Neue Mannschaft? Diese Kardinalfehler solltest Du auf keinen Fall machen!
Du hast als Trainer soeben eine neue Mannschaft übernommen? Gratuliere! Denn ab jetzt heißt es, die Sporen anziehen und sich als Leittier positionieren. Immerhin willst Du ja, dass Deine Jungs auf Dich hören! Also musst Du beim ersten Mannschaftstreffen einen ordentlichen Auftritt hinlegen, der bei Deinen Spielern einen starken und authentischen Eindruck hinterlässt.
Die folgenden Fehler beim Erstantritt deines neuen Teams solltest Du auf gar keinen Fall machen:
1. Fehler – Keine Informationen der Spieler vorne weg einholen
Wenn Du Dich auf das erste Treffen vorbereitest, besorgst Du Dir am besten so viele Informationen über die einzelnen Spieler, wie möglich! Recherchen im Internet und das Führen erster, unverbindlicher Einzelgespräche mit Teammitgliedern, erleichtern Dir den Einstieg. Idealerweise kennst Du das ein oder andere Mannschaftsmitglied bereits privat und darfst auf seine Unterstützung beim ersten Treffen hoffen.
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Zu den wichtigen Informationen, die Du als Trainer über jeden einzelnen Spieler einholen solltest, gehören nicht nur das Spielverhalten, Saisontreffer und Mannschaftssiege, sondern auch das Verhalten im Team, Familien- und Bekanntschaftsumfeld, berufliche Ausbildung, private Interessen und allgemeiner Ruf des Sportlers. Um diese ersten Eindrücke zu bekommen, darfst Du auf keinen Fall verpassen, mit dem vorangegangen Trainer ein vertrauliches Gespräch zu führen!
Wenn Du alle Informationen beisammenhast, nimmst Du Dir eine Stunde Zeit um Dich mental auf Deine neue Mannschaft und auf Deine Position als Trainer einzustimmen. Dazu überlegst Du Dir, welche Fragen beim ersten Mannschaftstreffen an Dich gestellt werden könnten und sinnierst darüber, auf welche Art und Weise Du Dich selbst vorstellen möchtest. Es ist wichtig, nicht nur über Deine bisherigen Erfahrungen als Sportsmann und Coach zu erzählen, sondern auch ein paar private Umstände und Interessen einfließen zu lassen. Deine Spieler wollen Dich nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch kennen lernen! Sich über Privates zu unterhalten, schafft Vertrauen und Du hast die Möglichkeit, schon zu Beginn, auf einfachem Wege, zarte Bande mit den Spielern knüpfen!
2. Fehler – Sich selbst nicht sofort als Alphatier positionieren
Das ist natürlich einfacher gesagt, als getan, denn im Regelfall hat eine gute Mannschaft bereits im Spielteam ein Alphatier, das das Rudel während des Spiels anführt. Dies muss nicht zwingend gleichzeitig der Mannschaftskapitän sein! Es geschieht oft, dass ein Spieler aus diversen Gründen zum Kapitän ernannt wird, während ein anderes Mannschaftsmitglied die Zügel fest in der Hand hält.
Es ist wichtig, dass Du ein gutes Einvernehmen mit dem Anführer im Team findest, denn ein gutes Leittier im Spiel ist ein Garant für den Erfolg einer Mannschaft.Dennoch fehlt diesem Spieler der generelle Überblick, den Du von außen als Trainer hast, während er einen gewissen Einblick ins Teamgefüge hat, der Dir fehlt – daher ist es besonders wichtig, dass Du mit ihm gut zusammenarbeitest! Das bedeutet, dass Du ihm im Spiel die Führung überlässt, solange Deine Regeln und Vorgaben beachtet werden. Wenn Du nicht von Anfang an klarstellst, dass Du die Mannschaft führst, bist Du auf verlorenem Posten und Du wirst Schwierigkeiten haben, die Mannschaft zum Erfolg zu führen!
3. Fehler – Keine Kommunikationsregeln aufstellen!
Als Sportler wirst Du wissen, dass, vor allem, während des Spielverlaufes, zu einem überwiegenden Teil nonverbal kommuniziert wird. Genauer bedeutet dies, dass Du, in jedem Fall, eine aufrechte, würdevolle Körperhaltung einnehmen solltest, wenn Du Deiner neuen Mannschaft das erste Mal gegenübertrittst.
Weiter ist es wichtig, auch auf Deine Mimik, Gestik und deinen verbalen Ausdruck zu achten. Die Art, wie Du Dich ausdrückst, wird bestimmen, wie sich die Spieler Dir gegenüber verhalten, welche Worte sie wählen, in welcher Lautstärke und in welchem Tonfall sie zu Dir sprechen. Du stellst mit Deinem Verhalten diese Regeln auf!
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Zusätzlich solltest Du beim ersten Treffen mit Deiner neuen Mannschaft formelle Kommunikationsregeln fixieren, an die sich jeder zu halten hat. Am besten Du schreibst dies auf einen Flipchart, zumindest aber auf einen A4-Zettel, den Du an die Tür im Mannschaftsraum heftest.
Wenn Du die volle Zusicherung zu diesen Regeln haben möchtest, lässt Du jeden Spieler unter dem Zettel unterschreiben. Ein formaler Akt, wie dieser, sichert Dir, dass Du Dich auf etwas berufen kannst, wenn diese Regeln gebrochen werden. Außerdem gibt es in einer Mannschaft stets pflichtbewusste Mitglieder, die andere auf diese Regeln und deren Unterschrift hinweisen. In diesem Fall kannst Du Dich getrost auf die Gruppendynamik verlassen.
Zu den wichtigsten Kommunikationsregeln gehören:
- Es spricht immer nur einer nach dem anderen. Jede Sichtweise ist anzuhören und von den anderen Spielern zu respektieren!
- Aktives Zuhören! – Damit ist gemeint, den Standpunkt des anderen wirklich verstehen zu wollen!
- Den Trainer und jedes einzelne Teammitglied aussprechen lassen und nicht unterbrechen!
- In Ich-Botschaften („ich empfinde/sehe/fühle diese Sache auf diese Weise …“) und NICHT Du-Botschaften („Du hast dies und das gesagt/getan, und deswegen…“) formulieren!
- Treten Konflikte im Training oder während des Spiels auf, sind diese IN RUHE, in einer Nachbesprechung, gemeinsam mit dem Coach, zu klären – und NICHT am Spielfeld!
- Keine ausfallenden, provokanten Bemerkungen zwischendurch – vor allem keine Vorwürfe in Besprechungen!
- Beziehungsebene („Ich kann Dich nicht leiden.“) und Sachebene („Ich spiele trotzdem, so gut ich kann, mit Dir zusammen in einer Mannschaft und wir unterstützen uns gegenseitig.“) sind zu trennen!
- Lob vor Kritik! – Gegenseitiges Loben ist stets erwünscht, Kritik nur in vertrauensvollem Rahmen!
In jedem Fall musst Du Dich auch selbst an diese Regeln halten! Sobald Du Deinen Spielern gegenüber ausfällig wirst, sie ungerechtfertigt anschreist, Ihnen Vorwürfe machst oder sie ständig unterbrichst, wenn sie zu Wort kommen wollen, verlierst Du an Authentizität und Vertrauen!
4. Fehler – Spieler anschreien und nicht gerechtfertigte Kritik üben!
Du kannst davon ausgehen, dass Deine Jungs Dich schon beim ersten Mannschaftstreffen testen werden, vor allem, wenn dieses mit einem anschließenden Training verbunden ist. Während manche Spieler sich zu Beginn auf den Beobachtungsposten zurückziehen und kein Wort sprechen, wird es Spieler geben, die bereits jetzt versuchen, Deine Grenzen zu überschreiten, um herauszufinden, wie Du reagierst.
Wichtig ist nur, dass Du einen kühlen Kopf bewahrst und Dich in Deiner Position sicher fühlst, egal, worum es geht, wieviel Erfahrung Du als Trainer schon hast und ob der Spieler „Recht“ hat oder nicht. In der RUHE liegt die Kraft! Diese benötigst Du unbedingt, wenn Du Deine Spieler im Zaum halten willst!
Die Mannschaftsmitglieder, die sich zurückhalten, solltest Du gleich zu Beginn zum Sprechen ermutigen! Oft stellen sich gerade solche Teammitglieder als die informellen „Anführer des Clans“ heraus. Jeder Spieler muss bei diesem ersten, wichtigen Treffen ausreichend zu Wort kommen! Es darf weder Rädelsführer, noch stille Beobachter geben!
5. Fehler – Die Gefühle der Mannschaftsmitglieder missachten!
Denk daran, dass auch Du Spieler warst! Dann fällt es Dir leicht, auf die Gefühle Deiner Teammitglieder einzugehen. Es ist wichtig, dass Du selbst eine gewisse Ausgeglichenheit ausstrahlst, nicht bei jeder Kleinigkeit ausrastest und beruhigend auf deine Spieler einwirkst, wenn diese erregt sind.
Jeder einzelne muss sich als vollwertiges Teammitglied fühlen und es ist Deine Aufgabe, das von Anfang an sicher zu stellen, indem Du jeden einzelnen respektierst und anerkennst. Es gibt demnach für einen guten Trainer keine „Liebkinder“ und keine „schwarzen Schafe“!
6. Fehler – Partei ergreifen!
Generell ist es Deine Aufgabe für Frieden unter den Mitspielern zu sorgen, und daher ist es am besten, Du bleibst unparteiisch. Achte also gleich beim ersten Mannschaftstreffen darauf, Dich aus Streitereien herauszuhalten und, wenn es wirklich notwendig ist, ein Machtwort zu sprechen und die Streitenden zu trennen.
Es ist wichtig, dass Du von Beginn an darauf hinweist, dass ihr eine Mannschaft seid, dass alle auf DICH zu hören haben und dass Du diese Dinge in deinem Team nicht dulden wirst.
Wenn es einen Konflikt zu klären gibt, dann zuerst in getrennten Einzelgesprächen mit Dir alleine, in aller Ruhe. Es lässt sich bestimmt eine, für alle zufriedenstellende, Lösung herbeiführen!
7. Fehler – Keine klaren Erwartungen und Ziele formulieren!
Es ist unumgänglich, für ein erstes Miteinander, dass Du mit der Mannschaft die Ergebnisse der Vorsaison/bisherigen Saison sachlich analysierst. Jeder Spieler muss dabei zu Wort kommen!
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Danach legst Du in jedem Fall die Ziele für die kommende/abzuschließende Sportsaison fest und schreibst diese in dicken Lettern (maximal 3 Ziele!) auf ein großes Plakat, das im Mannschaftsraum gut ersichtlich aufgehängt wird. Auch hier ist es ratsam, dass jeder Spieler darunter unterschreibt und damit sein Einverständnis schriftlich ausdrückt!
Wenn Du eine neue Mannschaft übernimmst oder bildest, solltest Du auch klar Deine Erwartungen aussprechen. Diese sollten sich an den bisherigen Leistungen des Teams orientieren! Es hat wenig Sinn, die Erwartungen zu hoch zu stecken, denn enttäuschte Erwartungen und nicht erreichte Ziele sind es, die eine Mannschaft am meisten frustrieren.
Bei eher weniger leistungsstarken Teams macht es mehr Sinn, kleine und kürzer gesetzte Ziele zu setzen! Wenn Du eine starke neue Mannschaft übernimmst, dann dürfen die Ziele und Erwartungen durchaus auch höher sein!
Ziele müssen in jedem Fall klar messbar, erreichbar, zeitlich begrenzt, konkret formuliert und von allen akzeptiert sein. Wenn ihr gemeinsam – Du und Deine neue Mannschaft – diese zusammen erarbeitet, steht einer erfolgreichen Saison nichts im Weg!
8. Fehler – Fehlende Wertschätzung und fehlendes Lob!
Den mit Abstand größten Fehler, den Du als Coach machen kannst, ist es, kein Lob auszusprechen. Das kannst Du auch schon beim ersten Mannschaftstreffen tun, indem Du vorherige Siege würdigst, und zeigst, dass Du Dich mit den Stärken der Spieler, bereits im Vorfeld mittels Videoanalysen und Gesprächen mit dem vorherigen Trainer, beschäftigt hast, und Dich freust ein so tolles Team nun führen zu dürfen!
Zum Abschluss: Fehler machen auch die Besten der Besten. Wenn Du jedoch darauf achtest, alle oben genannten Kardinalfehler, die Du als angehender Coach machen könntest, zu vermeiden, bist Du auf dem besten Weg ein hervorragender Trainer zu werden!
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Bildquelle: Kostas Koutsaftikis / Shutterstock.com