Taktik oder Wille? Was bringt den Sieg?
Wenn eine Mannschaft viele Spiele gewinnt, dann wird ihr meist eine tolle Taktik beschieden. Bei Niederlagenserien wird hingegen schnell der Einsatzwille in Frage gestellt. Das ist in der Bundesliga nicht anders als in einem unterklassigen Verein. Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht.
Die Grenzen der Taktik
Der Begriff Taktik kann unterschiedliche Bedeutungen haben. Er kann sich auf das Verhalten eines einzigen Spielers oder auf das Verhalten der ganzen Mannschaft beziehen. Die Umsetzung einer Taktik ist abhängig von vielen Faktoren. Dazu gehört sicher auch die innere Bereitschaft der Beteiligten, also der Wille. Doch auch Disziplin und Teamgeist sind wichtig. Entscheidend ist aber, dass im Training die Taktik einstudiert worden ist. Erst wenn Automatismen vorhanden sind, funktioniert eine Taktik auch bei widrigen Bedingungen.
Nicht unterschätzt werden darf auch der Einfluss des Gegners. Ein Kreisliga-Team, das gegen einen Bundesligisten antritt, wird mit einer Offensivtaktik scheitern. Der Trainer muss eine Taktik wählen, die umsetzbar ist. Andernfalls hilft auch die größte Einsatzbereitschaft nicht weiter.
Die Grenzen des Willens
Die spielerische und athletische Qualität eines Kaders kann durch eine Willensleistung ausgereizt, aber nicht überschritten werden. Die Aufgabe des Trainers ist es, die Spieler und das gesamte Team an seine Leistungsgrenzen zu bringen. Die Aktivierung des Willens ist vor allem eine psychologische Aufgabe, aber auch der körperliche Aspekt darf nicht übersehen werden. Nur ein fitter Spieler kann sein eigenes Limit erreichen.
Es gibt Trainer, die glauben, dass sie Spiele alleine durch Willenskraft gewinnen können. Sicher kann kurzfristig die eine oder Schwäche auf diese Weise überwunden werden. Langfristig reicht es aber nicht aus, nur an den Willen zu appellieren. Große Mannschaften zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie mit gedrosseltem Einsatzwillen ein Spiel durch Taktik und Disziplin gewinnen können.
Wenn ein Spieler will, aber nicht kann
Die Psyche eines Menschen ist komplex. Es zeigt sich häufig, dass der reine Wille nicht ausreicht, um eine gute Leistung zu bringen. Gerade in negativen Phasen passiert es, dass Spieler blockieren und viel schlechter spielen als üblich. Dann liegt es am Trainer, dieses Problem zu lösen. Meist ist zusätzlicher Druck nicht hilfreich, denn zu großer Druck ist oft der Grund, warum ein Spieler keine Leistung bringt. Es gibt aber auch Spieler, die nur dann Leistung bringen, wenn sie massiven Druck spüren.
Viele Trainer stellen in schlechten Phasen den Charakter einzelner Spieler in Frage. Das ist ein gefährliches Spiel, durch welches das Team auseinanderbrechen kann. Wenn erst einmal Sündenböcke ausgemacht werden, ist das oft der Anfang vom Ende. Ein Trainer sollte immer nach dem Grundsatz handeln, dass alle Spieler Teil des Teams sind und Respekt verdienen. Wenn ein Spieler tatsächlich nicht mehr in das Kollektiv passt, sollte er entlassen werden. Interne Spielereien sind hingegen kontraproduktiv.
Tolle Taktik und trotzdem kein Erfolg
Eine Taktik, die am Reißbrett wunderbar funktioniert, muss auf dem Spielfeld umgesetzt werden. Dazu ist die Bereitschaft der Spieler erforderlich. Der Trainer muss als Anführer des Teams mitreißen und überzeugen können. Wenn eine Mannschaft ein taktisches Konzept ablehnt, ist es kaum möglich, damit erfolgreich zu sein.