Pokalsensation in Leutzsch! Taktische Umstellung zeigt Wirkung.

Für den Zweitligisten SSV Jahn Regensburg hat auch der diesjährige DFB-Pokal ein schnelles Ende. Die Mannschaft von Trainer Achim Beierlorzer unterlag völlig überraschend beim Leipziger Traditionsverein BSG Chemie Leipzig mit 2:1 (0:1). Für Regensburg war es bei den letzten neun Teilnahmen bereits das achte Erstrunden-Aus.

Spielsysteme beider Mannschaften

Bei den Leipzigern, die mit einem klassischen 4-2-3-1 System und nicht wie aus der Oberliga gewohnt mit einem 4-4-2 System spielten, rückten Lars Schmidt und Böttger für Wendt und Berger in die Startformation. Die Systemumstellung sollte ein kompaktes Zentrum bewirken und somit wollte Chemie kompakt im Block verschieben, da das Regensburger Spiel von vielen schnellen Seitenverlagerungen geprägt ist.

Die Regensburger wurden von ihrem Coach nach der Niederlage in Paderborn gleich auf fünf Positionen umgestellt. Weis spielte für Stammtorhüter Pentke, Nandzik, Stolze, Nietfeld, und Derstroff spielten für Föhrenbach, Lais, George und Adamyan von Beginn an. Sie begannen offensiv im 4-4-2 System mit der Doppelsturmspitze Vrenezi und Captain Grüttner, zwei spielstarke Stürmer, die durch ihre individuelle Klasse schnell einen Unterschied ausmachen sollten. Gegen den Ball spielte Regensburg ein 4-2-3-1 mit einem Stürmer, der nach außen lenkte.

Leipziger heben Viererkette auf und agieren mit Diagonalbällen

Die Leipziger waren durch die Pokalteilnahme sichtlich motiviert und konnten bereits in der 5. Minute die erste gute Möglichkeit für sich verbuchen, als Bury mit einem Flachschuss am Regensburger Schlussmann scheiterte. Nahezu zeigte sich immer dasselbe Spielmuster in der Leutzscher Hälfte. Die Leipziger Viererkette wurde aufgehoben, die Außenverteidiger schoben hoch und ein 6er bildete den Zentrumspieler der Dreierkette.

Der Torhüter spielte seinen rechten Innenverteidiger an, dieser dribbelte an und wartete, bis Regensburg so weit einschob, dass er einen Diagonalball auf die linke Seite schlug, wo durch den hochgeschobenen linken Außenverteidiger kurzzeitig Überzahl herrschte. Diese Diagonalbälle wurden bewusst geschlagen, da der Regensburger Stürmer Grüttner nach außen lenkte, die Jahn Elf wollte bewusst den Ball in der gegnerischen Hälfte erobern und anschließend schnell umschalten.

Flanke auf den 2. Pfosten bringt Führungstreffer

In der Anfangsviertelstunde sahen die Zuschauer ein nahezu ausgeglichenes Spiel, bis der SSV in der 20. Minute nach Flanke durch den in der Startaufstellung neuen Derstroff in Führung ging. Vorausgegangen war ein zu kurz geklärter Ball der Leipziger, die dann auch nicht alle im schnellsten Tempo rausrücken. Die Regensburger flankten auf den zweiten Pfosten, alle Chemie Verteidiger konzentrierten sich auf den Zielspieler Grüttner und Derstroff schloss am zweiten Pfosten ungedeckt aufs Tor ab.

Danach hatte Regensburg mehr Spielanteile, da die Jahn-Elf vorne noch aggressiver anlief, Chemie sich mit langen auf die außen befreien konnte und man ging nur noch auf die zweiten Bälle. Allerdings waren zwingende Abschlussmöglichkeiten auf beiden Seiten kaum vorhanden.

Seitenverlagerungen dankbar für tiefstehende Leipziger Viererkette

Nach der Halbzeitpause kamen die Leipziger deutlich besser ins Spiel, spielten mutiger nach vorne und waren in ihren Aktionen zwingender als zu Beginn des Spiels. Regensburg spielte auch in der zweiten Spielhälfte hohe Seitenverlagerungen durch Diagonalbälle und versuchte durch gezielte Flanken den zweiten Treffer zu erzielen. Diese Flanken waren dankbar für die tiefstehende Chemie Viererkette zu verteidigen.

Leipzig stellt auf 4-4-2 um

Da Regensburg allmählich nur noch das Ergebnis verwaltete, wechselte Leipzigs Trainer Demuth doppelt und stellte das System in das klassische 4-4-2 um. Und das zeigte Wirkung.

So war es der eingewechselte Wendt, der in der 69. Minute den Ball durch die Beine von Weis zum Ausgleich schob. Zwei einfache Pässe reichten, um gleich alle Zentrumspieler + die beiden Innenverteidiger der Regensburger zu überspielen. Wendt startete im richtigen Moment in die Schnittstelle, hing seinen Gegenspieler ab und erzielte den Ausgleichstreffer. Dies gab den Leipzigern die zweite Luft und es entwickelte sich ein echter Pokalfight.

Chemie Leipzig erzwingt Siegtreffer

Nach einem Konter, über den starken Bury hatte Druschky den Führungstreffer auf dem Fuß, doch Schlussmann Weis parierte reaktionsschnell.
Auf der anderen Seite hatten die Grün-Weißen Glück, als der Regensburger Geipl mit seinem fulminanten Schuss am Pfosten scheiterte.

Es schien alles auf die Verlängerung hinauszulaufen, bis Druschky in der Nachspielzeit nach geschlagenem langem Ball und der Kopfballverlängerung von Bury, den Ball aus beachtlicher Distanz ins Regensburger Gehäuse schoss und den Alfred-Kunze-Sportpark in Ekstase versetzte.

Somit war die Pokalsensation perfekt und die BSG Chemie Leipzig zieht nicht unverdient mit einem 2:1 (0:1) in die zweite Hauptrunde des DFB-Pokals ein.

von Marcus Urban