Entwicklung der Spielintelligenz

Wer Horst Weins Übungsheft aufschlägt, dem wird noch vor der Inhaltsangabe klar gemacht, um was es dem Verfasser geht. Denn dort steht der Satz: „Fußball zu spielen ohne zu denken ist wie aufs Tor zu schießen ohne zu zielen“. Gut, wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass der Vergleich ein wenig hinkt; immerhin gehört der Torschuss ja auch zum Fußballspiel und wird als Teil dessen im Idealfall mit in Weins These einbezogen. Und andererseits: Wer gezielt schießt, der denkt sich ja auch was dabei. Aber dennoch wird klar, was der Autor meint. Um das Spiel zu beherrschen, muss man es verstehen. Es geht um die Spielintelligenz.

Um Horst Weins Büchlein beurteilen zu können, muss man sich zunächst um seine Definition von Spielintelligenz kümmern. „Ein intelligenter Spieler versteht es, diese [Grundlagen des Fußballs] zusätzlich zu einem höheren, sinnvollen und effektiven Ganzen zu verschmelzen.“ Kann man so etwas aber trainieren? Nein, meint der Verfasser – „das Geheimnis lautet: Mit Spielen stimulieren statt mit Übungen instruieren“. Auf den folgenden 50 Seiten analysiert er, was einen intelligenten Spieler ausmacht, wie dem Training der Reiz des Spiels verliehen wird und wie es möglich ist, Kindern und Jugendlichen durch maßgeschneiderte Übungen mit Wettkampfcharakter die komplexen Anforderungen des Fußballs schrittweise nahezubringen.

Weins Antwort darauf: Mini-Fußball. Wie er schreibt, ist häufiger Ballbesitz das beste Mittel, um Spielverständnis und Spielintelligenz zu entwickeln; nebenbei werden so auch die technischen Fertigkeiten geschult, die Fußballern helfen, unbeschadet aus kniffligen Situationen herauszukommen und diese intelligent zu lösen. Dann geht es an den praktischen Teil in Weins Leitfaden: Wie können Trainer Mini-Fußball organisieren hinsichtlich Spielfeldgröße und Spieleranzahl? Wie ist es um die Spieldauer, die Regeln, die Ausrüstung bestellt? Im Anschluss daran stellt der Autor unzählige Übungen und Variationen vor, mit denen Kindern und Jugendlichen via Mini-Fußball eine Hilfestellung gegeben werden kann, von sich aus Spielintelligenz zu entwickeln. Dabei ist es logisch, dass die Spielformen – denn nichts anderes sind die Übungen – nach und nach stets etwas komplexer werden.

Damit löst der Autor ein, was er zu Beginn verspricht: Motorisches und kognitives Lernen „gehen Hand in Hand“, und seine Vorschläge für die Übungen lassen diesen Vorsatz erkennen. Indem Trainer ihre Spieler mit komplexen Situationen auf dem Platz konfrontieren, sollen die Schützlinge schnelle Entscheidungen treffen und diese in motorische Aktionen umsetzen. Dabei geht es immer darum, dass die Spieler die Lösungen selbst entdecken, denn, so Wein, nur so und nicht durch das Befolgen von Anweisungen könne „sich wirkliche Spielintelligenz entwickeln“.


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Die fussballtraining.de-Meinung:

Spielintelligenz ist praktisch lernbar. Der ehemalige Hockeynationalspieler und –trainer Horst Wein hat mit „Entwicklung der Spielintelligenz“ einen kleinen, aber feinen Leitfaden vorgelegt, der als Begleitheft zu seiner gleichnamigen Lehr-DVD erschienen ist. Als anerkannter Ausbilder von Fußballtrainern gelingt es ihm, auf eine unaufgeregte Art und Weise zu vermitteln, warum Kindern und Jugendlichen die fußballerische Spielintelligenz nicht anerzogen werden kann, sondern weswegen und vor allem wie sie diese selbst entdecken können. Anhand vieler praktischer Übungen mit Mini-Fußball auf einem Kleinfeld, wobei die Spieler durch viele Ballkontakte immer und immer wieder unterschiedliche fordernde Aufgaben aus dem Spiel heraus lösen müssen, gelingt es Wein, seinen theoretischen Ansatz praktisch zu unterfüttern.

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