Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach – Spielsystem Analyse, 31.10. 2015

„Gladbach schneller, reifer und variabler“.

Borussia Mönchengladbach, aktuell zusammen mit den Bayern und Borussia Dortmund die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga, hat der Berliner Hertha beim 4:1-Auswärtssieg am 11. Bundesliga-Spieltag die Grenzen aufgezeigt.
Letztendlich wirkten die Fohlen auf dem Platz einfach deutlich reifer als die Hertha, das Ergebnis war am Ende folgerichtig.

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Formation:

Hertha BSC (4-5-1): Jarstein; Plattenhardt – Lustenberger – Langkamp – Weiser; Darida – Skjelbred; Stocker – Cigerci – Haraguchi; Kalou.

Borussia Mönchengladbach (4-4-2): Sommer; Wendt – Dominguez – Christensen – Nordtveit; Xhaka – Dahoud; Johnson – Traoré; Stindl – Raffael.

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Hertha begann im gewohnten 4-5-1-System

Die beiden Sechser, Skjelbred und Darida, interpretierten ihre Rollen aber vollkommen unterschiedlich.
Skjelbred übernahm eindeutig den defensiveren Part, sollte dem gestalterischen Darida den Rücken freihalten. Das misslang aber völlig, da Skjelbred sich genau wie seine Mitspieler vor allem in der ersten Halbzeit einige Abspielfehler leistete. Etwas überraschend war die Startelf-Nominierung von Cigerci. Der Ex-Gladbacher war vollkommen überfordert, verblasste total. Gegen die einmal mehr starke Gladbacher Zentrale – vor allem Xhaka auf der „Sechs“ überzeugte – bekam er keinen Stich.
Aus der Zentrale versprühten die Herthaner keinerlei Gefahr, gefährlich wurde es in Durchgang eins nur nach Flanken auf Stoßstürmer Kalou, der per Kopf zwei Mal an VfL-Keeper Sommer scheiterte.

Die Borussen spielten im gewohnten 4-4-2

– mit zwei laufstarken Außen (Johnson, Traoré). Nachdem die erste Viertelstunde noch ausgeglichen verlief und sich beide Mannschaften eher abtasteten, brachten die Gladbacher ihre Pressingmaschine mehr und mehr in Schwung.
Die Hertha setzte vollends auf Konter. Das wurde schnell deutlich, schließlich ließen sie die Gladbacher in ihrem Aufbauspiel gewähren. Erst kurz hinter der Mittellinie schoben die Hausherren in Richtung Ball. Bis dahin konnten die Zentral-Paare Dominguez/Christensen und Xhaka/Dahoud fast ohne Gegenwehr in Richtung des mittleren Drittels marschieren.

Die Fohlen überzeugten mit einer starken 85-Prozent-Passquote und brachten, das war das Entscheidende, die Bälle im letzten Drittel fast ausnahmslos an den Mann. Paradebeispiel: Der Pass von Xhaka auf Johnson, woraus Sekunden später das 0:1 durch Wendt entstand. Das dieser Pass über knapp 25 Meter maßgenau den am Elfmeterpunkt postierten Johnson erreichte, verdeutlichte die Handlungsschnelligkeit der Gladbacher an diesem Tag.

Zwei Minuten später leisteten sich die Herthaner in Person von Skjelbred einen folgenschweren Fehlpass, woraus das 0:2 durch Raffael resultierte. Dieser Lapsus war letztlich ein Produkt des Gladbacher Pressings. Skjelbred fand im mittleren Drittel keine Anspielstation, wählte daher die vermeintlich sichere Variante des Rückpasses auf die Verteidigungslinie.

Nach dem 0:2 gestaltete sich die Partie ausgeglichener, was daran lag, dass die Gladbacher eine Ruhepause nahmen, während die Hertha mit eigenem Ballbesitz nichts anzufangen wusste.

Kurz nach Wiederanpfiff entschieden die Gäste die Partie per Elfmeter. Auch hier hatten die Hausherren im Aufbauspiel den Ball hergegeben. Das 0:3 änderte nicht viel am taktischen Geschehen, die Hauptstädter hatten sich aber noch nicht aufgegeben.

Taktische Änderung auf ein früheres Pressing

Mit Beginn des zweiten Abschnitts attackierten die Dardái-Schützlinge bereits früher ihre Kontrahenten. In der Konsequenz wurden vor allem Xhaka und Dahoud stärker unter Druck gesetzt, was besonders in den letzten 30 Minuten auch zu einigen Chancen führte.
Das 1:3 durch den eingewechselten Baumjohann, der mit seiner Spritzigkeit das Berliner Spiel merklich belebte, kam letztendlich aber etwas zu spät, auch wenn es fast noch einmal richtig spannend geworden wäre, doch Baumjohann verzog bei seinem Schuss von der linken Strafraumkante knapp.
Nordtveit erzielte in der Nachspielzeit sogar noch den vierten Gladbacher Treffer.

Fazit:
Gladbach war die taktisch reifere Mannschaft. Zudem war das Schubert-Team sehr variabel. Die taktische Anpassung Dardáis zur Pause – früher angreifen und Druck auf den Ball führenden Spieler machen – hatte fast keinen Effekt, da sich die Fohlen auf die neuen Gegebenheiten direkt einstellten und auch unter Druck (v. a. Xhaka) immer wieder Lösungen fanden.
Beide Mannschaften machten erneut viele Meter, spulten insgesamt jeweils fast 120 Kilometer ab. Trotzdem war Gladbach die schnellere Mannschaft. Gerade die beiden Außenverteidiger Nordtveit/Wendt wurden immer wieder vorne gefährlich.

Plattenhardt und Weiser dagegen tauchten offensiv fast gänzlich ab. Einzig „Platte“ versuchte sich in der Schlussphase an ein paar Flanken von außen.

Autor: Kevin Schulte