Löw ohne falsche Neun
Die deutsche Nationalelf will am Freitag mit einem Sieg gegen Irland die Qualifikation für die WM 2014 klarmachen. Und es spricht nichts dagegen, dass dieses Vorhaben klappt. Die Bilanz gegen die „Boys in green“ ist überraschenderweise nur durchwachsen.
13 freundschaftliche Länderspiele hat es gegen Irland gegeben, von 1935 bis 1994. Sechs deutschen Siegen stehen dabei fünf Niederlagen gegenüber, zudem gab es zwei Remis. Nicht gerade überwältigend aus deutscher Sicht. In bis dato vier Pflichtspielen hat Deutschland aber noch nicht verloren. Einem 1:1 im Gruppenspiel bei der WM 2002 folgte ein 1:0 in Stuttgart 2006, ihm Rahmen der Quali zur WM 2008. Das Rückspiel 0:0 auf der Insel endete 0:0. Und fast genau ein Jahr auf den Tag ist es her, als die Löw-Elf die Iren in Dublin im Hinspiel vorführte. 1:6 stand es am Ende, am 12. Oktober 2012.
Ob das Ergebnis noch einmal so deutlich ausfällt, sei dahingestellt. Fakt ist aber, dass niemand damit rechnet, dass Deutschland am Freitag nicht gegen Irland gewinnt. Ein Sieg, und Löws Team wäre für Brasilien qualifiziert. Die Unruhe, die zuletzt um die Nationalmannschaft entstanden ist, spielt aktuell keine Rolle mehr. Unzufriedene Dortmunder (v. a. Mats Hummels), die Vertragsverlängerung mit Löw, die Diskussion um Stefan Kießling, all das soll am Freitagabend in Köln ausgeblendet werden. Dafür sind neue Diskussionen ins Rollen gekommen. Sie haben indirekt auch mit Kießling zu tun.
Max Kruse darf auf seinen Einsatz hoffen
Denn die Position im Sturm ist vakant, Klose verletzt, Gomez verletzt, im Kader steht mit Max Kruse nur ein echter Stürmer. Die Einsatzchancen für den Gladbacher sind nicht schlecht. Denn der Bundestrainer will das System der falschen Neun, so wie er sich anhört, nicht mit Thomas Müller praktizieren, der das zuletzt bei Bayern München spielte. Sondern höchstens mit Mario Götze, der aber trotz der Kaderzugehörigkeit noch kein Kandidat für sie Startelf ist. Oder doch? Der Bundestrainer hält sich in diesem Fall bedeckt. Fest steht nur, dass er hoch verteidigen lassen, also ein Offensivpressing à la München und Dortmund sehen möchte. In Löws Kader ist jeder Offensivspieler dazu in der Lage. Nur Mesut Özil verwendet seine Kraft darauf nicht so gern.
Apropos Özil: Erstmals nach seinem Wechsel zu Arsenal taucht der Ex-Bremer und Ex-Madrilene bei der Nationalelf auf. Wenn es stimmt, was in den Gazetten zu lesen ist, kommt Özil mit breiter Brust, er wird für seine Tore und Vorlagen noch mehr gefeiert, als das in Madrid der Fall war. Arsenal ist Tabellenführer in der Premier League, und vermutlich das hat viel mit Özil zu tun. Real hingegen dürfte dem Abgang des deutschen Regisseurs ziemlich hinterhertrauern. Nach acht Spielen steht das Team mit fünf Punkten Rückstand auf Barça und Atletico nur auf Tabellenplatz drei.