Legendäre Trainer: Udo Lattek

Udo Lattek war deutscher Fußballspieler sowie Trainer. Der gebürtige Ostpreuße wurde am 16. Januar 1935 in Bosemb geboren und verstarb am 31. Januar 2015. Der Sohn eines Landwirts, der im Deutschen Reich (dem heutigen Boze in Polen) geboren wurde, musste gegen Ende des Zweiten Weltkriegs seine Heimat verlassen bzw. wurde von dort vertrieben. Seine Familie und er flüchteten nach Dänemark, wobei sie zwei Jahre später nach Westdeutschland kamen und sich ein neues Leben in Wipperfürth aufbauten.
Bereits in jungen Jahren interessierte er sich für den Fußball – so spielte er als Amateur bei der SSV Marienheide, bei Bayer 04 Leverkusen und auch für den VfR Wipperfürth. 1962 spielte er für den VfL Osnabrück und war drei Jahre in der Ober- sowie Regionalliga aktiv. Als Hauptberuf übte er das Amt des Lehrers am Gymnasium Altenforst in Troisdorf aus. Er unterrichtete Sport und lernte an der Schule auch seine spätere Frau Hildegard kennen, eine Sportlehrerin, die er 1962 heiratete. 1982 und 1988 kamen die Töchter Nadja Melanie sowie Sabine auf die Welt. Der erste Sohn der Familie starb 1981, er hatte Leukämie.

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Die Anfänge

Im Jahr 1965 wurde Lattek die Stelle als Trainer der Jugendnationalmannschaft des Deutschen Fußballbundes angeboten. Neben Bundestrainer Helmut Schön, war Lattek auch einer der Assistenten des Trainerstabs der A-Nationalmannschaft. Aus diesem Grund war Lattek auch Teil des Teams, welches zur Weltmeisterschaft 1966 flog.
1970 – genauer gesagt: am 14. März – wurde Lattek Trainer des FC Bayern München. Es war Franz Beckenbauer, der Udo Lattek überredete, das Amt zu übernehmen. Auch wenn die Ernennung zum Trainer umstritten war, da er bislang keine Erfahrung als Coach einer Spitzenmannschaft sammeln konnte und erst 35 Jahre alt war, strafte er seine Kritiker Lügen. In der ersten Saison wurden die Bayern Vizemeister. Lattek war bekannt für seine taktische und auch psychologische Stärke. So konnte er junge Spieler immer wunderbar in den Kader der aktuellen Mannschaft integrieren und war bekannt dafür, aus einer Mannschaft aus Individualisten eine funktionierende Einheit zu machen. Lattek war maßgeblich an der erfolgreichsten Zeit der Bayern beteiligt.
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Die erste große Station: Lattek wird Trainer beim FC Bayern München

Nachdem der DFB-Pokal in der Saison 1970/71 gewonnen wurde, konnten die Bayern in den Jahren 1972 bis 1974 auch die Meisterschaft gewinnen. Während das Team in den vergangenen beiden Jahrzehnten gerade zwei Meisterschaften für sich entscheiden konnte, schaffte es Lattek dreimal hintereinander die Schale nach München zu bringen. Die Erfolgsgeschichte wurde 1974 mit dem Sieg im Europapokal der Landesmeister (die Bayern spielten 1:1 und 4:0 gegen Atlético Madrid) fortgesetzt; der FC Bayern München war die erste deutsche Mannschaft, die das Turnier für sich entscheiden konnte.

Lattek erobert Deutschland

Doch dem Highlight folgte in der Saison 1974/75 die Ernüchterung. Die Bayern spielten ihre schlechteste Saison in der Bundesliga. Udo Lattek wurde am 3. Januar 1975 entlassen. Lattek wurde in weiterer Folge Trainer bei Borussia Mönchengladbach. Das Team, welches Größen wie Jupp Heynckes, Uli Stielike, Allan Simonsen, Herbert Wimmer, Berti Vogts und Rainer Bonhof unter Vertrag hatte, wurde von Lattek jedoch taktisch umgestellt. Während Hennes Weisweiler noch vorwiegend den „Hurra-Stil“ pflegte und für seine offensive Ausrichtung bekannt war, konzentrierte sich Lattek auf eine stabile Defensive. Diese stabile Defensive war es auch, die den Gladbachern 1976 sowie 1977 den Titel brachte.

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In der Saison 1976/77 kam er mit Mönchengladbach in das Finale des Europapokals der Landesmeister, musste sich aber gegen Liverpool (3:1 Niederlage) geschlagen geben. 1978 verpasste Gladbach – nur auf Grund der schlechten Tordifferenz – den Meistertitel. Meister wurde der 1. FC Köln. 1979 kamen die Borussen in das Finale des UEFA Pokals. Durch ein 1:1 und einem 1:0 Sieg gegen Roter Stern Belgrad, feierte Lattek seinen zweiten internationalen Titel. Jupp Heynckes folgte Lattek als Trainer, der nach vier Jahren sein Amt zurücklegte und einen Vertrag bei Borussia Dortmund unterschrieb. Die ersten zwei Jahre war Borussia Dortmund noch Mittelmaß. Nachdem Latteks Sohn im Jahr 1981 starb, bat der Trainer um Freigabe. Er verließ Deutschland und wurde Trainer beim spanischen Verein FC Barcelona.

Der FC Barcelona und das Verhältnis zu Diego Maradona

1982 kam Barcelona in das Finale des Europapokals der Pokalsieger. Latteks Mannschaft gewann mit 2:1 gegen Standard Lüttich; der dritte internationale Erfolg des Deutschen. Im Sommer 1982 kam Diego Maradona, der argentinische Ausnahmespieler, nach Barcelona. Das Team, bestehend aus Größen wie Quini, Bernd Schuster oder Carles Rexach, konnte daher abermals verstärkt werden. Doch die Beziehung zwischen Lattek und Maradona war von Beginn an zerrüttet. Als Lattek einmal den Mannschaftsbus ohne Maradona abfahren ließ, da sich der Superstar verspätet hatte, wurde er – auf Grund einer Beschwerde des Argentiniers – entlassen. Am 3. März 1983 war Latteks Zeit in Barcelona vorbei. Er wurde von César Luis Menotti, einem Argentinier, ersetzt.
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Die erfolgreichen 1970er Jahre wurden in den 1980er Jahren wiederholt – das zweite Mal Bayern München

Lattek kehrte wieder nach Deutschland zurück. Für die Saison 1983/84 wurde er abermals Trainer beim FC Bayern München. Es war Uli Hoeneß, ehemaliger Spieler und in der Zwischenzeit Manager der Bayern, der sich für Lattek stark machte und ihn überredete, einen Vertrag als Trainer zu unterschreiben. Udo Lattek knüpfte an die Erfolge der 1970er Jahre an; die Bayern wurden 1985, 1986 und 1987 Meister und konnten 1986 das „Double“ (Gewinn der Meisterschaft und des DFB-Pokals) holen. 1987 verloren sie jedoch das Finale im Europapokal der Landesmeister mit 2:1 gegen den FC Porto.

Latteks Rückzug und Comeback

1987 beendete Lattek seine Trainer-Karriere. Er wurde Sportdirektor für den 1. FC Köln. 1992 wechselte er nach Schalke, wurde aber in der Winterpause entlassen. Im Zuge der Entlassung erklärte Lattek seinen Rückzug aus dem aktiven Fußballgeschäft. Es dauerte sieben Jahre, bis Udo Lattek wieder in das Fußballgeschäft einstieg. Udo Lattek übernahm mit 65 Jahren das Traineramt von Borussia Dortmund. Er kam jedoch „nur“ als „Feuerwehrmann“. Lattek übernahm die Dortmunder während der Saison auf Platz 13 und konnte sie noch auf den 11. Tabellenplatz retten, sodass der Klassenerhalt gesichert war. Lattek lehnte jedoch ab, die Dortmunder eine weitere Saison zu trainieren.

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Die Erfolge Udo Latteks

  • 1966: Vize-Weltmeister als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft
  • 1971, 1984, 1986: DFB-Pokal-Sieger mit dem FC Bayern München
  • 1972, 1973, 1974: Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit dem FC Bayern München
  • 1974: Gewinn des Europapokals der Landesmeister mit dem FC Bayern München
  • 1976, 1977: Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit Borussia Mönchengladbach
  • 1979: Gewinn des UEFA-Pokals mit Borussia Mönchengladbach
  • 1982: Gewinn des Europapokals der Pokalsieger mit dem FC Barcelona
  • 1985, 1986, 1987: Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit dem FC Bayern München

Sein Leben nach dem Fußball

Udo Lattek war nach seinem Fußball-Engagement als Kolumnist für die Zeitung „Die Welt“ tätig und kommentierte in der „Doppelpass“-Sonntagssendung auf Sport1 (dem ehemaligen DSF) 786 Sendungen. Am 22. Mai 2011 verabschiedete er sich aus dem TV. Grund war ein Schlaganfall, den Lattek im August 2010 erlitt. Es folgten 2011 und 2012 zwei Operationen, bei denen zwei gutartige Tumore aus Latteks Gehirn entfernt werden konnten. Am 13. Oktober 2013 gab Udo Latteks Frau bekannt, ihr Mann leide an der Parkinson-Krankheit – auch Altersdemenz wurde diagnostiziert. Lattek lebte in einem Pflegeheim, war auf einen Rollstuhl angewiesen und verstarb am 31. Januar 2015 mit 80 Jahren. Am 10. Februar 2015 wurde Udo Lattek am Neuen Friedhof in Köln-Weiden beigesetzt.

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