Die SpoWi-Ecke: Aufwärmen und Sprintleistung?
Wie wirkt sich bestimmtes Aufwärmverhalten auf die schnellkräftigen Leistungsaspekte im späteren Spiel aus? Das obligatorische Einlaufen mit Lauf-Schule gehört wohl für viele Akteure fest dazu. Während sich dann viele Spieler vor Spielbeginn jedoch ausgiebig dehnen setzt die neuere sportmedizinische Schule vermehrt auf Schwunggymnastik oder setzt Dehnung komplett auf die schwarze Liste.
Argumentiert wird hier oftmals mit dem Muskeltonus, also der Spannkraft der Muskulatur – diese wird laut der Sportwissenschaft durch Dehnung gesenkt, weshalb schnellkräftige Bewegungen im Anschluss nicht mehr so schnell ablaufen können.
Die Untersuchung „The Effect of a Short Pracitcal Warm-up Protocol on Repeated Sprint Performance“ von Jonathan Taylot, Matthew Weston und Matthew Portas untersucht genau diese gegenseitige Einstellung und liefert Ergebnisse, welche zumindest eine Tendenz aufzeigen.
Das Untersuchungsdesign der 40m-Sprints
Elf männliche ambitionierte Amateurfußballer wurden durch die Untersuchung geführt, die Athleten mussten zur besseren Vergleichbarkeit je beide Aufwärm-Varianten anwenden. Es wurde also für alle elf Spieler ein kurzes Aufwärmen ohne Dehnen angeboten – danach wurde die Zeit in sechs 40m-Sprints gemessen, dazwischen lagen jeweils 20 Sekunden Pause. Nach frühestens 48 Stunden absolvierte die Gruppe dann gemeinsam einen vergleichbaren Termin, dann aber mit einem längeren Aufwärmen inkl. Dehnung und anschließender Zeitmessung wie beim kurzen Aufwärmen. Durch den Vergleich der genommenen Zeiten konnten die Wissenschaftler Ergebnisse festhalten.
“2-Phase Warm-up“
In der ersten Form, der kürzeren Erwärmung, wurde mit lediglich zwei Phasen gearbeitet. Diese bestanden aus einem fünfminütigem Einlaufen bei etwa 65% der maximalen Herzfreuenz und einer anschließenden hochintensiven Spielform, welche jedoch leider nicht genauer definiert oder geschildert wird. Dazwischen und danach wurde kein Stretching, dynamische oder passive Dehnung angewandt.
“3-Phase Warm-up“
Die andere Form der etwas längeren Erwärmung fand mit drei Phasengliederungen statt. Zwischen dem Einlaufen und der Spielform, welche identisch zum zweiphasigen Aufwärmen durchgeführt wurden, standen an einem Termin dynamische Dehnungsübungen auf dem Programm, an einem anderen Termin statische Dehnung.
Statische und dynamische Dehnung, Ergebnisse
Während zwischen der Laufzeit ohne Dehnung und mit dynamischen Dehnübungen kaum Differenzen eruiert werden konnten (0,2%), so sprechen die Ergebnisse zwischen Laufzeit ohne und Laufzeit mit statischer Dehnung eine klare Sprache (-1,1%). Die Athleten, welche also keine Dehnung vor der Belastung absolvierten, waren um etwa 1,1% schneller als die statisch dehnenden Fußballer. Außerdem wurde eine 13,2%-höhere Laktat-Akkumulation nach der Belastung festgestellt.
Verletzungsprophylaxe wichtiger
Die vorliegende Untersuchung zeigt die Tendenz hin zu einem dehnungsvermeidenden Aufwärmen vor dem Spiel. Da die vermeintliche Verbesserung im schnellkräftigen Gebiet jedoch lediglich im einstelligen Prozentbereich liegt, scheint eine zwanghafte Umsetzung dessen kaum sinnvoll.
Schon aus Gründen der Verletzungsprophylaxe möchten viele Aktive auch vor der Partie Dehnungseffekte spüren – ob dies jedoch wirklich verletzungsvorbeugend wirkt hat die Wissenschaft jedoch noch nicht in allen Umständen hinreichend nachgewiesen.
Wie dem auch sei, so sollte das psychisch-physische Wohlbefinden vor der Partie die größte Rolle spielen. Ob dies nun über statische, dynamische oder komplett ohne Dehnung am effektivsten erreicht wird, bleibt jedem Athleten selbst überlassen.
Nach der Belastung hingegen, also nach dem Training oder dem Spiel, können die ursprünglichsten Ziele der Dehnung – nämlich eine Erhöhung der Beweglichkeit und Flexibilität – am sinnvollsten realisiert werden!
von Dominik Langenegger