Fußball-EM: Kroos / Gündogan gedankliche Schnelligkeit
Schon vor Beginn des dritten Gruppenspiels gegen die Schweiz war Deutschland die K.O.-Phase nicht mehr zu nehmen – fraglich war bloß noch, ob das Deutsche Team als Gruppenerster weiterkommen würde und welche Gegner dies zu Folge haben würde. Mit dem 1zu1-Unentschieden geht Deutschland auf Platz 1 aus der Gruppe hervor und die Schweiz belegt Platz 2. Nach den überaus souveränen Auftritten in den ersten beiden Spielen – und den damit immer weiter gestiegenen Erwartungen – wirkt das Unentschieden wie ein Rückschlag, wieso das Deutsche Team gegen die Schweiz nicht über ein 1zu1 hinauskam betrachten wir wieder an einer Schlüsselszene:
Analyse: Als Schlüsselmoment im Spiel gegen die Schweiz bestimmten wir den Spielaufbau der Abwehrreihe; insbesondere im Umschalten von Defensive zu Offensive. In der Theorie also ein Spielmoment, in dem ein Team mit dem richtigen Tempo und der notwendigen Präzision die gegnerischen Linien überspielen und überraschende Angriffe initiieren kann. Im Beispiel des gestrigen Spiels fehlte beides: Tempo und Präzision, weshalb sich das Deutsche Spiel vermehrt eher schleppend gestaltete.
Quelle: ardmediathek.de/sportschau
In der Szene stoppen Rüdiger und Kroos den Schweizer Angriff am eigenen Strafraum und erhalten nach dem Stürmerfoul von Amdouni einen Freistoß, den Kroos schnell ausführt. Sein Pass zu Gündogan leitet allerdings den erneuten Ballverlust ein, denn beim Pass schaltet Xhaka schnell und attackiert Gündogan schon bei der Ballannahme, sodass der ohnehin bereits von der Schweiz überladene Raum noch kleiner wird. Aus dem Ballgewinn resultiert für die Schweiz ein harmloser Torschuss, dennoch zeigt die Szene, dass in den eigentlich temporeichen Aktionen die gedankliche Schnelligkeit fehlte, um z.B. bereits offen zu stehen bzw. eine schnelle Spielverlagerung einzuleiten. In der Szene wäre dies mit einem schnellen Pass auf die linke Seite zu Raum denkbar gewesen.
Mit der folgenden Form könnt ihr die gedankliche Schnelligkeit beim Umschalten auch in eurem Training aufgreifen:
Trainingsform: Dreifarbenspiel in Raute mit Zusatzspielern
Material
8 Muldenhauben
4 Markierungsteller
1 Fußball je Spieler
ggf. Leibchen
Ablauf
In einem Rechteck (ca. 20x15m) wird eine Raute markiert, sodass in den 4 Ecken jeweils ein dreieckiger Raum entsteht, zwischen denen sich das Zentrum aufspannt. 3 Viererteams spielen im Feld, wobei Team A mit Team C gegen B spielt. Die Spieler von Team C verteilen sich in den Ecken und dienen als Anspieler. Ziel der Ballhalteform ist es, 10 Pässe zu spielen, um einen Punkt zu erzielen (Das Team in den Ecken darf untereinander keine Pässe spielen). Erobert das Defensivteam den Ball, tauschen die Aufgaben. Nach einer Minute wird das Außenteam ausgetauscht.
Variation 1
2 zusätzliche Spieler im Zentrum können als Neutrale dafür sorgen, dass die Offensive stets eine doppelte Überzahl ausspielen kann. Optimal aufgeteilt werden so alle Räume bespielbar, während das Zentrum Verlagerungen / Kurzpasskombinationen ermöglichen kann.
Variation 2
Nach einer Einspielphase / der mehrfachen Wiederholung kann die Komplexität gesteigert werden, indem Kontaktbegrenzungen bzw. Zonen hinzugefügt werden, die die Offensive in ihrem Spiel einhalten muss (z.B. Verlagerung in andere Hälfte nach spätestens 5 Pässen etc.).
Coaching
Es gilt für die Defensive im Moment der Balleroberung schnellstmöglich Anspielstationen zu schaffen und den engen Raum wieder aufzuziehen. Die Offensive soll im Gegenpressing versuchen, wieder schnell in Ballbesitz zu gelangen. Eine spieloffene Stellung und die permanente Kommunikation sind entscheidend für beide Teams.
Autor: Sven Hertrampf / Redaktion: Goetz&Media | Sport