Techniktraining HEUTE | Einschleifendes Wiederholen oder Lernen durch Fehler?

Inzwischen sollte klar sein, dass der Fußball sich immer weiterentwickelt. Neben taktischen Vorstellungen und Grundideen entwickeln sich auch die Trainingsmethoden immer weiter. In der Wissenschaft zählen Trainingsmethoden in den Bereich der Sportdidaktik. Sportdidaktik beschreibt sowohl Theorie als auch Praxis der Lehren und des Lernens im Sport.

Im folgenden Artikel werden zwei grundsätzlichen Methoden zum Technikerwerbstraining vorgestellt:

Die klassisch-orientierte Lernmethode

Beim fußballspezifischen Techniktraining werden überwiegend zwei Lehrmethoden verwendet, deren Ansätze kontrovers zueinander sind.

Zum einen gibt es das „klassische Modell“, welches über Jahre hinweg die Didaktik geprägt hat. Das Modell des motorischen Wiederholens basiert darauf, eine technische Bewegung so anzutrainieren, dass sie dem Idealbild entspricht. Durch einen hohe Wiederholungszahl des Bewegungsideals wird die technische Aufführung immer und immer wieder geübt bzw. eingeprägt. Oft wird hierbei umgangssprachlich auch vom „einschleifenden Training“ gesprochen.

Hierbei wird eine schrittweise Annäherung an das vorgegebene Ziel, also das Idealbild der jeweiligen Technik, im stetigen Soll-Ist-Vergleich, wobei die Abweichung zur Zieltechnik immer weiter verringert werden soll, angestrebt. Da im fußballspezifischen Kontext, es zu einer stetigen Neubewertung von Zeit, Raum und Gegnerpositionierung kommt und veränderte äußere Bedingungen vorherrschen können, ist die Anwendung der Zieltechnik nur selten bzw. gar nicht wie im einschleifenden Training möglich.

Durch die Vorhersehbarkeit der Situation bei der beschriebene Trainingsmethodik werden individuelle motorische und koordinative Anpassungsprozesse minimiert. Dem kann jedoch durch ein variationsreiches Training entgegengewirkt werden.

Die differenzielle Lernmethode

Auf der anderen Seite steht der neuere Lehransatz – die differenzielle Lernmethode. Bei dieser Methode wird von zwei grundlegenden Voraussetzungen ausgegangen:

– Bewegungen unterliegen ständigen Schwankungen und können nicht exakt wiederholt werden.
– Bewegungen sind individuell. (vgl. Schöllhorn, Wolfgang; Individualität – ein vernachlässigter Parameter? ; Leistungssport, 29 (1999) 2;, Seite 9)

Diese Lernmethode bietet die Möglichkeit auf neue, nicht bekannte Situationen reagieren zu müssen, welche einen nicht vorhersehbaren Bewegungserfolg generieren. Durch dieses unvorhergesehene positive Ergebnis wird im Gehirn Dopamin aufgeschüttet. Dopamin ist ein Nervenbotenstoff, welcher zur Kommunikation zwischen Nervenzellen im Gehirn dient. Dabei vermittelt Dopamin bei positiven Gefühlserlebnissen einen „Belohnungseffekt“ und wird deshalb als Glückhormon bezeichnet.

Durch diese temporäre Dopamin Aktivität im Gehirn, werden erfolgreiche, angemessene Lösungsansätze für spezifische Situationen im Gehirn gespeichert.

Ebenso ist es wichtig zu wissen, dass Synapsen, Nervenzellen und gesamte Hirnareale sich, in Abhängigkeit ihrer Funktionen, in ihren Eigenschaften anpassen können. Durch eine häufige bzw. stetige Ansteuerung, anhand differenzierter Aufgaben wird die Fähigkeit, einer schnellen und angemessenen Lösungsfindung, in den eben genannten Einheiten des Gehirns erlernt.

Demnach fördert die differenzielle Lernmethode die Adaptionsfähigkeit des Gehirns. Dies kann nicht nur auf der Ebene der Technikentwicklung genutzt werden, sondern findet auch Anwendung im Bereich der Taktik- und Konditionsentwicklung.

Vergleich beider Modelle im Hinblick auf Fehlererkennung

Fazit

Im Hinblick auf sportdidaktische Aspekte unterscheiden sich beide Methodiken fundamental.
Wobei das klassisch-orientierte Lernen von hohen Wiederholungenzahlen und niedriger Varianz geprägt ist, ist der antagonistische Ansatz der differenziellen Lernmethode auf immer neue Varianten bzw. neue Reize und geringen Wiederholungszahlen aufgebaut.

Aus diesem Grund birgt die differenzielle Lernmethode ein größeres Potenzial im Hinblick auf die Entwicklung und Förderung von Spieler. Dennoch ist es ebenso unabdingbar Grundlagen zu legen und zu trainieren, was mit der klassisch-orientieren Methodik sich bewehrt hat.

Da es vor allem im Wettkampf zur Überprüfung der fußballerischen Fähigkeiten kommt, sollten diese auch im Training immer wieder differenziert geschult werden. Hierbei sind ständig wechselnde Bedingungen und das Setzen neuer, unbekannter Reize, für die Entwicklung der Spieler essenziell.

Fazit für die Anwendung im Training

– bewusste, zielgerichtete Ausführungsvariabilität
– Interpolation (= zwischen zwei Zuständen einen dritten Zustand bewerten)
– ständige Variation der Bewegungsaufgaben
– ständiges Erzeugen von Differenzen zwischen zwei aufeinander folgenden Bewegungen
– keine Fehlerkorrekturen

Ziel:
Der Spieler soll selbstorganisiert einen individuell idealen Lösungsansatz finden, wobei es zu Fehlern bzw. Störungen während der Bewegung kommt, welche er gezielt berücksichtigen muss.

  • größere Leistungssteigerung im Training des differenziellen Ansatzes
  • Trainingseinheit zum Methodiktraining – Passspiel

    > Einleitung

    Trainingshilfen
    4-5 Bälle
    4 Hütchen

    Organisation
    Der Übungsaufbau ist der Form einer Raute gleich.

    Übungsablauf
    Der Spieler am unteren Hütchen hat zu Beginn der Übung den Ball. Diesen passt er auf den 2. Spieler, und läuft seinem Ball im Sprint nach. Dort bekommt er den Ball direkt zugespielt, nimmt ihn mit dem 1. Kontakt an und passt ihn mit dem 2. Kontakt auf Spieler 3, der sich am oberen Hütchen der Raute befindet.
    Der 3. Spieler hat 2 Kontakte, um den Ball zu verarbeiten und weiterzuspielen. Mit Spieler 4 spielt er einen Doppelpass. Nach diesem Doppelpass löst sich der 4. Spieler von seinem Hütchen, und bekommt den Ball von Spieler 3 in den Lauf gepasst. Mit diesem dribbelt er im höchsten Tempo um das untere Hütchen. Die Übung setzt sich nun nach dem Muster fort.

    Variation
    Alle Pässe müssen direkt gespielt werden.

    Coaching- Tipps
    Pässe in den Lauf temperiert spielen.
    Kommunikation

    > Hauptteil

    Trainingshilfen
    Markierungsscheiben
    1-2 Bälle
    1 Leibchen

    Organisation
    Die Übung gemäß der Abbildung aufbauen. Der Spieler in der Mitte wechselt alle 2 Minuten.

    Übungsablauf
    In dieser Übung wird ein „Rondo“ gespielt. Das Spielfeld ist ein Viereck, und wird durch die Markierungsscheiben begrenzt. Je kleiner es ist, desto einfacher hat es der Spieler in Rot, der sich in der Mitte befindet, den Ball zu erobern. 5 blaue Spieler außen passen sich derweil den Ball zu. Ziel der Spieler in Blau ist es, 16 Pässe innerhalb ihrer Mannschaft zu erzielen, ohne dass der rote Spieler an den Ball kommt.

    Die Kontaktanzahl kann von einem Kontakt (direktes Passspiel) bis 2 Kontakte pro Spieler variieren. Nach 2 Minuten geht 1 neuer Spieler in die Mitte des Spielfeldes. Für jede Balleroberung des Spielers in der Mitte gibt es einen Punkt, für 15 gespielte Pässe der Spieler außen einen Minuspunkt.

    Variation
    Anstatt einem 4-gegen-1 wird ein 3-gegen-2 gespielt. Freie Kontaktanzahl im Feld.

    Coaching- Tipps
    Kontaktanzahl der Spieler außen beachten.

    > Schlussteil

    Trainingshilfen
    7-8 Bälle
    6 Hütchen
    6 Leibchen (3 Rote und 3 Blaue)

    Organisation
    Der Trainer baut ein 15×10 Meter großes Spielfeld auf, in wessen Mitte sich 2 Minitore befinden.

    Übungsablauf
    Die Mannschaften spielen im Spielfeld ein 3-gegen-3 auf 2 Minitore. Die Minitore sind mit dem Rücken zueinander aufgestellt. Der Trainer signalisiert den Start der Übung, indem er den 1. Ball einspielt. Die Mannschaft, die diesen 1. Ball gewinnt, hat das Recht, auf beide Minitore zu spielen. Dieses Recht besteht nur zu Beginn des Spiels.

    Hat Blau den Ball, und erzielt ein Tor auf ein Minitor, bleiben sie im Ballbesitz, dürfen jetzt aber nur noch das andere Minitor bespielen. Die rote Mannschaft muss immer das Minitor verteidigen, auf das Blau spielt. Erobert Rot den Ball, spielen sie auf das Minitor, dass sie nicht verteidigt haben. Erzielen sie ein Tor, bleiben auch sie im Ballbesitz, und spielen auf das andere Minitor.

    Variation
    Ein Tor zählt erst dann, wenn alle Spieler er eigenen Mannschaft über die Mittellinie sind.

    Coaching- Tipps
    Tiefe belaufen.

    + + + Diese Übungseinheit entstammt der Trainingskartothek „Passspiel variantenreich trainieren“ + + +