Warum der Trend zu immer jüngeren Trainern?

Junge Trainer: Egal ob Julian Nagelsmann in Hoffenheim oder Domenico Tedesco bei Erzgebirge Aue – die Entwicklung im Profifußball geht zu immer jüngeren Trainern. Warum dies so ist, soll der folgende Artikel versuchen zu erläutern – und auch, wo hier Chancen und Risiken für die Clubs liegen, die eine solche Strategie verfolgen.

Junge Trainer: Frisches Blut ist immer gut

Die Entwicklung hin zu immer jüngeren Trainers speist sich nicht aus einer, sondern aus vielen Ursachen (die auch nicht alle allein mit dem Profifußball zusammenhängen). Stellen wir zu Anfang fest, dass selbst absolute Top-Trainer in der Weltspitze, z.B. Männer wie Pep Guardiola oder Jürgen Klopp, bereits in einem Alter als Koryphäen gelten, welches weit unter dem früherer Meistertrainer wie Pal Csernai oder Ernst Happel liegt.
Woher kommt also dieser Trend zu immer jüngeren Trainern?

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Zum einen hat sich die Ausbildungsqualität deutscher (wie auch internationaler) Trainer in den letzten Jahrzehnten stetig verbessert. Die entsprechenden Lehrangebote vom DFB sind im Allgemeinen von hoher Qualität und lassen junge Männer wie Thomas Tuchel oder Roger Schmidt in zehn Monaten an der Hennes-Weisweiler-Akademie ihren Abschluss machen – und ggf. schnell Verantwortung übernehmen.

Zum anderen ist es natürlich eine gesellschaftliche Entwicklung: Der Trend geht seit Jahren dahin, das Studium und die Schulzeit zu verkürzen, mithin junge Menschen schneller und früher am Arbeitsleben partizipieren zu lassen – ähnliches gilt auch für den Profifußball, d.h. für Trainer wie für Spieler. Vielleicht ist es auch ein unterschwelliger Wunsch manches Präsidenten (denn dort gilt die Regel noch nicht, dass die Jugend voranschreitet – eher sind es dort nach wie vor graumelierte Herren), einen jungen Trainer besser formen zu können? Wer weiß.

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Auf jeden Fall leben heutige Fußballspieler in einer deutlich anderen Welt als ihre Vorgänger vor 20 Jahren – Social Media, das allgegenwärtige Twitter, Facebook, Apps, Instagram etc. bestimmen Alltag und Kommunikationsverhalten. Ein heutiger Trainer muss mit diesen Instrumenten umzugehen wissen – und auch, dass seine Spieler diese ausgiebig nutzen.Training Blurry

Zurückkommend auf die Trainerexpertise sind es gerade auch jüngere Trainer, welche die althergebrachten Technik- und Taktikprinzipien in Frage zu stellen halfen. Das unter einem Pep Guardiola zur Vollendung gekomme Passspiel seiner Spieler wird mittlerweile manchenorts zur kopieren versucht.

Und die Devisen von „kämpfen bis zum Umfallen“ oder „kick and rush“ gelten auch nicht mehr. Bzw. ist es vielleicht auch der Gameboy-Generation geschuldet, dass flüssige Spielzüge und das Verteilen der Verantwortung auf viele Schultern neue und mittlerweile allgemein anerkannte Prinzipien in der Trainerzunft sind.
Kurz: Was der junge Trainer mitbringen kann – Verständnis für die heutige Generation, Leidenschaft und viel Energie – sind u. U. starke Argumente für seine Verpflichtung. Doch wie sieht es mit Risiken aus?

Die Erfahrung kommt mit dem Alter

Eines lässt sich freilich schwer nachweisen: Die Erfahrung der Jungen. Die alte Faustregel, dass man erst mit dem Alter gelassener wird, lässt sich nicht gänzlich von der Hand weisen. Der enorme Druck, der heute auf Trainern lastet, hat auch schon Thomas Tuchel oder Jürgen Klopp zum freiwilligen Rückzug bewogen.

Was zudem heute von Trainern verlangt wird – nicht nur mit den Spielern adäquat umzugehen, sondern auch mit der Presse, den Fans und ihrer Organisation, dem Verein und seinen Repräsentanten, Manager, Präsident etc. und den in den meisten Clubs anzutreffenden Querelen – ist keine leichte Aufgabe, vor allem nicht für einen Neuling.

Hier mag also ein gewisses Risiko liegen. Auch dahingehend, dass ein junger Trainer vielleicht noch nicht über die emotionale Intelligenz verfügt, die sich zum Teil auch aus der Erfahrung speist. Wie mit einem wütenden oder enttäuschten Spieler (oder Präsidenten) am besten umzugehen ist, ist auch Frage der Erfahrung.

Und gerade in prekären Situationen wie einem Abstiegskampf, wenn von allen Seiten Kritik und Häme auf den Trainer einprasseln, braucht es ein dickes Fell – welches sich für gewöhnlich auch erst mit den Jahren bilden kann.

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Junge Besen kehren gut

Doch gilt es auch, die Vorteile im Blick zu behalten: Der junge Trainer ist mit Internet und Dauererreichbarkeit aufgewachsen, stört sich also ggf. daran weniger als ein älterer Zeitgenosse. Zudem kann er u. U. besser die kleinen und großen Egos seiner Spieler ertragen und weiß mit diesen umzugehen. Jeder braucht schließlich seine Streicheleinheiten.

Wie schon erwähnt wurde, kann auch ein junger Trainer schon ein Taktikfuchs sein und sich wie bspw. Tuchel auf einen Wust neuester Technologien stützen bzw. mit ihnen umgehen – Laufwegsanalyse, Schnelligkeitsmuster, wie die Mannschaft mit und ohne Ball agiert – all dies lässt sich heute dank moderner Methoden schnell und umfassend analysieren bzw. darstellen und nutzen.

Dasselbe gilt natürlich auch für physiologische Erkenntnisse zu Nahrung, Regeneration, Prophylaxe etc. Auch hier müssen Trainer offen für Entwicklungen und für die Vorteile der Nutzung dieser Techniken sein – dann können sie einen erheblichen Benefit beisteuern.

Allem Ende liegt ein Zauber inne

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In Abwandlung des Wortes von Hesse (dass allem Anfang ein Zauber innewohnt), bleibt es doch immer noch ein Mysterium, warum ein Trainer Erfolge feiern, halten – und wieder verlieren kann. Sicher ist es in Zeiten immer schneller werdenden Trainerwechsels noch um Einiges schwerer, Kontinuität aufzubauen zu versuchen.

Doch warum manche Trainer letztendlich Erfolg mit ihrer Mannschaft haben – dem liegt doch immer noch ein Rest von Geheimnis zugrunde. Natürlich können Männer wie Rafael Benitez oder Jose Mourinho aus einem Füllhorn an Möglichkeiten schöpfen – aber warum es dann einmal klappt und plötzlich auch wieder nicht, ist doch eine Art von Geheimnis.

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Was aber ja den Fußball in unserer immer durchrationalisierteren Welt so begehrenswert erscheinen lässt. Und wenn dann noch ein junger Held an der Seitenlinie steht, mit dem wir bangen und hoffen können, und der sich ereifert oder leidet, je nach Spiel- und Gemütslage – dann freuen wir uns eben.
Diesen Zauber können uns auch junge Trainer bringen. Oder vielleicht gerade junge Trainer.

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