Dortmund zeigt Bayern die Grenzen auf
Als die Münchner den BVB im Supercup 2012 bezwangen, jubelten sie ausgelassen und feierten den lang erwarteten Sieg über den Rivalen. Nach dem 2:4 in Dortmund am Samstag hängten Spieler und Trainer die Bedeutung des Spiels sehr tief. Zu tief?
Vermutlich eine normale Reaktion; ebenso hatten die Dortmunder vor Jahresfrist reagiert. Doch Klopp & Co. haben die Begegnung 2013 auch nicht halb so hoch gehängt wie die Bayern vor einem Jahr. Aus den Aussagen von Lahm, Müller und Konsorten nach dem Schlusspfiff in Dortmund sprach Enttäuschung, aber es schwang noch etwas anderes mit. Möglich, dass es die Befürchtung war, den BVB trotz des Abwerbens von Mario Götze vielleicht doch nicht entscheidend geschwächt zu haben.
Denn auch ohne den Nationalspieler – der dem Meister von 2011 und 2012 schon in den letzten Spielen der vergangenen Saison gefehlt hat – zogen die Dortmunder ihr berüchtigtes Spiel auf, das den Gegner tief in dessen Hälfte unter Druck setzt und Fehler erzwingt. Und das zu Chancen führt – wenn nach dem Ballgewinn entsprechend umgeschaltet wird. Das gelang den Dortmundern über 90 Minuten zwar nicht vollständig, aber in einigen Phasen des Spiels kamen die Münchner kaum aus der eigenen Hälfte heraus. Gegen das Mittelfeldpressing von Gündogan, Bender, Reus, Kuba und Sahin waren Müller und Kroos sowie insbesondere der hochgelobte Neuzugang Thiago oft überfordert. So kam der BVB immer wieder zu gefährlichen Abschlüssen – und zu seinen Toren.
Bayern fehlt der Plan B
Auch die Gäste hatten natürlich starke Phasen und einige Torchancen, unter dem Strich holte sich das Heimteam den Supercup aber verdient. Die Stärke der Münchner an diesem Abend war zumeist von jener Art, den Ball zu besitzen, aber ohne viel daraus zu machen. Dortmund musste meist nur geschickt verschieben, um den Bayern die Räume zu nehmen. Zudem funktionierte die Staffelung der schwarz-gelben Mannschaftsblöcke auf hohem Niveau. Der ansonsten unauffällige Sahin hielt die Verbindung zwischen der Viererkette und dem Mittelfeld, Bender stopfte mittig, links und rechts Löcher. Nach der Pause – die Bayern zogen Robben vom rechten Flügel ab, was die Mannschaft gefährlicher machte – war manchmal mehr Platz, doch der kam dem Dortmunder Umschaltspiel mindestens genauso entgegen.
Den Münchnern fehlt in punkto Passgenauigkeit noch ein gutes Stück zur Vorjahresform, die Borussia scheint hier deutlich weiter. Zudem hat Guardiola offenbar noch keinen taktischen Plan B in der Tasche für den Fall, dass die Mannschaft an Grenzen stößt (was sie wohl gar nicht mehr kennt). Interessant war aber auch, dass die beiden Tore durch Robben nicht dem bevorzugten Kurzpassmuster des Katalanen entsprangen, sondern jeweils nach einer langen Hereingabe von der rechten Außenlinie. Und dennoch: überbewerten sollte man das Spiel nicht. Aber es ist womöglich ein Hinweis darauf, dass die kommende Saison spannender wird als befürchtet.