Vincent Kompany: Taktische Ausrichtung und Spielsysteme
Mit der Ernennung von Vincent Kompany als neuen Cheftrainer hat der FC Bayern München einen überraschenden und zugleich spannenden Schritt gewagt. Der ehemalige Kapitän von Manchester City und belgische Nationalspieler hat sich nach seinem Wechsel ins Traineramt schnell einen Namen gemacht. Sein taktisches Verständnis und seine Fähigkeit, Teams defensiv zu stabilisieren und gleichzeitig attraktiven Offensivfußball zu spielen, machen ihn zu einer interessanten Wahl für die Bayern.
Kompany Taktik: In diesem Taktikcheck analysieren wir Kompanys Spielstil, seine Vorlieben in der taktischen Ausrichtung und wie er diese Philosophie beim deutschen Rekordmeister umsetzen könnte. Welche Veränderungen können die Bayern-Fans erwarten und wie könnte Kompanys Ansatz das Spiel der Münchner prägen?
Karriere von Vincent Kompany
Vincent Kompany startete seine Trainerkarriere unmittelbar nach seinem Rücktritt als aktiver Spieler. Nach einer beeindruckenden Karriere bei Manchester City, wo er vier Premier League-Titel und zahlreiche andere Auszeichnungen gewann, kehrte er im Sommer 2019 zu seinem Jugendverein RSC Anderlecht zurück, zunächst in der Rolle eines Spielertrainers. Kurze Zeit später übernahm er ausschließlich die Trainerrolle und konzentrierte sich darauf, seine Philosophie und taktischen Ideen zu entwickeln. Kompanys Amtszeit bei Anderlecht (2019-2022) war geprägt von seiner Bemühung, ein junges Team aufzubauen und zu entwickeln. Er setzte auf eine Mischung aus erfahrenen Spielern und vielversprechenden Talenten.
Seine Mannschaft spielte einen ballbesitzorientierten Fußball, bei dem der Fokus auf technischem Können und taktischem Verständnis lag. Trotz einiger Höhen und Tiefen gelang es ihm, die Mannschaft zu stabilisieren und eine neue Identität zu formen. Nach seiner Zeit bei Anderlecht wechselte Kompany im Sommer 2022 zum englischen Klub Burnley FC. Hier zeigte er erneut seine Fähigkeit, ein Team defensiv zu organisieren und gleichzeitig attraktiven Offensivfußball spielen zu lassen. Unter seiner Führung entwickelte sich Burnley zu einer spielstarken Mannschaft, die sowohl defensiv stabil als auch offensiv flexibel agierte. So konnten sie als Tabellenführer in die Premierleague aufsteigen. In der letzten Saison konnten sie sich nicht im englischen Oberhaus etablieren und müssen erneut den Gang in die zweite Liga antreten.
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Vincent Kompanys Einfluss und Mentoren
Vincent Kompanys taktisches Wissen und seine Trainerphilosophie sind stark von den Trainern geprägt, unter denen er selbst gespielt hat. Zu den wichtigsten Einflüssen zählen: Pep Guardiola, Roberto Mancini und auch Marc Wilmots. Während seiner Zeit bei Manchester City arbeitete Kompany unter Guardiola, der für seinen ballbesitzorientierten, offensiven Spielstil bekannt ist. Guardiola lehrte Kompany die Bedeutung von Positionsspiel, Ballkontrolle und taktischer Flexibilität. Ein weiterer prägender Trainer in Kompanys Karriere war Mancini, unter dessen Führung Manchester City 2012 die Premier League gewann. Mancini betonte die Wichtigkeit einer soliden Defensive und einer starken mannschaftlichen Geschlossenheit. Als Trainer der belgischen Nationalmannschaft half Wilmots Kompany, seine Führungsqualitäten weiterzuentwickeln und ein tiefes Verständnis für die taktischen Nuancen des internationalen Fußballs zu gewinnen. Kompanys Trainerstil ist somit eine Synthese aus den Lehren dieser herausragenden Trainer, kombiniert mit seiner eigenen Vision und seinen Erfahrungen als Spieler. Seine Fähigkeit, taktische Konzepte effektiv zu vermitteln und Teams zu motivieren, macht ihn zu einem vielversprechenden Trainer, der nun bereit ist, seine Fähigkeiten auf höchstem Niveau unter Beweis zu stellen.
Kompany Taktik-Details
Dies ist eine kleine Vorschau auf Kompanys Taktik. Viele dieser Formationen wurden von Tuchel verwendet (2-3-5, 3-2-5, 2-4-4), aber die Philosophie und die Absicht hinter diesen Systemen ist eine andere. Im Moment ist Kompanys Taktik nicht völlig einzigartig, er ist wie ein Mini-Pep, ähnlich wie Arteta in seiner ersten Saison bei Arsenal. In seinem System ist der ZDM wahrscheinlich der wichtigste Spieler (vielleicht Pavlovic), wenn es darum geht, das Tempo vorzugeben und für den Spielaufbau verantwortlich zu sein. Ähnlich wie bei Tuchel ist es wahrscheinlich, dass er die Spiele mit einer nominellen 4-2-3-1-Formation beginnen wird, die in der Defensive zu einem 4-4-2 wird. Im Angriff werden es dann 3-2-5-bzw. 2-3-5-Variationen, aber auch hier ist die Philosophie hinter diesen Formationen entscheidend, nicht die Formationen an sich.
Wir können mit einem nominellen 4-2-3-1 rechnen, wobei diese Formation fast irrelevant ist, da sie sich in jeder Phase des Spiels ändern wird. Kompany wird im Aufbau und im Angriff eine Dreierkette bevorzugen und in der Defensivphase ein eher konventionelles 4-4-2 spielen lassen.
Kompany setzt im Aufbau normalerweise auf eine situative Dreierkette, bei der sich der ZDM zwischen die Innenverteidiger fallen lässt, während die Außenverteidiger sehr weit aufrücken. Die Aufbauformation hängt von den gegnerischen Pressingstrukturen ab und kann einseitig oder asymmetrisch sein. Ein offensiver Mittelfeldspieler oder Stürmer kann sich auch tief fallen lassen wie eine falsche Neun, während die Flügelspieler (oder Außenverteidiger) hoch aufrücken und fast wie in die Mitte gezogene Stürmer spielen.
Asymmetrische 3-2-2-3 (3-2-5)-Formationen sind nicht unüblich. Die Dreierkette könnte auch mit einem Außenverteidiger gebildet werden, der anstatt eines defensiven Mittelfeldspielers in das Zentrum dazu rückt. Die Hauptidee hinter diesen Strukturen ist es, einen numerischen Vorteil im Aufbau zu schaffen, um den Ball sicher laufen zu lassen und Fehler in der Nähe des Strafraums zu vermeiden.
Nach dem Aufbau vor allem gegen tiefe gegnerische Blöcke könnten die Bayern ein 2-3-5 spielen, an das sich die Mannschaft bereits gewöhnt hat und bei dem entweder die Flügelspieler oder die Außenverteidiger für absolute Breite sorgen, um die Halbräume zu öffnen, in denen sich Spieler wie Musiala oder Sané entfalten können. Numerische Vorteile im Mittelfeld könnten der Mannschaft auch helfen, den Ballbesitz zu halten. Natürlich könnten aber diese Formationen die beiden Innenverteidiger für Konterangriffe anfällig machen, da es hinter der Abwehrreihe große Lücken gibt, die bei Ballverlusten leicht ausgenutzt werden können.
Das 3-2-2-3 (oder 3-2-5) kann eine ausgewogenere Alternative zum 2-3-5 sein und war Kompanys bevorzugte Formation in der Ballbesitz-und Angriffsphase, die der Hauptformation von Man City in den letzten beiden Spielzeiten sehr ähnlich ist. Auch hier ist die Einseitigkeit nicht ungewöhnlich, aber ein konventionellerer Ansatz (mit Flügelspielern, die für Breite sorgen) ist in seinem System ebenfalls üblich. Wenn Davies und Kimmich weiterhin die Stamm-Außenverteidiger sind, wäre diese Formation nicht überraschend.
Wenn Bayern zwei Stürmer oder zwei falsche 9er im Angriff einsetzt, wird in dieser Saison wahrscheinlich ein 4-2-4 zum Einsatz kommen, das gegen niedrige Blöcke unweigerlich zu einem 2-4-4 wird. Diese Formation ist weniger kompliziert als die anderen und könnte sich als nützlich erweisen, wenn sich das Team an Kompany gewöhnt hat. Auch wenn Müller nicht in der Startelf stehen wird, wird er sicherlich genügend Einsatzminuten bekommen und könnte sich in dieser Formation neben Kane oder direkt hinter ihm in einer traditionellen Rolle als abkippender Stürmer auszeichnen.
Die riskanteste Formation der Bayern könnte das 3-1-4-2 / 3-1-5-1 sein. Das hat man in dieser Saison im Rückspiel gegen Lazio gesehen. Diese Formation könnte gegen schwächere Mannschaften eingesetzt werden, die nicht besonders schnell oder gut im Kontern sind, oder in Situationen, in denen ein Tor dringend benötigt wird. Aber natürlich birgt ein Angriff mit 7 Spielern das Risiko, die Abwehrreihe bei jedem Ballverlust zu gefährden.
Fazit
Seine Mannschaften in Anderlecht und Burnley spielten einen auf Ballbesitz basierenden Angriffsfußball, der bei den Fans gut ankam. Seine Herangehensweise ist offensiv, aber auch ausgewogen, etwas, das Bayern dringend braucht. Als Mensch soll er sehr souverän sein, aber auch ein vertrauenswürdiger Trainer, der viel Wert auf den Zusammenhalt der Mannschaft legt. In Burnley, als seine Mannschaft gegen Mannschaften mit ähnlichem Niveau spielte, schlug er sich recht gut. Kompany versuchte, in der Premier League genauso zu spielen wie in der Meisterschaftssaison zuvor. Als das nicht gelang, änderte er seinen Spielansatz auch nicht. Dies könnte heißen, dass er sich entweder einer Philosophie verschrieben hat oder dass der Probleme hat, sich anzupassen und gleichzeitig zu stur ist, etwas anzupassen. Vincent Kompanys Ernennung zum Trainer des FC Bayern München markiert den Beginn einer aufregenden neuen Ära für den deutschen Rekordmeister.
Mit seiner fundierten taktischen Ausbildung und den wertvollen Erfahrungen, die er unter einigen der besten Trainer der Welt gesammelt hat, bringt Kompany eine einzigartige Mischung aus defensiver Stabilität und offensiver Kreativität mit. Seine bisherigen Trainerstationen bei Anderlecht und Burnley haben gezeigt, dass er in der Lage ist, Teams zu entwickeln, junge Talente zu fördern und eine klare Spielphilosophie zu implementieren.
Die Bayern-Fans können sich auf eine spannende Zeit freuen, in der sie möglicherweise eine neue taktische Ausrichtung erleben werden. Kompanys Fokus auf Ballbesitz, schnelles Umschaltspiel und defensive Disziplin könnte dem Team zusätzliche Stabilität und Flexibilität verleihen. Ob es ihm gelingt, seine Ideen auf das Spitzenniveau der Bundesliga und der Champions League zu übertragen, wird sich zeigen. Eines ist jedoch sicher: Mit Vincent Kompany steht Bayern München vor einer vielversprechenden und möglicherweise sehr erfolgreichen Zukunft.
Autor: Marius Thomas / Redaktion: Goetz & Media | Sport