Union-Taktik: Power-Zentrum durch 3-5-2
Seit dem Aufstieg Union Berlins in die 1. Fußballbundesliga im Jahr 2019 haben sich die Eisernen ohne Probleme in der Bundesliga etabliert. Die Premierensaison wurde auf einem stabilen 11. Platz beendet und somit der Klassenerhalt gesichert. Wer nun erwartete, dass es im zweiten Jahr schwerer werden würde, sollte sich täuschen.
Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer konnte nicht nur die Position halten, sondern sich sogar für die UEFA Conference League qualifizieren, indem sie die Saison auf Rang 7 abschloss. Es folgten ein fünfter Platz und die Qualifikation für die UEFA Europa League in der Saison 2021/2022 und in der aktuellen Saison grüßt man nach 10 Spieltagen von der Tabellenspitze.
Stark dank einer starken Defensive
Die Offensive war auf dieser Reise eher stiller Begleiter. 41, 50 und 50 Saisontore für die ganze Mannschaft sprechen nicht gerade von Offensivspektakel. Das Prunkstück und der Erfolgsgarant ist hingegen die verlässliche Defensive. Nach 58 Gegentoren in der Debütsaison konnten diese auf 43, respektive 44 reduziert werden. Aktuell stellt man mit nur 6 Gegentoren die beste Defensive der Liga.
Wie verteidigt Union?
Im 3-5-2-System der Berliner ist das Zentrum stark besetzt. Drei Verteidiger, drei zentrale Mittelfeldspieler und auch die zwei defensiv mitarbeitenden Stürmer verdichten das Zentrum so stark, dass die Gegner auf die Flügel gezwungen werden oder es mit Fernschüssen versuchen.
Hier befinden sich acht Berliner hinter dem Ball und das Zentrum ist so kompakt besetzt, dass der Dortmunder Bellingham keinen einfachen Schuss nehmen kann. Er versucht es aus der Distanz.
Dadurch, dass gleich mehrere Spieler Druck auf Bellingham ausüben, gelingt ihm nur ein unsauberer Schuss, den Rönnow problemlos hält.
Pressing zwingt den Gegner zu Fehlern
Die Berliner Defensive beginnt nicht erst am eigenen Strafraum. Schon die gegnerische Abwehrkette wird konstant unter Druck gesetzt, um den Spielaufbau bereits im Keim zu ersticken und von der eigenen Kopfballstärke bei dann lang geschlagenen Bällen zu profitieren. Im Idealfall gelingt es aber schon, weit vorne den Ball zu erobern und dann schnell und schnörkellos zum Gegenangriff überzugehen.
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Steter Druck höhlt das Selbstvertrauen
Im Spiel gegen Borussia Dortmund ließen die Berliner ihnen kaum einmal Luft zum Atmen. Immer wieder verschieben sie viele Spieler in Ballnähe und gehen entschlossen in die Zweikämpfe. Die folgende Spielszene steht beispielhaft dafür:
Schlotterbeck geht dem hohen Ball zum Kopfball entgegen und wird sofort von drei Mann angelaufen.
Er köpft ihn zu Guerreiro, der bereits während der Ball noch unterwegs ist von Jordan angelaufen wird.
Jordan setzt Guerreiro bei der Ballannahme so sehr unter Druck, dass dieser den Ball nicht kontrollieren kann und der Ball in Richtung Özcan abprallt.
Nun ist Trimmel entschlossen zur Stelle. Er erreicht den Ball vor Özcan und spielt ihn direkt hoch in die Spitze, wo bereits zwei Berliner in Position sind.
Diese gehen nun in das Zwei gegen Eins mit Schlotterbeck.
Schlotterbeck ist zwar wieder zuerst am Ball, kann ihn aber nur grob in Richtung von Guerreiro köpfen.
Der unerbittliche Jordan und Guerreiro sprinten beide in Richtung Ball.
Die Berliner rücken entschieden nach und verhindern ein sofortiges Abspiel ins Zentrum. Guerreiro wird zu einem Rückpass zum Torhüter gezwungen.
Haberer läuft Kobel an. Der Dortmunder Torhüter rutscht weg und verliert die Kontrolle über seinen Körper und den Ball.
Haberer reagiert als Erster. Er schnappt sich den Ball und schiebt ihn ohne Gegenwehr zum 1:0 ins Tor.
Mit eiserner Disziplin zu neuen Höhen?
Gelingt es Union Berlin auf diese Weise, in dieser Saison den nächsten Schritt in die Top Vier zu machen? Das hängt davon ab, wie sie mit tief stehenden Gegnern umgehen. Bislang erlaubten ihnen frühe Führungstreffer, sich auf die Defensive zu konzentrieren und mit schnellen Gegenstößen in aussichtsreiche Abschlusssituationen zu gelangen.
Gelingt ihnen das nicht und sind sie gezwungen, selbst das Spiel zu gestalten, stellt sie das vor Probleme. Aber es gibt ja noch Standardsituationen – und die Eisernen sind nicht die Kleinsten.
Trainingsübung – Verteidigen in der 3er-Kette
Spielverlagerung aus dem 4 gegen 2 über den Innenverteidiger mit Feldwechsel
Trainingshilfen
11 Markierungsteller (8 und 3 in einer Farbe)
ausreichend Bälle
2 Leibchen
Organisation
2 Vierecke (8×8 Meter) abstecken. Das markierte Dreieck ist 10 Meter davon entfernt. Die Spieler gemäß der Abbildung positionieren.
Übungsablauf
Gespielt wird ein 4 gegen 2 auf Ballhalten. Nach einer vorgegebenen Anzahl von Zuspielen wird das markierte Feld über den Innenverteidiger – Spieler Rot C – gewechselt. Der Anspieler – Spieler Rot B – wechselt ebenfalls das Feld und stellt erneut ein 4 gegen 2 her. Bei Balleroberung wechselt die Aufgabe für den Fehlpassspieler.
Wertungen:
Bei erfolgreichen Ballwechsel 1 Punkt.
Bei Balleroberung 1 Punkt.
Variationen
Kontaktbegrenzung
Zuspielbegrenzung
Exakte Anzahl der Zuspiele festlegen vor dem Feldwechsel.
Zeitvorgabe bis zum Feldwechsel
Zeitbegrenzung (Zuspiele müssen in dieser Zeit erfolgt sein) zum Feldwechsel.
Coaching-Tipps
Vorbereiten des Feldwechsels.
Passgenauigkeit – richtigen Fuß anspielen.
Alle Spieler müssen stets aktiv sein und neue Anspielstationen schaffen.
Diese Einheit ist eine Übungssequenz aus der Trainingsserie „3er-Kette erfolgreich trainieren“ und kann hier erworben werden.