Mit gezielter Ballführung zum Erfolg

Fußball ist ein Teamsport, in dem ganz unterschiedliche Mannschaftstypen vereint sind, um gemeinsam erfolgreich zu sein. Der Kämpfertyp mit seiner Zweikampfstärke, der Kreative mit seinem genialen Passspiel, der Schnelle für die Sprints und der Dribbler, der mit seiner engen Ballführung für überraschende Momente in einem Spiel sorgt. Gerade gegen defensiv agierende Teams kann ein solcher Akteur entscheidend sein, um das Bollwerk zu durchbrechen. Als Trainer kann ein gezieltes Training mit speziellen Übungen diese Fähigkeiten fördern.

Warum ist die ausgezeichnete Ballführung wichtig?

Ballführung, Handlungsschnelligkeit
Gerade für das moderne Fußballspiel ist eine ausgezeichnete Ballführung elementar für die Umsetzung der Taktik. Die Fähigkeit den Ball eng am Fuß zu führen, Richtungswechsel ohne Ballverlust vorzunehmen oder ins Dribbling zu gehen sind Grundlagen, die in schon in der Jugendarbeit integriert werden sollten. Eine unsaubere Ballannahme, eine zu weite Ballführung oder ein technisch schlechtes Dribbling führen zu Ballverlusten, die einer Mannschaft teuer zu stehen kommen können. In diesem Zusammenhang ist es unheimlich wichtig für einen Coach dies in seine Trainingsarbeit einfließen zu lassen und diese Fertigkeit kontinuierlich weiterzuentwickeln. Im Amateurfußball ist es immer wieder zu beobachten, dass die Spieler lange Zeit für eine Ballannahme und die weitere Verarbeitung brauchen, zudem stetig den Blick auf den Ball statt auf das Spielgeschehen richten. Dies wiederum führt in der Summe dazu, dass die Akteure mit diesen Problemen früh attackiert, einen Fehlpass spielt oder gar in einem unnötigen Zweikampf verwickelt wird. Gelingt dies im Umkehrschluss sehr gut, kann Tempo aufgenommen und die aktuelle Spielsituation schneller erfasst werden.

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Ein ebenso wichtiger Aspekt ist das Offensivspiel mit einer gezielten Ballführung. Ein Dribbling kann vollkommen neue Räume schaffen, die Spielsituation entscheidend verändern und vor allem die Defensive des Gegners dauerhaft binden. Profis wie Franck Ribery, Eden Harzard oder ein Arjen Robben sind mit ihrer feinen Technik und den Tempodribblings kaum vom Ball zu trennen. Sie ziehen zwei bis drei Verteidiger auf sich und schaffen somit Platz für einen Stürmer oder einen nachrückenden Mittelfeldspieler. Alternativ kommen sie auch selbst gerne zum Abschluss.

Das Dribbling und seine unterschiedlichen Formen

Eine besondere Form der Ballführung ist das Dribbling. Dies kann auf verschiedene Arten zum Einsatz kommen und sollte schon früh im Fußballtraining verankert werden. Durch das Erfassen der aktuellen Spielsituation können die verschiedenen Formen zur Anwendung gebracht werden.

Tempodribbling

Hier spielt die hohe Geschwindigkeit eine zentrale Rolle. Offene Räume mit einem hohen Tempo zu nutzen, wird von fast allen Spielern im Fußball verlangt werden. Je nach Spielsystem wird dies aber insbesondere von Stürmern, den äußeren Mittelfeldspielern (Flügelspieler) und den Außenverteidigern gefordert. Dabei gilt es schnell eine möglichst große Strecke, ohne Ballverlust zu überbrücken. Im Idealfall legt sich der Akteur bei jedem Schritt den Ball immer wieder ein Stückchen vor, ohne ihn dabei zu verlieren. Im Optimalfall muss er dabei nicht auf den Ball schauen, sondern kann schon den weiteren Spielverlauf erfassen. Eine Flanke in den Strafraum, ein Pass zu einem Mitspieler oder in die Tiefe sowie auch das sofortige Abstoppen bei Gegnerdruck sollten auf das Tempodribbling folgen können.

Dribbling mit Gegnerdruck

Besonders enge Ballführung wird bei einem Dribbling mit Gegnerdruck verlangt. Dabei läuft der Akteur gezielt auf den Gegenspieler zu und hat verschiedenen Optionen im Kopf. Einerseits könnte er bei einem entsprechenden Raum hinter dem Gegenspieler zu einem Tempodribbling ansetzen und aufgrund der hohen Anfangsgeschwindigkeit seinen Vorteil nutzen oder alternativ ein Foul ziehen. Die zweite Option ist deutlich wahrscheinlicher, denn mit Fintieren kann der Gegner ebenso überwunden werden. Der klassische Übersteiger ist aus dem Fußball gar nicht mehr wegzudenken, aber ein Akteur sollte deutlich mehr Finten in seinem Portfolio haben, um nicht ausrechenbar zu werden. Oft verwendet wird auch die Schuss-Finte. Der Spieler täuscht einen Schuss an, geht aber anschließend ins Dribbling. Mit dem Ausfallschritt wird ein Richtungswechsel angedeutet, während der Ball aber in die andere Richtung eng weitergeführt wird. Diese Kreativität kann im Fußballtraining stets gefördert werden. Übungen mit realen Verteidigern oder gar nur Hütchen mit anschließendem Torschuss schulen die Akteure.

Torschusswettbewerbe

Dribbling zur Kontrolle des Spielgeschehens

Innerhalb einer Partie kommt es oft zu Situationen, in denen weder das Tempodribbling noch das Dribbling mit Gegnerdruck gefragt sind, um Ballverluste zu vermeiden. Spielmacher, Innenverteidiger und defensive Mittelfeldspieler müssen einfach nur kurz den Ball führen, um neue Räume oder eine Passsituation herbeizuführen. Oftmals kommt es dabei zu einer kompletten Ballverlagerung oder einem neuen Spielaufbau. Mit einer engen Ballführung hat der Akteur die Möglichkeit das Spiel zu ordnen, das aktuelle Geschehen zu erfassen und anschließend einen Angriff zu initiieren.

Übungen für das Dribbeln und die enge Ballführung

Übungen für das Erlernen einer engen Ballführung kann problemlos im Fußballtraining verankert werden. In den klassischen Phasen einer Einheit (Erwärmung, Hauptteil, Abschluss/ Ende) können die Aufgaben integriert werden. Wir wollen Dir anhand der kommenden Übungen zeigen, auf welche Art und Weise dies erfolgen kann.

1. Erwärmung: Einlaufen mit Ball und Aufgabenstellung

Statt des typischen Rundenlaufens im Amateursport kann der Trainer schon hier für Abwechslung sorgen. Mit dem Ball am Fuß haben die meisten Akteure schon deutlich mehr Lust auf die Erwärmung. Alle Spieler sollten dabei nebeneinander mit dem Ball an der Seitenlinie Aufstellung nehmen. Bis zur Mitte oder gar bis zur anderen Seite muss der Spieler je Bahn auf unterschiedliche Art und Weise dribbeln. Die enge Ballführung mit dem Innen-, Außen- sowie dem Vollspann ist hier verschiedenen Tempostufen möglich. Wichtig hierbei je nach Ausbildungsstand die Anforderungen immer weiter zu erhöhen. Das Berühren mit jedem Schritt und vor allem das Abwenden des Blickes vom Ball sollten trainiert werden. Eine erneute Erweiterung des Dribblings wäre die Ballführung mit dem vermeintlich schwachen Fuß. Auf diese Weise kann der Spieler innerhalb einer Partie flexibel auf die Spielsituation reagieren. Gerade im Amateurbereich wird oftmals vergessen den „schwachen“ Fuß zu trainieren. Wo genau die Schwerpunkte der Trainingsarbeit liegen, wird am Anfang des Videos genannt.

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2. Erwärmung: Dribbling innerhalb eines abgegrenzten Spielfeldes

Je nach Spielanzahl, die am Fußballtraining teilnehmen, muss der Trainer ein möglichst kleines Spielfeld festlegen. Der Strafraum bietet sich mit seinen Markierungen als Alternative an, wenn ausreichend Akteure im Training sind, ansonsten muss das Feld vom Trainer mit Fahnenstangen oder Hütchen vorgegeben werden. Alle Spieler gehen mit Ball in das markierte Feld und müssen den Ball eng am Fuß führen. Dabei gilt es den Ball zu kontrollieren und den anderen Spielern auszuweichen. Vorgaben wie ein Richtungswechsel auf Pfiff, ein erhöhtes Tempo oder die Nutzung von Innen-, Außen- sowie dem Vollspann erhöhen den Anforderungsgrad. Hier kann der Trainer sogar koordinative Elemente einbringen, in dem die Spieler mit Leibchen versehen und Aufgaben versehen werden. Auf Pfiff müssen Spieler mit gelben Leibchen zur Seitenlinie dribbeln, Akteure mit roten Leibchen sich auf den Ball setzen oder der Ball eines Mitspielers muss übernommen werden. Dies sorgt schon bei der Erwärmung für gute Laune innerhalb der Mannschaft. Wie diese Aufwärmübung aussehen könnte, zeigt dieses Video

www.youtube.com/watch?v=OtlteUVez-c

3. Hauptteil: Staffelspiele mit enger Ballführung

Um den Wettbewerb innerhalb des Fußballtrainings zu fördern, sind Staffelspiele interessante Elemente. Je nach Anzahl der Spieler entsprechende Teams zusammenstellen und einen Parcours errichten. Dies kann zunächst eine einfache Laufstrecke mit einer Wende sein oder alternativ stehen sich die Spieler gegenüber, womit die Ballübergabe oder Passspiel in die Aufgabenstellung integriert werden kann. Die hohe Geschwindigkeit bei der engen Ballführung erfolgt automatisch durch den Wettbewerbsgedanken. Je nach Ausbildungsstand könnte zunächst eine Strecke mit den unterschiedlichen Formen des Dribblings und einem Richtungswechsel die Aufgaben sein. Je fortgeschrittener die Teilnehmer sind, können ein Slalom, Hürden oder gar mehrere Richtungswechsel sowie Finten eingebaut werden. Zur Abwechslung könnte am Ende auch ein Pass zum Mitspieler stehen, um weitere wichtige Fähigkeiten zu schulen. Der Parcours sollte stets unterschiedlich errichtet werden, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

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4. Hauptteil: Sechstagrennen oder Rundenwettbewerb

Diese Übung wird auch gerne als Sechstagrennen im Fußball bezeichnet. Der Trainer baut dabei eine Runde mit Fahnenstangen oder Hütchen auf, die nicht zwingend ein Viereck oder einen Kreis bilden müssen. Je kreativer die Runde gestaltet wird, desto höher ist der Anspruch an die Akteure. Die Fahnenstangen werden mit der gleichen Anzahl von Spielern besetzt, die den Ball möglichst schnell um diese Runde führen müssen. Innerhalb einer bestimmten Zeitvorgabe hat das Team am Ende gewonnen, das die meisten Runden vorzuweisen hat. Mit einer geringen Anzahl von Spielern wird auch die körperliche Intensität erhöht. Auf diese Weise kommen auch konditionelle Aspekte zum Tragen.

5. Koordination, enge Ballführung und Torschuss

Bei dieser Übung sollte der Coach vier bis fünf Hütchen mit unterschiedlichen Farben rund 30 Meter vor dem Tor aufbauen. Diese sollte ein Quadrat oder eine andere geometrische Figur ergeben. Der Spieler muss auf Anweisung des Hintermannes die Hütchen einzeln umdribbeln. Die Vorgabe erfolgt durch die Nennung der Farben, die stets variieren sollten. Der Akteur sollte nach der Ausführung in Richtung Strafraum das Tempo aufnehmen und den Torabschluss wagen. Gefordert sind vom Spieler koordinative Fähigkeiten, eine enge Ballführung und aus der jeweils neuen Situation heraus ein Torschuss. Eine Kombination aus Slalom und Torschluss wird in folgendem Video gezeigt.

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6. Hauptteil: Dribbling innerhalb mehrere Felder mit Feldwechsel

Der Trainer steckt eine beliebig hohe Anzahl an Feldern ab, die anschließend mit Spielern besetzt werden. Dort gilt es den Ball wieder auf verschiedene Art und Weise durch das Feld zu führen. Mit einem Pfiff wird der Feldwechsel signalisiert, der in einem hohen Tempo vorgenommen werden soll. Hierbei gilt seinen „Gegnern“ geschickt auszuweichen. Die letzten drei Spieler oder Teilnehmer mit einem Ballverlust können zur „Strafe“ eine Kraftübung ausführen. Liegestütze oder Hochstrecksprünge erfreuen sich dabei einer besonders großen Beliebtheit.

7. Abschluss: Das Abschlussspiel

Das Abschlussspiel besitzt im Fußballtraining einen hohen Stellenwert. Gerade im Amateurbereich sorgt dies für gute Laune und ist natürlich eine optimale Gelegenheit das Gelernte zur Anwendung zu bringen. Allein aus der Spielsituation heraus wird die enge Ballführung und das Dribbling gefordert sein. Allerdings können die Trainer interessante Elemente einbauen, um unter anderem das Tempodribbling zu fördern. An der Seite des Spielfeldes werden Zonen mit Hütchen abgesteckt, in denen der Flügelspieler ohne Gegnerdruck das Tempodribbling aufnehmen und anschließend passen beziehungsweise flanken kann. Eine Erweiterung wäre, wenn sich in der Zone zwei Akteure gegenüberstehen und eine 1 gegen 1-Situation erzeugt wird.

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Alternativ zum Spiel mit Torabschluss kann Freilaufen & Decken die Aufgabe sein. Hier wird vielmehr Wert auf Dribblings mit anschließender Spielverlagerung gelegt.

8. Abschluss: Schattenlaufen

Möchte der Trainer auf ein Abschlussspiel verzichten, kann das Schattenlaufen sehr unterhaltsam für alle Beteiligten sein. Zwei Spieler nehmen direkt hintereinander Aufstellung. Der erste Spieler kann die Strecken und die Art der Ballführung frei wählen. Die Aufgabe des zweiten Akteurs ist, den Bewegungen und dem Dribbling exakt zu folgen. Dies fordert die Teilnehmer gleich auf ganz unterschiedlich Arten.
Im Fußball ist die enge Ballführung das A und O. Wird diese frühzeitig geschult und die Übungen dauerhaft in das Fußballtraining integriert, wird man die Fortschritte schon recht schnell erkennen. Gefährliche Ballverluste vermieden, das Spiel wird kontrollierter und taktische Elemente können deutlich mehr zum Tragen kommen.

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