Trainerteams im Profi-Fußball

Die Entwicklung des Aufgabenbereichs, den ein Trainer beim Fußball zu verantworten hat, lässt sich sehr gut am Beispiel der deutschen Nationalmannschaft beschreiben. Beim ersten WM-Titel 1954 gab es mit Sepp Herberger faktisch noch einen Alleinherrscher, auch wenn auf dem Papier der weit weniger bekannte Albert Sing offiziell als Assistent fungierte. Im Jahr 1974, beim zweiten WM-Titel, hatte der damalige Bundestrainer Helmut Schön mit seinem späteren Nachfolger Jupp Derwall einen mit deutlich größeren Kompetenzen ausgestatteten Co-Trainer an seiner Seite.

Für den dritten WM-Titel 1990 zeichnete Franz Beckenbauer als Teamchef verantwortlich, der zwar nicht im Besitz der eigentlich notwendigen Lizenz war, dafür aber von den Co-Trainern Berti Vogts und Holger Osieck sowie dem Torwart-Trainer Sepp Maier unterstützt wurde. Dies war das erste Mal, dass eine deutsche Mannschaft mit einem Trainer speziell für die Torhüter zu einer WM reiste.
Beim bisher letzten WM-Titel 2014 wurden BBall2undestrainer Jogi Löw, Co-Trainer Hansi Flick und Torwart-Trainer Andreas Köpke von Team-Manager Oliver Bierhoff unterstützt, welcher dem Team um Jogi Löw alle organisatorischen Aufgaben abnahm.

Seit spätestens der 1990er-Jahre besteht ein Trainerteam im Fußball mindestens aus Cheftrainer, Co-Trainer und Torwarttrainer, wobei die Teams inzwischen meistens deutlich größer sind. Heutzutage gibt es in der Bundesliga keine Mannschaft mehr, die ohne jeweils spezifisch ausgebildete Trainer für Kondition, Fitness und Reha auskommt. Das Team um den Cheftrainer wird in den meisten Fällen noch um weitere Spezialisten wie z.B. Psychologen, Ernährungsberater, Sportwissenschaftler oder Ärzte ergänzt, welche im weitesten Sinne ebenfalls zum Trainer-Team gehören. Diese umfassende Betreuung der Spieler ist im Profifußball unverzichtbar geworden, da einerseits die Belastungen immer weiter zunehmen, andererseits die internationale Spitze deutlich enger zusammengerückt ist und daher kleinste Details den Ausschlag über Erfolg oder Misserfolg geben können. Das heutige Training auf dem Platz und mit dem Ball nimmt gegenüber den Einheiten im Fitnessstudio, Reha-Zentrum oder Videoanalysen einen deutlich geringeren Prozentsatz ein.

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Dass mehr Trainer beim Fußball aber nicht zwingend zu größerem Erfolg führen müssen, zeigen einige Beispiele aus der jüngeren Geschichte der Bundesliga.
Berti Vogts war der erste Cheftrainer, der ein Modell mit vielen Spezialtrainern bei Bayer Leverkusen in der Bundesliga erprobte. Die Aufgabenteilung ging so weit, dass sich Vogts während der Spiele zeitweise auf die Tribüne zurückzog, um so einen besseren Überblick das Spielverhalten seiner Mannschaft und des Gegners zu bekommen. Das eigentliche Coachen überließ er seinem Trainerteam. Nach nur einem Jahr trennten sich die Wege wieder, so dass dieses erste Experiment als gescheitert bezeichnet werden muss.
Jürgen Klinsmann war der nächste Trainer, der diese Konstellation in der Bundesliga etablieren wollte. Nachdem er damit bei der Heim-WM 2006 noch mehr oder weniger erfolgreich war, ist Klinsmann mit seiner damals relativ neuen Herangehensweise bei Bayern München auf ganzer Linie gescheitert. Nach nur zehn Monaten wurde Klinsmann samt seines Teams entlassen und der FC Bayern verpflichtete mit Jupp Heynckes wieder einen Fußball-Lehrer der alten Schule.
Wiederum Bayer Leverkusen experimentierte ab April 2012 mit einer Doppel-Lösung auf der Position des Cheftrainers. Sascha Lewandowski und der ehemalige Spieler Sami Hyypiä sollten die Mannschaft als gleichberechtigte Cheftrainer führen. Der sportliche Erfolg stellte sich zwar ein, doch nach einem Jahr wurde auch dieses Experiment beendet, da es zwischen den beiden Chefs atmosphärische Spannungen gegeben haben soll.
Bälle Trainingsplatz
Aktuell arbeitet Pep Guardiola bei Bayern München innerhalb der Bundesliga mit dem größten Trainerstab. Während sich dort einige Trainer überwiegend um die Arbeit mit dem Ball kümmern, sind andere Trainer für Fitness und Kondition verantwortlich. Mit diesem Modell hat Pep Guardiola zuvor bereits beim FC Barcelona sehr erfolgreich gearbeitet und sich dabei den Ruf als bester Trainer der Welt erworben.
In der englischen Premier League hingegen ist der Begriff des klassischen Trainers gänzlich unbekannt. Dort werden die Cheftrainer als „Team-Manager“ bezeichnet, welche die Arbeit ihres jeweiligen Trainerteams koordinieren. Der Hauptunterschied zu den meisten anderen Ländern besteht allerdings darin, dass die Trainer in England in Personalunion auch die wichtigsten Aufgaben im Bereich des Managements übernehmen.

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Weniger verbreitet sind im Fußball Trainerteams nach dem Vorbild des US-Sports, wo es beispielsweise im American Football oder Basketball einen Headcoach (Cheftrainer) und darunter spezielle Trainer für Offensive und Defensive gibt. Dieses Modell ließe sich auf den Fußball schon alleine aus spielspezifischen Gründen nicht anwenden. Beim American Football beispielsweise gibt es schließlich innerhalb eines Teams je eine Mannschaft, welche je nach Spielsituation bei eigenem Angriff oder Angriff des Gegners auf dem Platz steht.

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