So wird der Trainer zum Problem – Wie kann ich einer Meuterei durch das Team/Umfeld vorbeugen?

Jeder Trainer kennt die Angst vor der Meuterei bei einer längeren Serie von sieglosen Spielen. Dabei ist es meist kein großer Unterschied, ob die Spiele verloren wurden oder lediglich unentschieden ausgegangen sind. Im folgenden Artikel erfahren Sie, wie Sie Sich präventiv vor einer solchen Situation schützen können und wie Sie kurzfristig reagieren sollten, wenn es fast schon zu spät ist.

Wie kann ein Trainer präventiv bzw. frühzeitig verschiedenen Situationen bzw. einer Meuterei entgegensteuern?

Eine Meuterei entsteht immer aufgrund der Unzufriedenheit in einer der drei wichtigen großen Personenkreise. Diese sind zum einen das gesamte Team, der Vorstand des Vereins und das Umfeld.

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Das gesamte Team stellt hierbei einen besonders wichtigen, aber auch kritischen Aspekt dar. Grundsätzlich wird der Meinung des Teams eine besonders hohe Bedeutung zugemessen. Einzelne Spieler können Druck auf den Vorstand ausüben oder sich an die Öffentlichkeit wenden und ihre Unzufriedenheit anderen mitteilen. Deshalb sollte der Trainer stets um ein gutes Klima in seinem Team bemüht sein.

Der Trainer verbringt besonders viel Zeit mit den verschiedenen Spielern des Teams. Dabei ist es nahezu unmöglich, entstehende Anspannungen und Konflikte nicht zu bemerken. Der Trainer sollte während des gesamten Trainings ständig die persönlichen Motive aller Spieler im Hinterkopf behalten. Die Spieler wollen grundsätzlich ihre Spiele gewinnen und einen sichtlichen Fortschritt durch das Training des Trainers bemerken. Neben dem Aufstieg des gesamten Teams, was für den Trainer an oberster Stelle steht, geht es den Spielern auch um ihre eigene Karriere als Fußballer. Daher kann eine besonders große Unzufriedenheit bei einzelnen Spielern entstehen, wenn sie eine lange Zeit auf der Ersatzbank verbringen müssen. Der Spieler kann sich dadurch nicht auf dem Feld beweisen und seine Stärken nicht zeigen. Deshalb erachten viele Spieler einen längeren Aufenthalt auf der Ersatzbank als Behinderung oder Sabotage ihrer eigenen Karriere.
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Eine solche Situation kann der Trainer leicht umgehen, indem er versucht, jeden Spieler regelmäßig an Spielen teilnehmen zu lassen. Sicher ist es oberste Aufgabe des Trainers, für den Aufstieg des Teams zu sorgen, aber nicht jedes Wertungsspiel stellt eine gleiche Herausforderung für das Team dar. Um das Klima innerhalb des Teams zu verbessern, sollte durchaus von Zeit zu Zeit eine suboptimale Aufstellung gewählt werden, bei welcher man noch immer gute Chancen auf einen Sieg hat. Dadurch bekommen die Spieler ihre Präsenzzeit, ohne dass für das Team Nachteile entstehen.

Weiteres Konfliktpotenzial bietet eine Reihe von Niederlagen oder ausgebliebenen Siegen. Dies führt nicht nur zu einer Frustration der Spieler, sondern ebenfalls zu einer Anspannung des Vorstandes. Der Trainer sollte deshalb die Interessen beider Personengruppen ständig im Auge behalten. Eine besonders schwierige Situation tritt auf, wenn sich das Team am unteren Ende der Wertungstabelle befindet oder gerade in eine neue Liga aufgestiegen ist. In diesen Situationen kann es überdurchschnittlich häufig zu Niederlagen kommen. Entsprechend besteht für den Trainer die Versuchung, ständig nur die beste Aufstellung für die Spiele zu wählen. Da dadurch unweigerlich einige Spieler zu kurz kommen würden, empfiehlt sich eine strategische Aufstellung des Teams. Aussichtslose Spiele gegen deutlich stärkere Teams müssen nicht zwangsläufig von den besten Spielern des eigenen Teams verloren werden. Deshalb empfiehlt sich in solchen Situationen eine antizyklische Aufstellung der Mannschaft. Die besten Spieler werden gegen die schwächsten Gegner herangezogen, um garantierte Siege zu gewährleisten und die schwächsten Spieler werden gegen die stärksten Gegner eingesetzt, um trotz sicherer Niederlage den Spielern ausreichend Präsenzzeit gewährleisten zu können. Dadurch bleiben sowohl Vorstand als auch Team mit der Arbeit des Trainers zufrieden.

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Die letzte Personengruppe, auf welche der Trainer achtgeben sollte, ist das direkte Umfeld. Nicht selten musste ein Trainer aufgrund öffentlichen Drucks vom Vorstand ersetzt werden. Um einer solchen Situation präventiv vorzubeugen, sollte der Trainer ständig ein Auge auf die öffentliche Meinungsbildung haben. Sofern es aufgrund von besonders starker Unzufriedenheit der Fans notwendig ist, sollten Entscheidungen transparent vermittelt werden. Hierzu zählt natürlich nicht das ständige Training und dessen Aufbau, sondern vielmehr die Entscheidung der Aufstellung bei einem Spiel oder eine neue Zusammensetzung des Teams. Der Trainer sollte stets bemüht sein, die Öffentlichkeit nicht zu verärgern und entstehende Konflikte frühzeitig zu erkennen und aus der Welt zu schaffen.

Wie kann ein Trainer kurzfristig reagieren, wenn er die Entwicklung nicht wahrgenommen hat und es fast schon zu spät ist?

Ein Trainer kann in den meisten Fällen selbst dann noch einlenken, wenn die Situation besonders kritisch ist. Eine jede Meuterei hat ihren Ursprung und jeder Aufstand hat einen Rädelsführer. Das Erste, was der Trainer tun muss, ist den Ursprung der Meuterei ausfindig zu machen.

Liegt der Ursprung in einem sehr unzufriedenen Mitglied des Teams, sollte zuerst der Grund der Unzufriedenheit ausfindig gemacht werden. Wünscht sich der Spieler deutlich mehr Präsenzzeit, kann diesem Wunsch in vielen Fällen nachgegangen werden. In jedem Fall ist ein ausführliches Gespräch mit dem Spieler hilfreich. Persönliche Probleme können so aus der Welt geschafft werden und ein seltener Einsatz des Spielers kann mit der Leistung dessen begründet werden. So können sich Trainer und Spieler auf Regelungen einigen, dass der Spieler mehr Präsenzzeit erhält, wenn er gewisse Leistungsanforderungen erfüllt. Dadurch erhält der Spieler einen Ansporn beim Training mehr zu geben und seine Leistung dahingehend zu steigern, dass der Trainer ihn ohne Bedenken öfter einsetzen kann. Eine Unzufriedenheit aufgrund der Gestaltung des Trainings kann durch diverse Maßnahmen wie eine Anpassung der Trainingsintensität behoben werden.

Sollte der Ursprung im Vorstand liegen, kann der Meuterei schnell entgegengewirkt werden. Eine Unzufriedenheit des Vorstandes liegt für gewöhnlich ausschließlich in einem Mangel an Siegen und den damit verbundenen negativen Konsequenzen für den Fußballverein. Sollte durch eine geschickte Aufstellung ein sicherer Sieg möglich sein, sollte bei Druck durch den Vorstand unbedingt ein Spiel gewonnen werden. Ist dies jedoch nicht möglich, weil das Team gerade aufgestiegen ist und die anderen Teams zum Großteil noch zu stark sind, sollte diese Situation mit dem Vorstand besprochen werden. Es kann hierbei auch helfen, den Kapitän des Teams um eine Stellungnahme vor dem Vorstand zu bitten, damit dieser den Leistungsunterschied einsieht und dem Trainer mehr Zeit für einen weiteren Sieg schenkt.
Druck durch die Öffentlichkeit entsteht meist lediglich aufgrund eines speziellen Problems. Dieses wird vom Umfeld ständig angesprochen und kann daher vom Trainer leicht ermittelt werden. Sollte der öffentliche Druck Ausmaße annehmen, dass sich der Vorstand unter Druck gesetzt fühlen könnte, bietet es sich an, durch eine öffentliche Stellungnahme des Trainers oder ein ausgiebiges Interview das Problem aus der Welt zu schaffen. Da die Fans auch am Sieg des Teams und einem Aufstieg interessiert sind, lässt sich in den meisten Fällen eine Meinungsverschiedenheit bezüglich einer Entscheidung des Trainers schnell durch eine Schilderung der Beweggründe klären.
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Wie sind die kurz- bzw. langfristigen Effekte seiner Maßnahmen?

Viele Maßnahmen zur Vorbeugung einer Meuterei haben nicht nur die erwünschten kurzfristigen Effekte, sondern ebenfalls negative langfristige Effekte, die der Trainer mit einberechnen muss.
In vielen Fällen kann es beispielsweise helfen, den Kapitän des Teams mehr in die eigenen Pläne einzuweihen. Dadurch wird zwar kurzfristig die Persönlichkeit des Trainers gestärkt und er steigt im Ansehen des Kapitäns und eventuell des ganzen Teams, aber diese Entscheidung kann auch Schattenseiten mit sich bringen. Langfristig könnte es passieren, dass sich der Kapitän deutlich mehr Freiheiten herausnimmt oder sogar damit beginnt, den Trainer und seine Entscheidungen zu kritisieren. Je mehr der Kapitän oder einzelne Spieler über die Hintergründe einer Entscheidung wissen, umso mehr Angriffspunkte gibt es auch, um Entscheidungen zu kritisieren.

Sollte der Trainer die Intensität des Trainings herunterschrauben und dadurch die Spieler während des Trainings entlasten, steigt er mit Sicherheit im Ansehen der Spieler. Für viele Spieler ist ein weniger anstrengendes Training deutlich angenehmer. Es besteht jedoch die Gefahr des langfristigen Effekts, dass die Leistungssteigerung der Mannschaft nicht stark genug ist oder die Mannschaft aufgrund einer noch größeren Leistungssteigerung der gegnerischen Mannschaften im direkten Vergleich relativ betrachtet schwächer geworden ist. Eine solche Maßnahme könnte den sportlichen Erfolg deutlich mindern und eine Missgunst des Vorstandes bzw. sehr engagierter Spieler nach sich ziehen.

Eine weitere kurzfristige Maßnahme besteht in einer Umgestaltung des Trainings, sodass es den Spielern trotz starker körperlicher Anstrengung besonders viel Spaß bereitet und dadurch angenehmer zu absolvieren ist. Diese Umstellung kann erreicht werden, indem beispielsweise deutlich mehr Spielformen in das Training integriert werden. Bei vielen Spielern erreicht man dadurch eine große Steigerung der Motivation und eine Aufwertung des Trainers in ihrer Gunst. Langfristig betrachtet sollte man jedoch mit solchen Methoden vorsichtig sein. Auch wenn die neuen Trainingsmethoden einen Trainingserfolg erzielen, könnte der Vorstand oder die Öffentlichkeit den neuen Methoden gegenüber kritisch eingestellt sein. Neben dem Unmut im Umfeld besteht die ernstzunehmende Gefahr, dass der Trainer in seiner Seriosität und Glaubwürdigkeit sinkt. Die Spieler könnten beispielsweise auf spaßige Trainingsmethoden bestehen und ein ernsthaftes Training verweigern.

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Weiterhin könnte der Trainer bei seinen Entscheidungen die Meinung des Spielerrates stärker berücksichtigen und öfter auf den Spielerat hören. Dadurch werden sicherlich zahlreiche Konflikte vermieden und der Trainer braucht sich weniger Sorgen um eine Meuterei seitens der Mannschaft sorgen. Eine solche Entscheidung führt jedoch besonders schnell zu einer Gewöhnung und es könnte sich langfristig eine Situation entwickeln, in welcher der Spielerrat förmlich darauf besteht, an den Entscheidungen beteiligt zu werden und dadurch eine noch größere Unzufriedenheit entsteht. In einem solchen Fall muss der Trainer also zwischen zwei verschiedenen Übeln wählen. Entweder er riskiert einen frustrierten und wütenden Spielerrat, der immer mehr Entscheidungsgewalt und Einfluss haben möchte oder er findet sich in einer Lage wieder, in welcher seine Entscheidungsfreiheit stark eingeschränkt ist und er wichtige Entscheidungen, die seine eigene Karriere betreffen können, nicht länger selbst entscheiden kann.

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