Wie gehe ich richtig mit Jugendspielern in der Pubertät um?
Jugendspieler in der C-Jugend und manchmal schon darunter befinden sich mitten in der Pubertät. Diese ist ein Teil der normalen Entwicklung jedes Menschen, stellt aber für Eltern und Trainer eine besondere Herausforderung dar.
Die Kinder werden zu Erwachsenen und verhalten sich in dieser Phase häufig vollkommen anders als gewohnt. Auch die Vermittlung von Inhalten und das Einhalten von Regeln werden in der Pubertät zunehmend schwieriger. Oft werden die Anweisungen der Erwachsenen in Frage gestellt, oder die Jugendlichen diskutieren alles, nur um eine andere Meinung zu vertreten. Manchmal haben Eltern und Trainer auch große Schwierigkeiten, einen Heranwachsenden zu erreichen und gemeinsam konstruktive Gespräche zu führen.
Jugendspieler in der Pubertät – die Hormonflut
Kommen Kinder in die Pubertät, werden sie manchmal mit einem Kaktus verglichen, den die Eltern vergeblich versuchen, zu umarmen. Sie zeigen sich nach außen hin abweisend, sondern sich ab, sind launisch und mürrisch.
Dabei können die Heranwachsenden ihr oft aufsässiges und schwieriges Verhalten meist kaum bewusst steuern. Das ist typisch für die Phase der Pubertät. In diesem Abschnitt der menschlichen Entwicklung wird der Körper mit Hormonen geflutet, und es finden tiefgreifende Umbauprozesse im Gehirn statt. Der Körper verändert sich ebenfalls deutlich, und am Ende steht die Geschlechtsreife. Es ist eine Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit, in der die Jugendlichen verstärkt ihren Platz in der Welt suchen. Dies kann mit emotional instabilem Verhalten, rebellischen Phasen und zahlreichen Konflikten einhergehen. Auch beim Fußball bleiben diese pubertären Veränderungen nicht ohne Wirkung auf den Einzelnen und auf die gesamte Mannschaft.
Entwicklungsunterschiede als Herausforderung für Mannschaft und Trainer
In der Pubertät kommt es neben den emotionalen und psychischen Veränderungen durch Umbauprozesse im Gehirn und hormonelle Einflüsse auch zu tiefgreifenden körperlichen Veränderungen.
Dabei können in einer Mannschaft starke Unterschiede in der Entwicklung der einzelnen Mitglieder auftreten. Dies hängt damit zusammen, dass die Pubertät bei jedem Jugendlichen individuell einsetzt und verläuft. Manche sind Spätentwickler, andere zeigen schon früh die ersten Anzeichen der Adoleszenz.
Dabei hat die einsetzende Pubertät auch Konsequenzen für das Training. Manche Spieler verhalten sich noch sehr kindlich, andere sind bereits mitten drin im Hormonchaos.
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Jeder Jugendliche muss also in dieser Altersstufe individuell betrachtet und behandelt werden. Dies ist auch eine besondere Herausforderung für den Trainer. Er muss alle Spieler unter einen Hut bringen mit ihren verschiedenen Entwicklungsständen, ohne dabei den Einzelnen aus dem Blick zu verlieren. Im Fußball machen Wachstumsschübe manchen der jugendlichen Sportler zu schaffen, denn sie sorgen für komplett neue Längenverhältnisse. Das koordinative System gerät dabei in vielen Fällen grundlegend aus dem Gleichgewicht. Dabei steht auch die Motorik steht vor völlig neuen Herausforderungen.
Die Heranwachsenden müssen manche Techniken erst wieder neu automatisieren, und vieles, was früher einfach und automatisch ablief, erscheint nun kompliziert und ungewohnt. Diese Veränderungen können Frust hervorrufen, da es zu mehr Fehlern kommen kann. Der Trainer muss den jugendlichen Mannschaftsmitgliedern nun auch Fehler zugestehen, und dies mit ihnen zusammen besprechen. Auch innerhalb der gesamten Mannschaft.
Weibliche Jugendspielerinnen im Fußball haben in der Pubertät noch mit besonderen Bedingungen zu kämpfen, die sich zum Beispiel durch das Einsetzen der Regel ergeben. Hier ist besonderes Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Mädchen von Seiten der Erwachsenen gefragt. Viele Aspekte der Pubertätsentwicklung von Jungen und Mädchen sind grundsätzlich ähnlich, es gibt auch zahlreiche Unterschiede. Diese Aspekte solltest Du als Ausbilder im Fußball ebenfalls im Blick haben.
Durch die emotionale Unausgeglichenheit der Pubertierenden kann es auch innerhalb der Mannschaft zwischen den verschiedenen Spielern zu Konflikten kommen. Es treffen nun Jugendspieler mit ganz unterschiedlichen Entwicklungsständen aufeinander. All dies muss der Trainer in seinem Umgang mit der Mannschaft und den einzelnen Mitgliedern berücksichtigen. Dies sind keine leichten Aufgaben und oft ein holpriger Weg. Dennoch kann das Wissen um die besonderen Umstände der Pubertät dem Ausbilder dabei helfen, Verhaltensweisen und Konflikte besser zu verstehen und mit diesen umzugehen.
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Sensibler Umgang mit rebellischen Jugendlichen
Ein typisches Verhalten von Heranwachsenden in der Pubertät besteht in der Rebellion gegenüber Erwachsenen. Sie reagieren sehr empfindlich auf gefühlte Bevormundung und verschließen sich schnell, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Die Jugendlichen beginnen, ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln und reifen zu eigenständigen Erwachsenen heran.
Für Dich in der Trainerrolle kann es hilfreich sein, die Jugendspieler nicht von oben herab, sondern auf gleicher Ebene zu behandeln. Wenn sich die Jugendlichen respektiert und ernst genommen fühlen, verhalten sie sich im Laufe der Zeit auch selbst respektvoller. Diese Art von Kommunikation solltest Du auch pflegen, wenn Du die Teenager in einer anderen Funktion als der Trainerrolle begleitest.
Das Gefühl der Mitbestimmung dient dabei auch der Förderung der wachsenden Selbstständigkeit der Jugendspieler.
Der Trainer als Vertrauensperson
Mit zunehmendem Alter tritt das Elternhaus in seiner Wichtigkeit für die Jugendlichen deutlich in den Hintergrund. Es kann vorkommen, dass Dir Dinge anvertraut werden, von denen die Eltern nichts wissen. Dies kann durchaus zu brisanten Situationen führen und erfordert Fingerspitzengefühl. Ein guter Fußballtrainer sollte dabei jederzeit ein offenes Ohr für seine jungen Spieler haben, egal ob im Amateur- oder im Profibereich.
Ideal ist es, wenn Du Deinen Spielern als Ratgeber zur Verfügung und nebenbei bestimmte Werte vermittelst. Diese können durchaus Interessen und Belange der Eltern sein, dennoch besteht in Deinem Verhältnis zur Mannschaft und zu den Spielern insgesamt weniger Kontrolle als im Elternhaus. Schwierig wird es dann, wenn Spieler Verhaltensweisen zeigen, die in eine falsche Richtung gehen, oder wenn sie mit Situationen überfordert sind.
Generell solltest Du den Heranwachsenden klar machen, dass die Inhalte von Gesprächen unter vier Augen niemals ohne Rücksprache an andere Personen weitergegeben werden. Eine solche Regelung schafft viel Vertrauen.
Wenn es doch einmal so schwierig wird, dass Eltern oder Experten mit ins Boot geholt werden müssen, solltest Du dies mit dem betroffenen Spieler klar kommunizieren. Notfalls muss der Einbezug Dritter auch gegen den Willen des Spielers erfolgen. Besteht ein gutes Vertrauensverhältnis, wird dieser Schritt in der Regel aber nicht nötig sein.
Bei Konflikten zwischen Jugendspielern und ihren Eltern solltest Du als Ausbilder immer versuchen, möglichst neutral und unabhängig zu sein. Dabei erwarten die Eltern natürlich, dass Du das Wohl ihres Kindes immer im Auge hast.
Wenn Du tatsächlich in die Situation kommst, auf der Seite des Jugendspielers zu sein, musst Du mögliche Argumente mit viel Bedacht formulieren. Ziel sollte es immer sein, die elterliche Autorität nicht zu untergraben und gemeinsam eine Lösung zu finden.
Persönlichkeitsentwicklung und fußballerische Entwicklung – ein Zusammenspiel
Die Reifungsprozesse in der Adoleszenz schaffen neue körperliche und emotional-psychische Entwicklungen. Diese bieten die Möglichkeit neuer fußballerischer Leistungen. Auch können sie als positive Impulse auf die psychosoziale Entwicklung wirken. Die individuelle Begleitung jedes Einzelnen ist dabei grundlegende Aufgabe des Ausbilders. Die fußballerische Entwicklung muss dabei immer zusammen mit der Weiterentwicklung der Persönlichkeit gesehen werden. Hier liegt die pädagogische Aufgabe des Trainers. Das Team spielt in dieser Weiterentwicklung eine zentrale Rolle. Die Teammitglieder sollen lernen, Verantwortung als Teil der Mannschaft zu übernehmen.
Dabei gibt es verschiedene Regeln und Aspekte für die Ausbildung in dieser Phase der fußballerischen und persönlichen Entwicklung:
Es sollte verstärkt auf Ordnung und Disziplin geachtet werden. Dabei sind klare Regeln und Absprachen sehr wichtig.
Die Teammitglieder sollen zur Initiative angeregt werden, was Persönlichkeitsentwicklung dient. Aufgaben wie das Einsammeln der Materialien oder die Ballpflege können zum Beispiel dazu gehören.
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Hohe Priorität hat auch die Ausbildung und Einhaltung von Hierarchien innerhalb der Mannschaft. Diese teaminternen Hierarchien sollten mit der Ausbildung von Verantwortungsbewusstsein gemeinsam stattfinden. Jedes Teammitglied lernt, sich seiner Position und der damit verbundenen Verantwortung innerhalb der Mannschaft bewusst zu sein.
Als wichtigster Aspekt bildet die Freude am Fußballspiel die Grundlage für die gemeinsame fußballerische und persönliche Weiterentwicklung. Dies muss stets mit im Fokus stehen. Dies gilt ebenso für die Ausbildung der Teamfähigkeit und des Teamgeists der Mannschaft.
089Trainer als Begleiter in einer schwierigen Phase
In der Pubertät kommt es verstärkt zu Konflikten mit einem Teenager. Dies ist unter anderem dadurch bedingt, dass die jungen Menschen verstärkt Gedanken und Anweisungen von Erwachsenen in Frage stellen, ablehnen oder kritisieren. Manchmal reagieren sie aufbrausend und sagen oder tun Dinge, die ihnen später leidtun. Für manche Dinge und Situationen benötigen die Heranwachsenden Ruhe und Zeit, die es beim Fußball aber oft nicht gibt.
Es kann dann sinnvoll sein, den betroffenen Heranwachsenden allein zu lassen, damit dieser Dampf ablassen und nachdenken kann. Je nach Situation kannst Du auch ein weiteres Teammitglied als Begleitung auswählen.
Ein klares Gespräch über die Angelegenheit ist sehr wichtig. Dies kann auch erst zu einem späteren Zeitpunkt sein, wenn sich die Situation beruhigt hat. Es sollte möglichst unter vier Augen stattfinden.
Dabei sollte stets deutlich sein, dass Du auf der Seite Teammitglieder stehst.
Versuche, ein verlässlicher und immer ansprechbarer Partner zu sein, zeige Geduld und Verständnis.
Es ist auch wichtig zu akzeptieren, wenn manche Mitglieder sich in dieser Entwicklungsphase zwischendurch von der Mannschaft absondern. Durch diese Akzeptanz finden die Heranwachsenden oft schneller den Weg zurück, als wenn sie sich in einem Regelkäfig festgehalten fühlen.
In dieser Phase sind regelmäßige Gespräche und die Vermittlung von Werten eine wichtige Aufgabe. Du kannst den Heranwachsenden vorleben, wie sie selbst einen guten Weg durchs Leben finden können und ihnen helfen, sich und ihren Platz in der Gemeinschaft zu finden.
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