Der Meniskus: Schwachstelle im Fußballer-Knie
Oftmals liest man in Sportberichten über Verletzungen am Meniskus. Gerade bei Fußballern sind derartige Verletzungen verbreitet und gefürchtet. Doch worum handelt es sich dabei genau? Die wenigsten Menschen wissen genau, was Menisken sind und welche Funktion sie ausüben. Darüber klärt der folgende Text auf. Außerdem wird erklärt, wie man Verletzungen am Meniskus vorbeugen kann und was geeignete Therapiemöglichkeiten sind.
Wir haben auch Infos zu weiteren Verletzungen, die Fußballer häufig erleiden |
Was sind Menisken?
Vereinfacht gesagt sind Menisken Stoßdämpfer im Knie, die zugleich eine Funktion als Überträger von Kräften ausüben. Das Wort Meniskus bedeutet übersetzt so viel wie “mondfömiger Körper”. Anatomisch betrachtet sind Menisken Knorpel im Gelenk. Im Knie weisen sie – im Gegensatz zu den übrigen Gelenken, in denen sie scheibenförmig sind – eine halbmondartige Form auf. Daher rührt der Name. Im menschlichen Knie gibt es zwei große Menisken und in anderen Gelenken mehrere kleinere.
Welche Funktion hat der Meniskus?
Die beiden Menisken im Kniegelenk werden auch als Innenmeniskus und Außenmeniskus bezeichnet. Sie befinden sich zwischen den Gelenken von Schienbein und Oberschenkelknochen. Ihnen kommt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen eine eminent wichtige Bedeutung bei der Kraft- und Druckübertragung zwischen den genannten Gelenken zu. Einerseits fungieren sie als Stoßdämpfer und Stabilisator und schützen somit die Kniegelenke. Andererseits nehmen sie die Zugkräfte, die über die Bänder um das Kniegelenk herum entstehen, auf. Extreme Belastungen auf die Menisken im Knie entstehen beispielsweise bei Kniebeugen. Hierbei werden sie stark verformt. Sehr wahrscheinlich ist es, dass sie auch für eine bessere Verteilung der Gelenkflüssigkeit auf den Knorpeln sorgen, wodurch die Reibung gemindert wird.
Einfluss auf die Beweglichkeit
Der große Einfluss des Innen- und Außenmeniskus auf die Beweglichkeit des Kniegelenks liegt damit auf der Hand. Seit Ende der 1940er Jahre ist es erwiesen, dass bei Menschen, denen ein Meniskus operativ entfernt werden musste, das Arthrose-Risiko überdurchschnittlich stark erhöht ist. Denn die Menisken vergrößern durch ihre Beweglichkeit sowohl die Gelenkfläche auf dem Schienbein als auch die Kontaktfläche für den oberen Teil des Oberschenkelknochens. Zusätzlich zu den reinen Beuge- und Streckbewegung ermöglicht die Form des Kniegelenks auch Rotationen sowie Verschiebungen nach vorne und hinten. Dies wäre ohne die Menisken nicht möglich.
Welche Verletzungen können an den Menisken entstehen?
Neben degenerativen Veränderungen sind am Meniskus grundsätzlich drei verschiedene Arten von Verletzungen möglich. Diese sind in ihrer Art und ihrem Umfang sehr unterschiedlich, wobei sie ähnliche Symptome aufweisen. Namentlich sind dies Scheibenmeniskus, Meniskusquetschung und Meniskusriss (ganz oder teilweise).
Meniskusverletzungen sind typische Sportverletzungen. Zwar leiden auch Fliesenleger oder andere Handwerker, deren Knie stark beansprucht werden, unter einem erhöhten Verletzungsrisiko. Doch überproportional häufig kommen gerade akute Schädigungen am Meniskus bei Sportlern vor. Hier sind in erster Linie Leichtathletik, Ski- und Snowboardfahren, Kampfsport, Turnen und Ballsportarten wie Handball oder Fußball zu nennen.
Meistens ist eine Meniskusverletzung im Knie die Folge einer schnellen Drehung. Dabei rotieren Oberschenkel- und Schienbein um die Längsachse. Auch beim abrupten Beugen und Strecken des Knies – also einer Bewegung um die Längsachse – kommt es zu Schädigungen bis hin zum Meniskusriss. Dabei gerät der freie Meniskusrand zwischen die Gelenkkörper und reißt teilweise oder komplett ab.
Der Scheibenmeniskus
Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Fehlbildung, die angeboren ist. Weil es sich dabei um keine spezifische Sportverletzung handelt, wird im Folgenden nicht näher darauf eingegangen.
Die Meniskusquetschung
Eine direkte Korrelation mit dem Sportbereich gibt es hingegen bei Quetschungen der Menisken. Im Vergleich zum Abriss ist dies die harmlosere Variante der Läsion. Meistens genügt eine konservative Behandlung, wenngleich in einigen Fällen ein Entlastungsschnitt die Heilung beschleunigen kann. Oftmals ist allerdings lediglich eine Abstinenz vom Sport für rund drei Wochen angezeigt. Danach kann das Training langsam wieder aufgenommen werden. Eine Quetschung ist schmerzhaft, heilt aber von selbst wieder komplett aus.
Der Meniskusriss
Der Meniskusriss ist eine unter Fußballern gefürchtete Verletzung. Häufiger als der Außenmeniskus reißt der Innenmeniskus. Möglich ist sowohl ein vertikaler als auch horizontaler Meniskusriss sowie komplexe Sonderformen wie der Korbhenkelriss. Dabei wird der Meniskus entlang seines Verlaufs längsseitig gespalten. Diese Form des Meniskusrisses ist extrem schmerzhaft und kann die komplette Beweglichkeit des Gelenks plötzlich blockieren. Die Diagnose erfolgt durch eine Spiegelung und ein Röntgenbild.
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Wie kommt es zu Verletzungen?
Die tägliche Beanspruchung der Menisken ist enorm: Bei jedem Treppensteigen und in-die-Hocke-gehen tun sie ihren Dienst. Viele Menschen bemerken sie ein Leben lang nicht und sind sich ihrer Wichtigkeit nicht bewusst – bis sie streiken. Dies wird mit zunehmendem Alter infolge der natürlichen Abnutzung wahrscheinlicher. Das Gewebe wird dünner und es kann zu Rissen oder anderen Verletzungen kommen. Junge Patienten hingegen ziehen sich eine Meniskusverletzung in der Regel durch eine schnelle Beuge-, Streck- oder Drehsturz-Bewegung zu, wie sie häufig im Fußball zustande kommt. Auch Überbelastungen zählen zu den möglichen Ursachen. Der beweglichere Außenmeniskus ist dabei seltener betroffen. Häufiger kommt es zu einem Innenmeniskusriss. Im schlimmsten Fall kann bei einer solchen akuten Sportverletzung zusätzlich auch noch das Kreuzband oder Innenband reißen, was mit großen Schmerzen einhergeht.
Welche Symptome treten bei einer akuten Meniskusruptur auf und was ist zu tun?
Zunächst verspürt der Patient plötzlich Schmerzen, meist gefolgt von einer Schwellung. Möglich ist, dass das Kniegelenk blockiert ist. Auch Knackgeräusche können vernommen werden. Hegt man den Verdacht, dass ein Meniskusriss vorliegt, sollte man sofort das Gelenk entlasten und eine Schonhaltung einnehmen. Zugleich muss die Schwellung durch Kühlung und Hochlagerung des Beins behandelt werden. Eine gute Eselsbrücke für Ersthelfer stellt die „PECH“-Regel dar: Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Wichtig ist dann eine zeitnahe Diagnose beim Arzt samt entsprechender Therapie, damit es nicht zu Gelenkergüssen oder weitergehenden Konsequenzen wie Arthrose oder Knorpelschäden bis hin zum Gelenkverschleiß kommt.
Wie sieht die geeignete Therapie aus?
Die Behandlung hängt von der Schwere der Verletzung bzw. der Größe des Risses sowie vom Alter des Patienten ab. Kleinere Verletzungen können mittels Physiotherapie in den Griff bekommen werden. Liegt eine substantielle Schädigung vor, ist eine Operation in vielen Fällen unumgänglich – wobei allerdings die Gefahr von Folgeschäden besteht. Bei unzureichender Behandlung droht ein Knorpelschaden und damit in der Folge Arthrose. Dies kann schlimmstenfalls zum Karriereende eines Fußballers führen.
Doch soweit muss es nicht kommen, die medizinische Operationstechnik hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich weiterentwickelt. Eine offene Knie-OP ist in aller Regel nicht mehr angesagt. Oftmals kann der Eingriff schon im Rahmen der diagnostischen Kniegelenkspiegelung erfolgen.
Ziel ist es in jedem Fall, auch bei einer notwendigen Teilentfernung der zerstörten bzw. beweglichen Anteile möglichst viel Gewebe zu erhalten. Bei einer umfassenden Entfernung wird in seltenen Fällen ein Implantat eingebracht. Vor allem bei jungen Sportlern wird derweil häufig das Verfahren der Meniskusnaht eingesetzt. Der Außen- oder Innenmeniskusriss wird mit einem kleinen Stift oder Faden fixiert, welchen der Körper nach der Heilungsphase selbst auflöst. Denkbar ist auch der Einsatz einer Kombination aus beiden Verfahren.
In den letzten Jahren ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob eine Operation sinnvoll ist oder ob eine nichtoperative Therapie mit ausgiebiger Physiotherapie und Krankengymnastik nicht ebenso zielführend – und vor allen Dingen risikoärmer – ist. Denn bei jedem Eingriff können sich Komplikationen wie Infektionen oder Thrombose ergeben. Außerdem kämpfen viele Patienten nach einer OP mit Spätfolgen wie Arthrose. Diese Entscheidungen muss der zuständige Orthopäde oder Sportmediziner allerdings stets in einer Einzelfall-Abwägung treffen. Empfehlenswert ist es aus Patientensicht in jedem Fall, vor einem bevorstehenden Eingriff eine zweite, unabhängige Diagnose einzuholen.
Wie sieht die Nachsorge aus?
Im Anschluss an eine Operation ist absolute Schonung angesagt, damit die Naht heilen kann. Anschließend wird die Beweglichkeit des Knies wieder behutsam aufgebaut und das Fußballtraining kann erneut aufgenommen werden. Die volle Belastung sollte – je nach Schwere der Verletzung und der angewandten Operationstechnik – erst nach zwei bis vier Monaten wieder erfolgen. Der genaue Reha-Fahrplan sollte in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Wichtig sind zudem physiotherapeutische Übungen, um den Muskelaufbau anzuregen. Dabei ist es das vorrangige Ziel, die angrenzende Gelenkstruktur zu festigen und die Sehnen und Muskelgruppen im Oberschenkelbereich zu kräftigen. Nach der Schonzeit empfiehlt es sich, in Absprache mit dem Arzt mit leichtem Schwimmen oder Radfahren ins Training einzusteigen und das Pensum nach und nach zu steigern. Ein Auftakt des Reha-Programms im Schwimmbad empfiehlt sich, weil sich das Eigengewicht im Wasser nur einen Bruchteil des Normalzustands beträgt und damit die Belastung des Knies minimiert wird.
Wie beugt man Verletzungen durch spezielle Übungen vor?
Zur Prävention von Meniskusverletzungen können gezielte Balance- und Stabilisationsübungen sowie ein ordentlicher Muskelaufbau herangezogen werden. Außerdem wirkt die Verbesserung von Koordination und Kondition Knieverletzungen entgegen. Diese physiotherapeutischen Ansätze können auch gut in das Fußballtraining einbezogen werden – sei es in der Saisonvorbereitung oder während der Dehn- und Aufwärmphasen. Einfache Beispiele für derartige Übungen sind die klassische Kniebeuge, Radfahren, Schwimmen oder einbeinige Squats. Eine weitere konkrete Übung kann der so genannte Wandsitz sein. Dabei lehnt sich der Sportler mit leicht gespreizten Beinen an eine Wand und lässt sich langsam mit abgestütztem Rücken in die Hocke gleiten, ehe er sich wieder aufrichtet.
Als Hilfsmittel bei solchen präventiven Übungen leisten Faszienrollen und Power Bags wertvolle Dienste. Auch die Ernährung hat einen direkten Einfluss auf die Verletzungsanfälligkeit. Gerade der Konsum von Alkohol und Schlafmangel tragen zu verlängerter Reaktionszeit bei. Wichtig ist es allgemein, dass Trainer die theoretischen Grundlagen bei ihren Spielern auffrischen und auf Risikofaktoren hinweisen sowie erste Symptome von Verletzungen hinweisen. Dies gilt auch schon in der Jugend, nicht erst bei den Senioren.
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Spannungen im Meniskus lösen
Liegen bereits Schmerzen im Meniskus vor, sollte das vorrangige Ziel sein, die Spannungen der umliegenden Muskelgruppen zu lösen. Nach Meinung einiger Therapeuten soll auch bei schon vorliegenden Meniskusrissen mit den passenden Übungen Schmerzfreiheit zu erreichen sein. Durch korrekt und regelmäßig ausgeführte Dehnung kann diese Schmerzlinderung dauerhaft bestehen bleiben. Operationen sind demnach nur bei einer nicht lösbaren Blockade unumgänglich.
Eine gute Übung, um festzustellen, ob bereits eine schwere, operationswürdige Schädigung des Meniskus besteht, ist folgende: Auf den Bauch legen und prüfen, ob man die Fersen bis zum Gesäß ziehen kann. Danach an die Wand gelehnt den Fuß weit zurückstellen und das Knie strecken. Die Wade dabei maximal dehnen. Wenn der Winkel zwischen Bein und Boden mehr als 45 Grad beträgt und man seine Ferse nicht berühren kann, so sollte dies geübt werden, bis der Meniskusschmerz abklingt. Geschieht dies nicht, ist unter Umständen eine Operation nötig.
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