Taktische Analyse: Spielreport Deutschland – Brasilien

Den Gastauftritt der brasilianischen Nationalmannschaft am 27. März 2018 in Berlin haben wir genutzt, um das Spiel der deutschen Elf gegen einen hochrangigen, internationalen Gegner taktisch zu beleuchten. Inhaltlicher Ansatz war der Quervergleich zwischen Deutschlands A-Team und seiner U18 – die sich kurz zuvor im Länderspiel gegen Frankreich duellierte. [U18 Deutschland gegen Frankreich]

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Unser Taktikexperte Marcus Urban widmete sich beiden Grundordnungen und analysierte vor allem das Spiel mit und gegen den Ball:

Grundordnungen und Laufwege Deutschland vs. Brasilien

Spiel mit dem Ball

Deutschland U18

Grundordnung: 4-4-2 flach
Die Spielauslösung war klassisch – Deutschland baute über hochgeschobene Außenverteidiger sowie einen zwischen beiden Innenverteidigern abkippenden 6er auf. Alternativ spielten sich die beiden IV´s der Deutschen oft die Bälle zu um den Gegner etwas rauszulocken um dann meist schnell weit diagonal zu eröffnen.

Im Übergangsspiel schob sich der 2. Zentrale Mittelfeldspieler zusammen mit dem Stürmer sowie dem Äußerenmittelfeldspieler und dem Außenverteidiger auf eine Seite, um dort durch eine Überlagerung der Seite einen Vorteil in Folge der entstandenen Überzahl zu generieren.

Die Torchancen sollten über Eingaben von den Außenpositionen oder über Steckbälle zwischen den AVs und IVs herausgespielt werden. Die Box wurde immer sofort tief durch mindestens einen Spieler belaufen, weiterhin liefen die Außenpositionen ballfern mit ein.

Deutschland A-Mannschaft

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Grundordnung: 4-2-3-1
Deutschland hat sein alt bewährtes System gespielt mit einer 4er Kette, Boateng und Rüdiger als IVs sowie Kimmich und Plattenhardt als Außenverteidiger. Die beiden 6er waren Kroos und Gündogan. Davor Draxler als 10er, Gomez als 9er und die Außen Sané sowie Goretzka. D.h. schon in der Grundordnung gab es Unterschiede zwischen U18 und der A-Mannschaft. Die Spielauslösung erfolgte oft über Kroos als abkippenden 6er bzw. wenn Brasilien presste wurde viel über die IVs und den Torhüter gespielt, welcher dann via Chipball verlagerte gegen die Verschieberichtung.

Im Übergangsspiel wurde auch oft wie bei der U18 mit einer Überlagerung gespielt, Draxler fungierte z.T. mit tiefen Laufwegen als eine Art 2. Spitze. Nach der Einwechslung von Werner und Wagner gab es fix 2 Spitzen und damit das U18 System 4-4-2 flach. Da mit Gomez ein wuchtiger Stürmer spielte, gab es für Deutsche Verhältnisse auch relativ viele hohe Eingaben von Außen.

Darstellung der Seitenüberlagerung

Das Umschaltspiel war bei beiden Teams vorhanden. Bei U18 und A war das „Konterpressing“ oder Gegenpressing ein probates Mittel um Chancen zu kreieren.

Spiel gegen den Ball

Deutschland U18

Zur Zurückgewinnung des Balls spielte Deutschland ein 4-4-2. Beide 4er Ketten sehr eng postiert und kompakt, eine der beiden Spitzen versuchte häufig anzulaufen, die andere kippte ab um die IV´s zum Schlagen zu zwingen. In allen Positionsgruppen wurde nach Außen gelenkt.

Die Deutschen wollten den meist den Ball auf Höhe der Mittellinie erobern, d.h. sie arbeiteten im Mittelfeldpressing. Weiterhin gingen sie oft situativ nach bei schlechten Bällen oder nicht offener Stellung der Franzosen.

Ecken / Standards: wurden in einer Mischform aus Raum- und Manndeckung verteidigt.

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Deutschland A-Mannschaft

Deutschland spielte ein mannorientiertes Angriffspressing und lief früh an. Die DFB-Elf spielte derart aggressiv im Angriffspressing, dass es Auswirkungen auf den brasilianischen Spielaufbau hatte. Beide Innenverteidiger, spielten den Ball oft schnell tief, mal mehr mal weniger gezielt.

Die beiden Außen rückten weit mit ein um in der Mitte präsent zu sein. Auch hier wieder ein Unterschied, die U18 lief nur gelegentlich an und legte den Fokus auf das Mittelfeldpressing.

Ecken / Standards: wurden bei U18 und A jeweils in einer Mischform verteidigt.

Fachautor:
Marcus Urban
urban-coaching.eu