-Heinz Riedle, Andreas Möller und Júlio César gelang 1996 die Titelverteidigung und im Folgejahr der erstmalige Gewinn der UEFA Champions League. In einem legendären Endspiel besiegte der BVB in München Juventus Turin – dank eines Traumtors des unmittelbar vorher eingewechselten jungen Lars Ricken. Nach diesem grandiosen Höhepunkt wechselte der Erfolgstrainer in das Amt des Sportdirektors. Die Borussia gewann im Herbst 1997 unter seinem Nachfolger Nevio Scala den Weltpokal. Das Abrutschen ins Mittelmaß ließ sich trotz großer Investitionen nicht verhindern. Mit dem Wechsel Hitzfelds auf den Trainerstuhl in München endete die Ära des „Generals“ in Dortmund zum Abschluss der Saison 1998. Ein Ehrenplatz in der Chronik des Vereins bleibt ihm.

Fünf Meisterschaften und der Champions League Gewinn mit den Bayern

Insgesamt siebeneinhalb Spielzeiten trainierte Ottmar Hitzfeld den FC Bayern München. In seinen ersten sechs Jahren holte er mit der Mannschaft, neben vier Meisterschaften, zweimal den DFB-Pokal. Nach dem dramatischen Scheitern 1999 gegen Manchester United – bei 1:0 Führung gab es zwei Gegentore der Engländer in der Nachspielzeit – gewannen die Münchener 2001 die UEFA Champions League. Im Endspiel von Mailand besiegten sie den FC Valencia durch Elfmeterschießen.
Zu den Helden gehörten Effenberg, Elber und Scholl. Oliver Kahn hielt drei Strafstöße. Dem Meistertrainer gelang es über Jahre, die Vielzahl von Starspielern mit einer ausgeprägten Rotation in der Aufstellung bei Laune und die Leistungsbereitschaft hochzuhalten. 2004 trennten sich die Bayern von ihm – trotz laufenden Vertrags. Später räumte Hitzfeld ein, er hätte kurz vor einem »Burnout« gestanden und nicht mehr die Kraft gefunden, aufzuhören.

Die Übernahme der deutschen Nationalmannschaft nach dem Rücktritt von Teamchef Rudi Völler lehnte er im Sommer desselben Jahres ab. Er arbeitete als Fußballexperte für den Bezahlsender Premiere und kommentierte die Spiele der WM 2006 sowie die Champions League und die Bundesliga. Einen Tag nach der Entlassung seines Nachfolgers in München, Felix Magath, trat er am 1. Februar 2007 erneut als Coach beim Rekordmeister an. 2008 gelang ihm das dritte Double mit dem FC Bayern. Trotz aller Bemühungen von Uli Hoeneß verlängerte er seinen Vertrag nicht über die Saison hinaus. Die sachlichen Analysen und das seriöse Auftreten am Spielfeldrand – immer in elegantem Anzug – hatten ihm längst weltweiten Ruhm eingebracht. Mehrfach zeichneten ihn internationale Gremien als Trainer des Jahres und Weltclubtrainer 1997 sowie 2001 aus.

Nationalmannschaft der Schweiz – eine Herzensangelegenheit

Am Ende der Europameisterschaft 2008 übernahm Ottmar Hitzfeld die Schweizer Nationalmannschaft. Er entwickelte „die Nati“ kontinuierlich weiter. Nach vielen Jahren zweitklassigen Fußballs qualifizierten sich die Schweizer direkt für die Weltmeisterschaften in Südafrika 2010 und in Brasilien 2014. Mit Siegen in Freundschaftsspielen gegen Deutschland und Brasilien führte er das kleine Land bis auf Platz sechs der FIFA-Weltrangliste. Im Achtelfinale unterlag sein Team 2014 bei der Weltmeisterschaft in einem denkwürdigen Match Argentinien. Der Pfosten verhinderte in der Nachspielzeit der Verlängerung ein Elfmeterschießen gegen den späteren Finalisten. Der „General“ beendete – wie vor der WM angekündigt – seine grandiose Laufbahn nach dem Turnier. Für ihn ist die Schweizer „Nati“ eine Herzensangelegenheit.
Im Mittelpunkt seines Lebens steht seitdem die Familie. Daneben setzt er das seit 2008 andauernde Engagement beim Pay-TV-Sender Sky fort.

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Sportsmann mit Charakter und Prinzipien

Konstanz und Zuverlässigkeit gehören zu den wichtigsten Erfolgsprinzipien von Ottmar Hitzfeld. Er ist ein Vorbild auf und neben dem Platz. Als Mathematiker nutzte er seine ausgeprägte Fähigkeit, analytisch zu denken und folgerichtig zu handeln. Er entwickelte ein untrügliches Gespür dafür, was im Fußball machbar ist, und er kennt den Stellenwert dieses Sports. Dem Fokus sagte er einmal sinngemäß: Er könne sich nicht erinnern, dass zwei Menschen aus völlig unterschiedlichen Kreisen Arm in Arm aus einem Opernhaus, einem Museum oder dem Bundestag gekommen wären.
Als ihm der chinesische Serienmeister Guangzhou Evergrande im Sommer 2015 für 16 Monate Trainertätigkeit 25 Millionen Euro bot, lehnte er ab. Netto 1,6 Millionen Euro im Monat, zuzüglich Prämien, überzeugten den Meistermacher nicht. Ottmar Hitzfeld hätte mehr als in seiner gesamten Zeit bei Bayern München zusammen verdient. Der charakterstarke, ruhig und bescheiden auftretende Sportsmann blieb bei der Entscheidung für die Familie, die Kinder und die Enkel. Sie stehen nach den vielen Kompromissen der Vergangenheit im Fokus seines Lebens. Einer der erfolgreichsten Trainer der Welt bleibt ein bodenständiger Mensch.

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Bildquelle:
AGIF / Shutterstock.com