Schnelligkeitstraining für Fußballer – mit 12 hilfreichen Praxistipps
Das Thema Schnelligkeit ist im Fußball bzw. im Fußballtraining omnipräsent. Jedem ist klar, es ist essentiell, nur ist oft unklar – was ist Schnelligkeit genau, wie trainiere ich sie und was ist der Unterschied zum Schnelligkeitstraining für Fußballer?
Wir möchten dir einige Definitionen der Schnelligkeit vorstellen:
- Schnelligkeit ist im Bezug auf sportliche Bewegungen die Fähigkeit, auf einen Reiz bzw. ein Signal schnellstmöglich zu reagieren und Bewegungen, auch gegen Widerstand, mit höchster Geschwindigkeit durchzuführen (Dietrich Martin).
- Bisanz/Gerisch verwenden in ihren Definitionen die Begriffe „optimales Tempo“ und „optimal schnelle Ausführung“.
- Die Fähigkeit unter ermüdungsfreien Bedingungen in maximal kurzer Zeit motorisch zu reagieren und / oder zu agieren (Hohamm, Lames, Letzelter – 2002).
- konditionell-koordinativ determinierte Leistungs-voraussetzung, auf Reize / Signale in kürzester Zeit zu reagieren und / oder zyklisch oder azyklische Bewegungen bei geringeren Widerständen mit höchstmöglicher Geschwindigkeit auszuführen (Steinhöfer – 2003)
Spieler, welche über eine überdurchschnittliche Schnelligkeit verfügen und dazu noch mit dem Ball umgehen können, sind sehr begehrt. Egal, ob auf der Stürmerposition oder auf der Außen spielst.
Im modernen Fußball sind auch die Innenverteidiger, vor allem wenn der Trainer Gegenpressing spielen lässt, ebenfalls bevorteilt, wenn sie schnell sind.
Giederung der Schnelligkeit in seine Teilbereiche:
- Reaktionsschnelligkeit
Reaktionsschnelligkeit ist die Fähigkeit auf einen Reiz bzw. ein Signal möglichst schnell zu reagieren. Man versteht darunter die Zeit zwischen der Aufnahme des Reizes bis zur Bewegungsumsetzung. Im Fußball ist darunter eine schnelle Reaktion auf überraschende Aktionen von Ball, Gegner und Mitspieler zu verstehen.
- Bewegungsschnelligkeit
Bewegungsschnelligkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen mit höchster Geschwindigkeit auszuführen. Im Fußball bedeutet dies in Höchstgeschwindigkeit Aktionen mit und ohne Ball auszuführen.
- Wahrnehmungs- und Entscheidungsschnelligkeit
Unter Wahrnehmungsschnelligkeit wird die Fähigkeit verstanden, in kürzester Zeit aus einer Fülle von Informationen die Handlungsrelevanten herauszufiltern. Die Entscheidungsschnelligkeit bedeutet wiederum sich in kürzester Zeit aus einer Vielzahl von Möglichkeiten für die effektivste Handlung zu entscheiden.
- Antizipationsschnelligkeit.
Mit einer guten Antizipationsfähigkeit sind Sportler in der Lage sich auf der Grundlage von Erfahrungswissen und aktuellen Informationen auf Situationen und Anforderungen (bspw. die Ballbewegungen, sowie Aktionen des Mitspielers/Gegners und die Spielentwicklung) vorausblickend einzustellen und adäquate Handlungsprogramme abzurufen.
- Schnellkraft
Schnellkraft ist die Fähigkeit, einen möglichst großen Kraftstoß innerhalb einer zur Verfügung stehenden Zeit zu entfalten bzw. Widerstände (Sportgerät, eigenes Körpergewicht) mit hoher Kontraktionsgeschwindigkeit zu überwinden.
- Schnelligkeitsausdauer
Die Schnelligkeitsausdauer, auch „Stehvermögen“ genannt, wird als Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Organismus bei submaximaler bis maximaler Belastung in bestimmter Zeitdauer unter Eingehen einer Sauerstoffschuld (anaerob) definiert.
- Handlungsschnelligkeit
Handlungsschnelligkeit ist die Fähigkeit, unter Einbeziehung seiner technisch-taktischen und konditionellen Mitteln schnellstmöglich zu handeln.
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Leitlinien für das Schnelligkeitstraining im Fußball
- Schnelligkeit zu Beginn einer Trainingseinheit nach gründlichem Aufwärmen und „Movement Preps“
- Schnelligkeit nur im ermüdungsfreien Zustand, mit maximaler Intensität und Willenskraft durchführen.
- Vollständige und aktive Erholungspausen zwischen den einzelnen Belastungen einlegen, Puls unter 100 oder pro 10 Meter Sprint eine Minute Pause.
- Kurze Antritte über 5-30 Meter sind im Fußballsport vorherrschend, Schnelligkeit daher schwerpunktmäßig zur Schulung der Beschleunigungsfähigkeit.
- Schnelligkeit zur Schulung der Grundschnelligkeit (maximal erreichbarer Geschwindigkeit) kann ergänzend durchaus sinnvoll sein.
- Im Wettkampf sind häufig Richtungsänderungen, Abbremsbewegungen, bzw. wiederholtes Antreten zu beobachten. Schnelligkeit sollte daher nicht ausschließlich als „Geradeauslaufen“ erfolgen.
- Antritte und Sprints auf optische Signale kommen im Spiel wesentlich häufiger vor als Starts auf akustische Reize. Deswegen sollte zur Schulung des Reaktionsvermögens im Training hauptsächlich mit optischen Signalen gearbeitet werden.
Empfehlungen aus der Praxis des Schnelligkeitstrainings:
- nicht zu häufiges Schnelligkeitsausdauertraining (1mal alle 2 Wochen)
- fußballspezifisch Schnelligkeitsausdauer trainieren, hier kann auch das Training der Lauftechnik von Bedeutung sein
- ausreichende Pausen einbauen
- laktazid= Hochintensive (submaximale), andauernde Belastung (Verbesserung der Schnelligkeitsausdauer)
- alaktazid=Belastung mit höchster Intensität aber kurzer Dauer mit langer Erholungsphase (Schnelligkeitszuwachs)
Übung zum Fußball-Schnelligkeitstraining
Trainingshilfen
6 Slalomstangen
6 Minihürden
1 Fußball
2 Muldenhauben
Organisation
Die Hürden in einem Abstand von 1 m aufstellen. Jeweils im Zwischenraum wird eine Slalomstange wechselseitig seitlich etwa 2 m aufgestellt.
Übungsablauf
Vor und hinter dem Aufbau befindet sich eine Muldenhaube als Start- und Zielmarkierung. Der Spieler springt über die Hürden im Schlusssprung und sprintet dann so schnell wie möglich um die Slalomstange zurück zur nächsten Hürde. Dieser Ablauf wird bis zur 2. Muldenhaube durchgeführt.
Variation
Die Slalomstangen werden nur kurz angetippt und nicht umlaufen.
Ein Widerstandsband unterhalb der Knie anlegen.
Die Sprünge einbeinig durchführen.
Coaching-Tipps
Die Höhe der Hürden an das Niveau der Spieler anpassen.
Die Slalomstangen sind eng zu umlaufen.