1. FC Köln: Training mit dezimiertem Kader
Wie trainiert man mit einer dezimierten Trainingsgruppe?
Das Problem, vor dem Amateurtrainer fast wöchentlich stehen, haben auch ab und an Trainer in der höchsten deutschen Spielklasse. Dazu führen Verletzungen oder beispielsweise Länderspielpausen. FC-Trainer Peter Stöger hatte sich zu dieser Problematik Köln Kader bereits geäußert: „Wir haben wenige Spieler im Training. Es ist wichtig, dass wir mit ihnen an der Frische arbeiten.“ Das heißt konkret: im konditionellen Bereich arbeiten. Das müssen nicht unbedingt stumpfe Waldläufe oder sprintausdauernde Einheiten sein, sondern längere Spiel- und Passformen, die mit Laufarbeit verbunden sind.
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Kurzes Warm-Up mit koordinativen Elementen
14 Feldspieler und zwei Torhüter durfte Stöger in seiner Trainingseinheit begrüßen. Von Beginn an trainieren die beiden Torhüter isoliert mit dem Torwarttrainer. Die Feldspieler ziehen erst einmal ihre Runden und absolvieren dabei verschiedene koordinative Übungen, aber auch Stretchingübungen sind Bestandteil des Warm-Up’s (während des Laufens).
Dies sind die gängigen Übungen:
- Skippings
- Anfersen
- Kniehebelauf
- Armkreisen vorwärts/rückwärts
- Hüfte rein/raus
- Ausfallschritte (Oberkörper über’s vordere Bein drehen)
- Bein gestreckt hoch vor dem Körper
- Sprungläufe in versch. Variationen
- Vorderer Oberschenkel.
Zum Schluss gibt es noch einen kurzen, submaximalen Antritt (max. 10m).
Die Aufwärmzeit ist mit 7 Minuten ziemlich knapp bemessen, weshalb in den darauffolgenden Übungen auf die richtige Dosierung geachtet werden sollte. Es macht also keinen Sinn, direkt in eine (hoch-)belastende Spielform zu gehen.
Auf das Warm-Up folgt die flexible Passform
Danach geht es für die Spieler direkt in die Passform:
Spieler A passt zentral über etwa 10 Meter auf Spieler B, der sich aus dem Deckungsschatten seines Gegenspielers löst. B klatscht den Ball auf den nachrückenden Spieler A. Dieser spielt den Ball tief auf Spieler C, der den Ball mit einem sauberen ersten Kontakt mit in die Bewegung nimmt. Die Übung wird zu zwei Seiten im Wechsel ausgeführt (Übung im Video).
Übungsmerkmale:
- Ball auf äußeren gegnerfernen Fuß spielen
- Klatschkommando geben
- Ball sauber mit in die Bewegung nehmen
- Ball entgegengehen
Nach 5 Minuten gibt es folgende Variation (I):
Spieler B dreht sich mit dem Ball nun auf und spielt ihn direkt auf Spieler C. Ansonsten bleiben die Abläufe gleich.
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Übungsmerkmale:
- Fokus des Trainers auf erstem Kontakt
- Auftaktbewegung vom Gegenspieler weg (Lauffinte)
- Passschärfe fokussieren
Nun gilt wiederum der Ablauf der ersten Übungsform, allerdings wird am Ende ein Doppelpass zwischen Spieler B und C gespielt (Variation II)
Übungsmerkmale:
Zielspieler mit deutlichem Bogenlauf beim Doppelpass
Nach wenigen Minuten verordnen die Trainer, dass der Ball von Spieler B wieder mit in die Bewegung genommen wird. Am Ende wird weiterhin ein Doppelpass gespielt (Variation III).
Die Grundform der Passform wird also immer beibehalten, lediglich kleine Details werden in kurzen Intervallen verändert. Nach 5 Minuten sieht die Übung folgendermaßen aus:
Spieler A passt weiterhin auf Spieler B, der den Ball wieder auf A klatschen lässt. A spielt den Ball nun tief auf Spieler C, der einen Doppelpass nach innen mit dem nachrückenden Spieler B spielt.
Spieler C spielt nun einen Steilpass auf Spieler D (!), der den Ball dann mit Tempo zum Übungsanfang führt (Variation IV).
Anmerkung: Spieler D war bisher Bestandteil der anderen Seite der Passform. Nun sind beide Seiten allerdings Teil der gleichen Übung (Passform im Video).
Merkmale der Passform:
- sauberer Steilpass mit Druck in den Lauf
- „deutliches diagonales Freiwerden“ vom Gegenspieler bei erstem Pass (Trainer)
- „nicht frontal anbieten, seitliches schnelles lösen“ (Trainer)
- Timing des startenden Spielers (Steilpassempfänger)
Nach 5 Minuten wird die Richtung der Übung gewechselt. Die Passformen werden insgesamt etwa 20 Minuten trainiert.
Angekündigte Arbeit „an der Frische“ im doppelten Sechszehner
Danach gibt es für die Spieler eine kurze Trinkpause (es sind 30 Grad), ehe sie sich in 2er und 3er-Teams den Ball über verschiedene Distanzen zuspielen. Dies machen die Trainer immer vor Spielformen. Die Spieler können sich so an positionsspezifische Bewegungen mit dem Ball gewöhnen. So sollte die Zeit genutzt werden (auch vor Spielen), um Pässe zu spielen, die ich im Spiel oft nutze (Querpass, Steilpass, hoher Pass usw.). Auf der anderen Seite ist dabei natürlich auch die Ballan- und Mitnahme wichtig. Ein Außenverteidiger beispielsweise muss häufiger hohe Bälle mit Tempo in den Lauf mitnehmen.
Nach der kurzen Gewöhnung geht es für die Spieler in den doppelten Sechszehner. Gespielt wird in 3er-Teams, allerdings gibt es einen freien Mann (meistens ein 6er oder 10er des Teams), der im ballbesitzenden Team spielt (stellt also eine Überzahl her). Insgesamt gibt es 4 Teams, wobei 2 Teams pausieren. Die Spielzeit beträgt 2 Minuten. Es gibt keine Ecken oder Einwürfe, los geht es immer beim Torwart. Das Team, das ein Tor geschossen hat, hat immer Recht auf den Ball („Gewinnerball“).
Ziel dieser Übungsform ist es, möglichst viele Torszenen zu provozieren. Ergibt sich eine Schussmöglichkeit, sollte diese schnellstmöglich genutzt werden. Damit wird auch ein sehr hohes Tempo geschaffen, was das Spiel im doppelten Sechszehner hochintensiv macht. Insgesamt lässt Stöger seine Mannen über eine halbe Stunde spielen (zwischendurch wird einmal eine langsame Runde gelaufen) und damit deutlich länger als die Übung ansonsten ausgeübt wird.
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Bei 14 Feldspielern von einer geringen Trainingsbeteiligung zu sprechen, mag dem einen oder anderen komisch vorkommen. Bei einem Bundesligisten allerdings, ist das eher die Seltenheit. Doch die Trainingseinheit zeigt, dass man auch ein Training mit 6 Feldspielern und 2 Torhütern beispielsweise spielerisch gestalten kann. Der doppelte Sechszehner ist dafür immer eine geeignete Lösung. Falls man keine 4 Teams insgesamt hat, lässt man die Teams nach wenigen Minuten eben eine erholsame Runde traben.
von Jannis Fabian Kruck | Redaktion: Götz&Media / Sport
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