Der Abstand ist zu groß
Angeschlagen reiste Borussia Dortmund zu den Bayern, verkaufte sich dort zwar gut, blieb letzten Endes aber ohne echte Chance auf einen Erfolg oder zumindest einen Teilerfolg. Gegen den entscheidenden Elfmeter von Robben hatte auch der ansonsten starke Weidenfeller nichts zu bestellen.
Im 3-1-4-2 schickte Guardiola seine Mannschaft in die Partie, Klopp antwortete im 4-2-3-1, bei dem – je nach Spielsymmetrie – Reus oder Aubameyang die vorderste Spitze gaben. Insbesondere die Hereinnahme von Robben nach einer Verletzung war für die Gastgeber ein echter Gewinn, der Niederländer machte gegen Linksverteidiger Durm viel Dampf, die Dortmunder konnten Robben zu Beginn kaum bremsen. Allerdings unterlief ihnen auch nicht der taktische Fehler, den viele anderen Teams machen: Robben mit zwei Mann zu doppeln. Dann nämlich bleiben Mitspieler frei, die er bedienen kann – gegen Dortmund setzte er sich gegen Durm zwar immer wieder durch, seine Schüsse aus der zweiten Reihe waren jedoch ungefährlich. Auch Müller und Lewandowski hatten Möglichkeiten, die Weidenfeller im Tor entschärfte.
Nach etwa 15 Minuten hatte Dortmund auf einmal viel mehr Zugriff auf das Spiel. Klopp beorderte seine Defensivspieler inklusive Bender und Kehl näher zu den Gegnern, Kagawa verstellte geschickt die Passwege und verengte somit die Räume für die Münchner im Mittelfeld. In den Zweikämpfen wurden die Westfalen aggressiver, bis zur Halbzeit führte Dortmund in dieser Kategorie sogar mit 67 zu 33 Prozent. Aus der dicht gestaffelten Defensive setzten die Gäste vermehrt Nadelstiche in Richtung Münchner Tor, bis ein herrlicher Konter in fünf Etappen zum 0:1 durch Reus führte – den Mann, um den sich derzeit Spekulationen ranken. Es heißt, auch er könnte kommende Saison in München spielen.
Dortmund läuft nur hinterher
Dass sie ihn in München nicht wirklich brauchen, zeigte der Rest des Spiels. Bayern machte sofort mehr Druck und hätte noch vor der Pause ausgleichen können. Die zweite Halbzeit – es gab zunächst keine Wechsel – war von Beginn an sehr eintönig, mit Ausnahme eines wenig gefährlichen Schusses von Kagawa lief das Spiel nur auf das Dortmunder Tor zu. In dieser Phase war kaum mehr zu erkennen, welcher taktischen Marschroute die Gästemannschaft folgte, immer war Dortmund einen Schritt zu spät. Dabei machten die Münchner selten etwas Außergewöhnliches – das Gewöhnliche zeigte an diesem Abend bereits, dass der Abstand zwischen den beiden vermeintlichen Konkurrenten schon zu groß ist. Doch bis zur 70. Minute interessierte all das nicht, mit viel Glück verteidigte die Borussia die knappe Führung. Dann jedoch gelang Guardiola der entscheidende taktische Kniff.
Er brachte Ribéry für den enttäuschenden Götze, der Franzose begann sofort, auf der linken Angriffsseite zu wirbeln – seine erste gelungene Aktion war allerdings ein Fehlpass, so schräg das auch klingt. Dieser landete nämlich bei Lewandowsi, der Weidenfeller aus 20 Metern keine Chance ließ. Gegen Ribéry hatte Rechtsverteidiger Piszczek keine Atempause mehr. Der in der zweiten Hälfte blasse Müller musste nach 80 Minuten Pizarro weichen, ein weiteres taktisches Signal von Guardiola. Doch es war keiner der beiden Bayern-Mittelstürmer, sondern erneut Ribéry, der die Entscheidung suchte. Ein Trikotzupfer an ihm von Subotic reichte für einen Elfmeter, den Robben zum 2:1 verwandelte.