Abhängig von Messi
Trotz dreier Siege in der Vorrunde hat Argentinien noch nicht wirklich überzeugt. Ganz offensichtlich ist die Mannschaft von Lionel Messi abhängig, der allein vier der sechs Vorrundentore erzielte. Im Achtelfinale trifft Argentinien nun auf die Schweiz.
Nigeria agierte im 4-3-3-System, Argentinien setzte ein 4-3-1-2 dagegen, mit Messi zentral hinter den Spitzen und Aguero sowie Higuain davor. Gleich nach dem Anpfiff war zu erkennen, dass das Spiel der Südamerikaner einzig und allein auf Messi zugeschnitten ist. Der 27-Jährige vom FC Barcelona ist Dreh- und Angelpunkt seiner Nationalelf, Kopf, Herz, Seele und Erfolgsgarant. Zwar erfuhr er gegen die ebenfalls ins Achtelfinale eingezogenen Nigerianer Unterstützung durch di Maria aus dem linken Mittelfeld, doch seine stets gefährlichen Pässe auf die Stürmer wussten diese nicht zu verwerten. Lebensnotwendig für Argentinien: Messi bereitet nicht nur vor – Messi trifft selbst.
Das dritte Tor erzielte zwar ein anderer (Rojo nach einer Ecke), doch die argentinische Abhängigkeit von Messi ist wohl nur zu vergleichen mit der Abhängigkeit der Brasilianer von Neymar. Auch taktisch zeigt sich die „Albiceleste“ noch nicht auf dem notwendigen Niveau, viele Konterversuche gegen Nigeria verpufften im Nichts. Falsche Staffelungen, schlechte Laufwege – das Umschaltspiel wurde nur dann gefährlich, wenn Messi den Ball durch das Mittelfeld führte und den letzten Pass spielte. Doch vor allem Higuain, der für den SSC Neapel zuverlässig traf, zeigte vor Nigerias Torwart Enyeama Nerven. Nigerias Viererkette agierte stets kompakt und intelligent, das machte es Argentinien nicht einfacher. Zudem zeigte sich die Defensive der Südamerikaner bei beiden Gegentoren nicht von ihrer besten Seite. Die Verteidiger ließen Musa zweimal gewähren, die Abstände zum Gegenspieler waren vor den abschließenden Aktionen einfach zu groß. Und auch im Eins gegen Eins überzeugten die Argentinier in der Defensive nicht.
Der Floh ist nicht zu stoppen
Es klingt zu einfach, aber es war so: Argentiniens Offensivabteilung war und ist leicht auszurechnen, aber extrem schwer zu verteidigen. Besonders dann, wenn Messi am Ball ist. Besonders gefährlich für den Gegner wird es dann, wenn Messi 30 bis 40 Meter vor dem Tor angespielt wird. Es bedarf dann mindestens zweier Defensivspieler, um Messi auszuschalten, bevor er zum Torabschluss kommt. Allerdings steht die Abwehr vor einem riesigen Problem: „la pulga“, der Floh, hat stets auch den Mitspieler im Blick. Und irgendwann, vielleicht schon gegen die Schweiz im Achtelfinale, treffen womöglich auch die anderen Offensivkräfte der Argentinier.
Wie wichtig Messi für seine Mannschaft ist. lässt sich vor allem an der Tatsache ablesen, dass Sabella seinen herausragenden Spieler nach einer Stunde auswechselte – obwohl eine Niederlage für Argentinien Gruppenplatz zwei und ein Achtelfinalduell mit Frankreich bedeutet hätte. Allerdings ging Sabella kein allzu hohes Risiko, da im Parallelspiel Bosnien gegen den Iran deutlich führte, was das Weiterkommen für Nigeria bedeutete. So ließ die Intensität nach spätestens 65 Minuten deutlich nach, keine der beiden Mannschaften musste noch ein Tor erzielen. Klar erkennbar war jedoch, dass Argentinien nach Messis Auswechslung kaum noch zu Gelegenheiten kam. Einzig der für Aguero gekommene Lavezzi war es, der der Offensive des zweimaligen Weltmeisters in der Schlussphase noch etwas Schwung verleihen konnte.