Interview mit Klaus Eder, Physiotherapeut im Spitzensport
Klaus Eder ist Physiotherapeut und betreut Spitzensportler vom DFB bis Olympia. 30 Jahre lang war der 71-Jährige Physiotherapeut der Deutschen Fußballnationalmannschaft. Dabei nahm er an acht Europameisterschaften und sieben Weltmeisterschaften teil und kümmerte sich mit seinem Behandlungsteam dabei um die medizinischen Belange. Zusammen mit Christian Müller und Jan Kerler ist er Inhaber eines Physiotherapie- und Rehabilitationszentrums in Regensburg.
Klaus Eder (l.) mit Bastian Schweinsteiger im Trainingslager zur WM 2014. Foto: Markus Gilliar
Was sind Ihre besten Tipps für Fußballer, um Verletzungen vorzubeugen?
Klaus Eder: Es gibt zwei Ebenen, die für Fußballer entscheidend sind, um das Risiko für Verletzungen zu minimieren. Zum einen das präventive Training, zum anderen ausreichende Regenerationsphasen. Beide Bereiche sind in ihrer Anwendung abhängig von einer Vielzahl von Faktoren und Rahmenbedingungen.
Welche „kleinen Wunder“ haben Sie im Heilungsprozess schon erlebt?
Klaus Eder: Im Fußball hatte ich einmal einen Fall, wo ein Spieler bereits eine Woche nach einer partiellen Innenband-Ruptur wieder Fußball gespielt hat. Generell kann und sollte man den natürlich Heilungsprozess aber nicht verkürzen.
Wie ist der Unterschied in der Physiotherapie zwischen Profi- und Amateurfußballern?
Klaus Eder: Beim Profifußballer hat man erfahrungsgemäß mehr Zeit als beim Amateurfußballer. Diese müssen neben ihrer Arbeit und dem Fußball Zeit dafür finden. Mitunter kann das den Erfolg natürlich beeinträchtigen.
Was raten Sie Fußballtrainern, die Verletztenliste klein zu halten?
Klaus Eder: Eine enge Verbindung zu Ärzten und Physiotherapeut aufbauen. Hier sind besonders präventive Untersuchungen zu nennen. Und dann natürlich hier auch wieder die Themen präventives Training und Regeneration.
Bei welchen Sportverletzungen gab es in den letzten Jahren die größten Behandlungsfortschritte?
Klaus Eder: Definitiv bei Muskelverletzungen. Grund ist die genaueren Differenzierung. Muskelarbeit ist immer ein Zusammenspiel verschiedener Systeme. So rücken neben den bekannten Muskelstrukturen, immer mehr auch die Faszien und neurovasculäre Komponenten in den Fokus.
Wird der Regeneration im Amateur- /Nachwuchsfußball zu wenig Bedeutung beigemessen?
Klaus Eder: Ich denke, das kann man nicht so pauschal sagen. Es ist immer eine Einstellung des Trainers. Es gibt auch im Amateurbereich viele Trainer, die solche Maßnahmen aktiv begleiten und ihr Training darauf aufbauen.
Inwieweit sind Sie für alternative Behandlungsmethoden offen?
Klaus Eder: Wenn evidenzbasierte Behandlungsmethoden nicht zum gewünschten Erfolg führen, macht es durchaus auch Sinn, alternative Wege zu gehen. Grundsätzlich dagegen verschließen, würde ich mich nicht.
Der Fußball ist schneller und dynamischer geworden – hat sich das Verletzungsprofil dadurch verändert?
Klaus Eder: Eigentlich nicht. Die Maßnahmen der Prävention und Regeneration sind dadurch aber noch wichtiger geworden. Anders gesagt: Eine Vernachlässigung hat heutzutage noch größere Auswirkungen als früher.
Welches war in beruflicher Hinsicht Ihr schönstes Sporterlebnis?
Klaus Eder: Da sind in erster Linie natürlich die Siege mit der Deutschen Fußballnationalmannschaft zu nennen: WM 1990 und 2014, sowie der EM-Gewinn 1996.
Was waren die „verrücktesten“ Erlebnisse Ihrer Laufbahn?
Klaus Eder: Das 7:1 im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien war wirklich ein Erlebnis, das man so bezeichnen kann.
Was sind Ihre Lieblingssportarten?
Klaus Eder: Neben Fußball sind das Eishockey und der Golfsport.
Redaktion: Goetz & Media | Sport