Damals! EM-Finale 2009: Die „Goldene Generation“ schlägt England 4:0 mit gleichem Spielsystem

Taktikreport Fußball-Klassiker: U21 EM-Finale 2009 – Deutschland gegen England
Die Goldene Generation: 6 von 23 Spielern werden 5 Jahre später Weltmeister.

Die U21 Europameisterschaft, welche in Schweden ausgetragen wurde, aus dem Jahre 2009 wird aus deutscher Sicht gern als die Geburtsstunde der „Goldenen Generation“ bezeichnet. Doch wie spielte die Goldene Generation damals im Finale gegen England und vor allem, was machen die Finalisten von damals heute. Sind diese ihrer Bezeichnung gerecht geworden?

Beide im 4-1-4-1, aber Deutschland erfolgreicher

Sowohl England als auch Deutschland spielten in einer 4-1-4-1 Grundordnung. Es wird jedoch sehr gut deutlich, dass man trotz gleicher Grundordnung unterschiedliche Spielideen verfolgen kann.

Die Engländer spielten ihren Positionsangriff meist mit der 4er-Kette im Spielaufbau, wobei sich ihr Sechser zwischen die Angriffs-& Mittelfeldkette des Gegners bewegte, um dann aufzudrehen und auf die Ketten des Gegners zu spielen. Es wurde versucht sich sowohl durch das Zentrum zu kombinieren als auch die Durchbrüche über die Flügelspieler zu schaffen.

Hierbei war James Millner auf der rechten Seite sehr auffällig und suchte vermehrt die 1 gegen 1-Situationen gegen den gegnerischen Außenverteidiger.

Im schnellen Umschalten von Defensive auf Offensive wurde vor allem Theo Wallcott im Sturm mit vertikalen Pässen als Zielspieler gesucht, was eine große offensive Gefahr ausmachte. Eine weitere offensive Stärke der Engländer waren Standardsituationen. Hierbei wurden oft versucht, die Freistöße auf den zweiten Pfosten zu schlagen, wo dann die Bälle in das Zentrum zurückgelegt werden sollten. Dieses Angriffsmittel wurde jedoch vom Gegner vor dem Spiel gut ausgemacht, wodurch dies kaum die gewünschte Gefahr ausstrahlte.

Mit einem temporären 4-4-2 und defensiver Disziplin zum EM-Titel

Das Spiel der deutschen Mannschaft wurde durch eine konstante defensive Disziplin geprägt. Gegen den Ball verschoben die Deutschen ballorientiert, wobei sie zu meist mit allen Spielern hinter dem Ball standen, wenn der Gegner im Positionsangriff war. Sandro Wagner lief die Innenverteidiger des Gegners als Stürmer immer wieder an und störte diese somit im Spielaufbau.

Der sich durch das Anlaufen diametral dahinter öffnende Raum, als der Raum im Rücken des Stürmers, wurde von Sami Khedira zugelaufen, der immer wieder aus der Mittelfeld-4er-Kette heraustrat. So änderte sich das Defensivsystem temporär minimal in ein 4-4-2, wobei sich Castro neben Hummels auf die Doppelsechs fallen ließ, um das Zentrum kompakt zu schließen.

In der Defensivarbeit war vor allem Mats Hummels, der auf der Sechserposition vor der Abwehrkette spielte, am auffälligsten. Neben seinem guten Zweikampfverhalten und einem guten Timing bei Tacklings, strahlte er ebenso eine enorme Ruhe am Ball aus, sobald er durch den Gegner druckvoll angelaufen wurde. Auch in diesen Situationen gelang es ihm die unter Druck gespielten Pässe beim Mitspieler anzubringen.

Ein 2-dimensionales Flachpassspiel mit vertikalem Raumgewinn

Die offensive Spielidee war das Flachpassspiel, wobei dieses 2-dimensonal gespielt werden sollte. Das bedeutet, dass es immer das Ziel war die Breite des Spielfeldes zu nutzen und den Positionsangriff schnell über das Zentrum zu verlagern. Wobei die horizontalen Pässe auch zu einem vertikalen Raumgewinn führen sollten.

Vor allem aber in der Anfangsphase, spielten die Innenverteidiger im Spielaufbau oftmals hohe Bälle auf den Stürmer oder auf die Außenmittelfeldspieler und überbrückten somit das Mittelfeld. Was jedoch Trainer Horst Hrubesch nicht gefiel und mit seinen laut starken Anweisungen auf das Flachpassspiel verwies. Eine weitere Schwäche des deutschen Offensivspiels der Anfangsphase war die Fehlerquote.

Immer wieder kam es zu Ballverlusten und Fehlpässen durch ein ungenaues, unkonzentriertes Passspiel, was die Generierung von Chancen erschwerte.

Typisch Özil! Spielverlagerndes Tempodribbling und „tödlicher“ Schnittstellenpass

In der zweiten Halbzeit erzielte die deutsche Mannschaft durch einen Ballgewinn in der eigenen Hälfte durch schnell, zielstrebig vorgetragenen Konter zwei Tore. Für diese Torerfolge ist die Defensivarbeit der Mannschaft fundamental gewesen.

Der Werdegang des U21 Kaders von 2009

Fazit:

Das deutsche U21-Team gewinnt durch eine starken Defensivleistung, welche mit zielstrebigem Umschaltspiel vervollständigt wurde. Das Spiel endet mit 4:0 für Deutschland.

Sechser Spieler aus dem Kader von 2009 sind in Brasilien 2014 mit der A-Nationalmannschaft Weltmeister geworden. 4 Spieler haben Länderspiele für A-Nationalmannschaft anderer Nationen absolviert und bei weiteren 6 Spielern kam es zu keinem A-Nationalteameinsatz.