Von Trappatoni lernen – Einen Vorsprung über die Zeit bringen
Giovanni Trappatoni ist seit seiner Zeit beim FC Bayern auch in Deutschland eine Legende. Allerdings speist sich seine Bekanntheit vor allem aus seiner legendären Wutrede. Oft wird aber übersehen, dass Trappatoni einer der erfolgreichsten Trainer der Fußballgeschichte ist. Allerdings kann man ihn nicht nachsagen, dass er seine Erfolge mit besonders attraktivem Fußball erreicht hätte. Trappatonis Erfolge basieren vielmehr auf der Kunst, mit einem erstaunlich effizienten Fußballstil zu gewinnen. Bei all seinen Mannschaften legte er stets den Hauptaugenmerk auf die Defensive. Auch wenn das insgesamt nicht mehr zeitgemäß sein mag, können Sie doch noch einiges von Trappatoni lernen.
Lothar Matthäus erzählt auch heute noch gerne die Anekdote, dass er während seiner Zeit bei Inter Mailand unter Giovanni Trappatoni gelegentlich der offensivste Spieler auf dem Platz gewesen sei. Bei einem Vorsprung wechselte Trappatoni gerne den einzigen Stürmer in seinem System aus und verstärkte die Abwehr, um ein Gegentor in der Schlussphase zu verhindern. Der defensive Mittelfeldspieler Matthäus hatte dann die Aufgabe, durch seine Dynamik immer wieder für Entlastung zu sorgen. Aus heutiger Sicht scheint Trappatonis Vorgehensweise undenkbar, denn alle modernen Spielsysteme basieren auf einem hohen Maß an offensiver Aggressivität.
Manchmal ist Trappatonis Methode optimal
Wenn Sie kurz vor Schluss mit einem Tor in Führung liegen oder ein Unentschieden verteidigen möchten, kann es durchaus ratsam sein, die gesamte Offensivkraft zu opfern, um der Defensive eine maximale Stärke zu verleihen. Das ist aber nur dann ratsam, wenn Sie überhaupt keine offensiven Akzente mehr setzen können. Wenn das gesamte Spiel an Ihrem eigenen Strafraum stattfindet, hilft es Ihnen nicht viel, wenn Sie vorne noch den ein oder anderen Stürmer stehen haben. In diesem Fall ist es besser, einen Defensivspezialisten einzuwechseln, der die Abwehr um ein paar Prozentpunkte verstärkt.
Allerdings sollten Sie nicht zu früh die Offensive opfern, denn ansonsten wird der Druck zu groß. Solange Ihr Team immer noch dazu in der Lage ist, gelegentlich einen Angriff zu initiieren, sollten Sie nicht freiwillig auf jegliche Offensivbemühungen verzichten. Die Trappatoni-Methode ist maximal für die letzte Viertelstunde des Spiels geeignet. Dann kann sie aber den entscheidenden Vorteil bringen, denn ein zusätzlicher Abwehrspieler macht es dem Gegner noch einmal schwerer. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass der neue Abwehrspieler sinnvoll in die Formation einbezogen wird, damit Sie nicht die Ordnung verlieren. Idealerweise wechseln Sie einen Spieler ein, der mit hohem Laufaufwand an vorderster Stelle den Spielaufbau des Gegners stört.
Einen kopfballstarken Defensivspieler für einen Stürmer einwechseln
Wenn viele Flanken in den Strafraum segeln, kann ein zusätzlicher Kopfballspezialist genau die Entlastung bringen, die Sie benötigen, um die letzten Minuten des Spiels zu überstehen. Dabei spielt es nicht unbedingt eine Rolle, ob es sich nominell um einen Stürmer, einen Mittelfeldspieler oder einen Angreifer handelt. Entscheidend ist nur, dass der Spieler bei allen Situationen zentral im Strafraum ist, um mit seiner Kopfballstärke für zusätzliche Defensivkraft zu sorgen. Wenn Sie einen sehr kopfballstarken Stürmer haben, können Sie diesen auch direkt in die Defensive beordern. Das hat nicht zuletzt den Vorteil, dass Sie keine Auswechslung benötigen. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Sie einen uneitlen Stürmer haben, der sich nicht dafür zu schade ist, sich in der Schlussphase in den Dienst der Mannschaft zu stellen.
Der Erfolg rechtfertigt auch antiquierte Mittel
Zweifellos ist Trappatonis Methode nicht besonders modern. Zweifellos ist es besser, wenn Sie eine Mannschaft haben, die sich auch in schwierigen Situationen immer wieder offensiv befreien kann. Aber Sie wären ein schlechter Trainer, wenn Sie nicht in besonderen Situationen dazu in der Lage wären, ungewöhnliche Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie am Ende ohne Stürmer auf dem Platz stehen und das Spiel gewonnen haben, kann jedenfalls niemand behaupten, dass Sie einen Fehler gemacht hätten. Ein guter Trainer ist dazu in der Lage, in besonderen Situationen besondere Strategien einzusetzen. Wenn Sie das nicht können, müssen Sie die eine oder andere unnötige Niederlage einkalkulieren.