Xabi Alonso: Taktik Check Bayer Leverkusen
Alonso Taktik: Mit einem faszinierenden Zusammenspiel aus Leidenschaft, Taktik und technischen Fähigkeiten hat Bayer Leverkusen unter der Regie ihres renommierten Trainers Xabi Alonso in der aktuellen Saison die Fußballwelt beeindruckt. Seit seinem Amtsantritt hat der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldstratege eine beeindruckende Dynamik in das Team gebracht, die sich in bemerkenswerten Leistungen in allen Wettbewerben widerspiegelt. Als Xabi Alonso am 5. Oktober 2022 den Trainerjob bei Bayer 04 Leverkusen annahm, glaubte wohl keiner, dass er die Werkself in nur einem Jahr zum Meisterkandidaten formen würde.
Auf Rang 17 übernahm er Bayer Leverkusen im Oktober 2022. Von dort ging es 2022/23 noch hoch auf Rang sechs und in der laufenden Saison hat man Platz eins fest im Griff. Von der Bundesliga bis zur UEFA Europa League hat Leverkusen unter der Leitung von Alonso eine bemerkenswerte taktische Performance gezeigt, die sie zu einem ernstzunehmenden Gegner auf nationaler und internationaler Ebene macht. Betrachtet man die aktuellen Leistungsdaten, so wird die Erfolgsgeschichte von Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso umso deutlicher.
Sowohl in der Bundesliga als auch in europäischen Wettbewerben hat das Team eine beeindruckende Serie von Siegen und positiven Ergebnissen verzeichnet. In der aktuellen Bundesligatabelle stehen sie mit zehn Punkten Abstand auf den FC Bayern München an der Tabellenspitze. Außerdem stehen sie im DFB Pokal Halbfinale und setzten sich zuletzt im UEFA Europa League Achtelfinale in letzter Sekunde durch. Leverkusen hat keins der 38 Pflichtspiele in dieser Saison verloren (33 Siege, fünf Remis). Dies ist seit dem 33. Pflichtspiel ein Rekord, denn nie zuvor hatte ein Bundesligist eine solche Serie hingelegt. Mit 34 Punkten (elf Siege, ein Remis) an den ersten zwölf Spieltagen stellte Bayer Leverkusen 2023/24 den Startrekord des FC Bayern München (2015/16) ein.
Doch was machen die Taktik und Herangehensweise von Xabi Alonso so einzigartig, und wie manifestieren sie sich auf dem Spielfeld? Ein Blick auf die Strategien und Entscheidungen des Trainers liefert Antworten auf diese Fragen und zeigt, wie sich sein Einfluss auf das Spiel von Bayer Leverkusen auswirkt.
Xabi Alonso: 3-4-2-1 System
Leverkusen agiert mit dem Ball in einem 3-4-2-1. Die Mannschaft beweist eine bemerkenswerte Flexibilität trotz der klaren taktischen Ordnung. Die Raumaufteilung bleibt größtenteils konstant: Ein Spieler besetzt die Breite, während drei oder vier andere sich hinter dem defensiven Mittelfeld des Gegners positionieren. Ein bis zwei Spieler suchen die Tiefe, während der Rest im Zentrum nahe am Ballführenden Anspielstationen schafft.
Obwohl diese Feldbesetzung gut strukturiert ist, kommt es gelegentlich zu überraschenden Positionsschwankungen, wie beispielsweise, wenn der Linksverteidiger Grimaldo plötzlich im rechten offensiven Mittelfeld auftaucht. Solche Wechsel sind ein wiederkehrendes Muster und verdeutlichen das harmonische Zusammenspiel innerhalb des Teams. Wenn Grimaldo auf der linken Seite mit Wirtz und Xhaka kombiniert, sucht er oft den Weg dem Pass hinterher. Dabei übernimmt ein anderer Spieler, wie einer der drei Innenverteidiger, die freigewordene Position, wodurch sich die Formation leicht verschiebt.
Leverkusener Mittelfeld als Herzstück
Im Zentrum des Leverkusener 3-4-2-1-Systems bildet Granit Xhaka das Herzstück, wo er als Dirigent auf der Doppelsechs agiert. Unterstützt wird er von Exequiel Palacios, der auch als Verbindungsspieler zwischen Offensive und Defensive agiert und gelegentlich im gegnerischen Strafraum auftaucht. Vor den beiden Sechsern agieren Florian Wirtz und Jonas Hofmann als Zehner, die sich geschickt zwischen der Abwehr und dem Mittelfeld des Gegners positionieren.
Beide Spieler interpretieren ihre Rolle derart raffiniert, dass sie für die gegnerische Defensive schwer ausrechenbar sind: Sobald die gegnerischen Sechser auf Xhaka und Palacios schieben, suchen Wirtz und Hofmann vermehrt die Nähe zu den eigenen Mitspielern und versuchen stets, kurze Passwege dazwischen zu bilden. Im nachfolgenden Standbild sieht man, wie der Gegner vor Probleme gestellt wird, wenn beide Sechser die Passwege zu den Innenverteidigern kurz halten und einer der Zehner dahinter frei ist.
Dadurch entstehen oft Situationen im Leverkusener Spiel, die dem spanischen Rondo ähneln, bei dem der Ball zügig von Mann zu Mann bewegt wird, ohne dass der Gegner wirklich in den Zweikampf eingreifen kann. Um Druck auf den Ball auszuüben, müssen die Gegner mindestens einen, oft sogar zwei Verteidiger nach vorne schieben, um Wirtz und Hofmann eng zu decken. Doch selbst in solchen Momenten präsentiert sich das Team unter Alonso äußerst kreativ. Insbesondere Wirtz beherrscht die Kunst, selbst unter Druck „aufzudrehen“, selbst wenn ein Gegner in seinem Rücken auflauert. Durch geschickte Körpertäuschungen oder kleine Schritte in eine Richtung täuscht er den Verteidiger, bringt ihn aus der Balance und verschafft sich so den entscheidenden Vorsprung, um blitzschnell an ihm vorbeizuziehen.
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Bayers Spiel über die Flügel
Durch das Herauslocken der Abwehrspieler entstehen zwangsläufig Räume in der Tiefe, die sowohl von den Stürmern als auch den Flügelspielern genutzt werden können. Insbesondere Jeremie Frimpong startet oft auf der rechten Seite in die Lücke, die entsteht, wenn der Innenverteidiger einen Zehner deckt. Da Leverkusen regelmäßig Bälle in die Tiefe spielt, ziehen sich die Gegner tendenziell etwas weiter zurück, was den zentralen Spielern wiederum mehr Raum und Zeit verschafft. Dies stellt den Gegner vor ein ständiges Dilemma: Sollen sie hoch Pressen, das Zentrum attackieren und dabei mit einer hohen Abwehrkette gegen das Tempo von Leverkusen verteidigen, oder lieber die Tiefe sichern und dadurch wenig Zugriff auf das Mittelfeld haben?
Keine andere Mannschaft spielt so viele Bälle ins Zentrum wie Leverkusen. Das Ziel dabei ist es, dem Gegner immer wieder die Hoffnung zu geben, den Ball erobern zu können und ihn dabei aus der Grundformation zu locken. Doch aufgrund der engen Abstände und der herausragenden Passgenauigkeit der Mittelfeldspieler geschieht dies selten. Durch die Vielzahl an Pässen in diese Zone zieht sich die Defensive des Gegners weiter zusammen, bis genügend Räume auf den Flügeln entstehen. Dort kann Leverkusen dann über einen andribbelnden Innenverteidiger Tempo aufnehmen und einen der Flügelspieler einsetzen.
Position Granit Xhaka
Granit Xhaka ist das Herzstück von Bayer 04 Leverkusen. Der Mittelfeldregisseur ist der Taktgeber der Werkself und läuft wie ein Schweizer Uhrwerk. In Xhaka hat Xabi Alonso quasi sich selbst auf dem Feld stehen. Die Wertschätzung von Xabi Alonso für den Schweizer Granit Xhaka ist unübersehbar, und das spiegelt sich deutlich in dessen Einsatzstatistik in der Bundesliga wider: In jedem der bisherigen 26 Spiele startete Xhaka, und nur äußerst selten wird er ausgewechselt – und selbst wenn, dann nur in bereits entschiedenen Spielen kurz vor Schluss. Obwohl Xhaka erst im vergangenen Sommer zur Werkself gekommen ist, kann Alonso auf den Spielmacher nicht verzichten. Doch was macht ihn so unverzichtbar für Leverkusen?
Wenn ein Spieler von Bayer 04 Leverkusen nicht weiß, wohin mit dem Ball, ist die richtige Lösung immer Granit Xhaka. Der Schweizer ist im eigenen Ballbesitz konstant in Bewegung und äußerst schwer zu verteidigen. Selbst wenn Gegner versuchen, ihn eng zu decken, findet Xhaka stets Lücken für schnelle Passkombinationen, die seinen Teamkollegen Entlastung bringen. Besonders gerne bewegt sich Xhaka in gegnerische Dreiecke hinein, was einen klaren Vorteil hat: Oft zieht er damit die Aufmerksamkeit mehrerer Gegenspieler auf sich, was ihm mehrere Passoptionen eröffnet, zwischen denen er wählen kann.
Xhaka ist in jeder Spielsituation stets anspielbar, und seine Mitspieler nutzen diese Möglichkeit in hoher Frequenz. In der Bundesliga war kein anderer Spieler auch nur annähernd so oft am Ball wie der Mittelfeldregisseur von Leverkusen. Mit 2.893 Ballbesitzphasen liegt er mehr als 600 Aktionen vor dem zweitplatzierten Spieler. Doch die Anspielbarkeit bedeutet nicht immer einen direkten Pass zu Xhaka. Gegnerische Spieler können ihn geschickt in ihren Deckungsschatten nehmen, indem sie die Mitspieler des Spielmachers anlaufen.
In solchen Situationen sucht der 31-Jährige häufig die Bewegung und löst sich im Rücken des pressenden Spielers. Doch auch das gelingt nicht immer. Dann kommt eines der wichtigsten taktischen Merkmale von Xabi Alonsos Spiel zum Tragen: die sogenannten „3rd-Man-Pässe“, also das Zuspiel über einen dritten Spieler. Bayer 04 Leverkusen sucht immer wieder das Zuspiel um die Ecke. Auch hier positioniert sich Xhaka geschickt, begibt sich in die Zwischenräume und kann gefunden werden.
Xhaka ist ein Meister in Sachen Passspiel. Sobald er den Ball am Fuß hat, wird es gefährlich. Er zeigt seine Klasse nicht nur bei Spielverlagerungen. Der Schweizer beherrscht nahezu jede Art von Pass. So schlägt er regelmäßig traumhafte Flugbälle in die Tiefe. Auch zeigt er seine außerordentliche Kreativität direkt vor dem Strafraum. Beispielsweise mit Chipbällen hinter die Abwehrkette, wie im nächsten Bild.
Bedauerlicherweise führten keine seiner herausragenden Aktionen bisher zu einem direkten Tor seiner Mitspieler – kein einziger Assist steht in der Statistik des Schweizers. Mit 36 Torschussvorlagen hatte Leverkusen jedoch bereits zahlreiche Möglichkeiten, der erste Assist ist also nur eine Frage der Zeit. Jedoch glänzt er als Vorlagengeber des vorletzten Passes: Nur Bayerns Jamal Musiala liegt vor dem Schweizer bei den sogenannten „Second Assists“.
Auch im nächsten Standbild erkennt man die unglaubliche Passqualität von Xhaka. Er erkennt ein sehr kleines Passfenster und kann so Wirtz hinter der Mittelfeldkette des Gegners bedienen. Dieser kann dann gefährlich auf die gegnerische Kette zudribbeln.
Xabi Alonso Taktik mit Bayer Leverkusen, Fazit
Kaum eine Mannschaft hat in den vergangenen Jahren eine so ausgewogene Balance zwischen ruhigen Phasen und Tempo gefunden wie Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso. Manchmal spielen sich die Spieler des Teams minutenlang den Ball zu, während Xhaka teilweise nach kurzem Blickkontakt mit Boniface bereits den zweiten Ball in die Tiefe spielt. Diese Vielseitigkeit zeigt sich nicht nur im Ballbesitz, sondern auch in der Defensive: Neben Phasen hohen Angriffspressings, in denen Leverkusen klassisch Mann gegen Mann verteidigt, gibt es auch Momente, in denen sie tiefer stehen. Jeder Spieler kann überall auftauchen, Leverkusen kann auf Konter lauern oder hoch pressen, geduldig durch das Zentrum spielen oder blitzschnell über die Flügel agieren.
Ihre extrem variantenreiche Herangehensweise an Standardsituationen rundet das Bild einer unaufhaltsam wirkenden Mannschaft ab. Leverkusen verfügt über eine nahezu perfekte Struktur, in der die Spieler ihre Aufgaben genau kennen, sich aber auch gegenseitig beobachten und aufeinander reagieren. Der Gegner wird permanent vor schwierige Entscheidungen gestellt und unter Druck gesetzt. Angesichts ihrer Leistung ist die Tabellenführung keine Überraschung, sondern folgerichtig. Taktik, individuelle Klasse, Kreativität bei Standards und starke Einwechselspieler – eine so vielseitige Mannschaft wie Leverkusen wurde in der Bundesliga schon lange nicht mehr gesehen. Und auch im Weltfußball gibt es derzeit keine Mannschaft, die einfach so stark ist.
Trainingsübung 3er-Kette
11 gegen 11 im 3-5-2 gegen 4-4-2 mit Außenzonenspiel
Diese Übung ist ein Teil der Trainingsserie „Die 3er-Kette erfolgreich trainieren“. Mehr Informationen über diese Trainingssammlung können hier nachgelesen werden.