Fußballtraining in der D-Jugend | Grundsätze und Schwerpunkte

Eine nahezu ununterbrochene Begeisterung für das Spielen & Bewegen bleibt auch in der D-Jugend bestehen. Anders als bei jüngeren Kinder haben die 11- bis 13-jährigen aber deutlich verbesserte motorische Fähigkeiten und das logische Denken prägt sich aus. Dadurch kann das unbewusste & spielerische Lernen durch bewusste Lernprozesse ergänzt werden.

D-Jugend Fußball: Das „goldene Lernalter“

In der D-Jugend wird oftmals vom „goldenen Lernalter“ gesprochen – dies hängt mit der großen Freude für das Spiele & Bewegen in Verbindung mit einem großen „Wissensdurst“ zusammen. Nichtsdestotrotz kann der Begriff „goldenes Lernalter“ auch zu Missverständnissen führen. Dieses „Label“ der D-Jugend impliziert, dass einige Aspekte des Fußballspiels nur in diesem Altersabschnitt erlernt werden können. Zwar lasen sich gewisse Aspekte wie die Kreativität im Kindesalter besser ausbilden, können jedoch alle auch im Erwachsenenalter noch trainiert werden. Der Begriff „goldenes Lernalter“ ist also vielmehr als ein günstige Basis zum Lernen zu verstehen.

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Bewusste Lernprozesse im D-Jugend Fußball

In unserem Beitrag zum Training der G- & F-Junioren sind wird auf 2 Arten von Lernprozessen eingegangen, welche die Trainingsgestaltung wesentlich beeinflussen. Bei den beiden jüngsten Jahrgängen ist aufgrund der Gehirnentwicklung und der begrenzten Wahrnehmungskapazitäten der Kinder ein unbewusstes, implizites Lernen zu bevorzugen.

Das implizite Lernen
Diese Form des Lernens findet beiläufig & unbewusst statt. Das implizite Lernen beruht auf der Erkenntnis das Fähigkeiten & Wissen auch unwissentlich angeeignet werden können. Der Trainer beeinflusst das Lernen weitestgehend durch die Gestaltung der Lernumgebung (Training).

Das explizite Lernen
Vom expliziten Lernen wird gesprochen, wenn das Lernen wissentlich stattfindet – beispielsweise durch eine Handlungsanweisung oder einer Erklärung an der Taktiktafel (Coaching). Es folgt eine bewusste Aufnahme und Speicherung von Informationen.
In der D-Jugend ist der präfrontale Kortex bereits soweit ausgebildet, dass ein bewusstes Lernen möglich wird. Dieser Teil des Gehirns ist beispielsweise für eine Risikoabwägung oder das Planen von Handlungen zuständig. Zusätzlich wird das explizite Lernen durch ein gute Konzentrations- & Wahrnehmungsvermögen sowie durch einen ausgeprägten „Wissensdurst“ begünstigt.

Trainingsgestaltung im D-Jugend Fußball

Doch auch wenn ein bewusstes Lernen in D-Jugend möglich ist, sollte das Training nicht nur aus isolierten Schwerpunktübungen bestehen. Die Basis des Trainings bleibt das Spielen, während Übungsformen eine Ergänzung bilden. Das Training in Spielformen muss auch nicht im Widerspruch zu einem gezielten Schwerpunkttraining stehen. Die Spiele können durch Feldgrößen & -formen, Teamgrößen, Über- und Unterzahlen sowie Zusatzregel gezielt auf Schwerpunkte zugeschnitten werden. Dadurch kommt weiterhin ein implizites Lernen zum Einsatz. Parallel dazu kann in der D-Jugend dann auch ein aktiveres Coaching (explizites Lernen) angewendet werden, da die Wahrnehmungskapazitäten größer sind.

D-Jugend: Gestaltung des Coachings

Zeitgleich sollte das Coaching aber weiterhin mit einer gewissen Vorsicht praktiziert werden. Spieler in der D-Jugend sollten nicht mit zu vielen oder komplexen Informationen konfrontiert werden. Ein „zu viel“ an konkreten Handlungsanweisungen beeinträchtigt den Aufmerksamkeitsfokus zu sehr und unterbindet damit ein entdeckendes Lernen. Diese Form des Lernens sollte auch bei den 11- bis 13-jährigen einen großen Raum einnehmen. Das richtige Maß an Komplexität kann sehr gut durch Fragen aber auch an Handlungen der Spieler gemessen werden. Durch ein Coaching in Form von Fragen kann ein bewusstes Spielverständnis überprüft werden. In den Handlungen zeigt sich, ob es den Spielern möglich ist das geschulte Wissen ins Spiel zu „transferieren“. Passe dein Coaching und damit auch deine Schwerpunkte an das Können & Verständnis deiner Spieler an.

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Die Schwerpunkte in der D-Jugend

Beim Training in der D-Jugend stehen vor allem technische & individualtaktische Schwerpunkte im Mittelpunkt. Die Gruppen- und Mannschaftstaktik nimmt dagegen eine untergeordnete Roll ein. Aufgrund der höheren Komplexität und der Gefahr der Überforderung werden deshalb nur Grundlagen geschult.

Techniktraining
Die verbesserten motorischen Fähigkeiten sowie die verbesserte Konzentrationsfähigkeit ermöglichen auch ein methodisches Üben von Techniken. Zeitgleich sollte der Transfer ins Spiel jedoch nicht ausbleiben, denn Techniken sollten nicht nur am Bewegungsablauf, sondern auch am Ergebnis unter Gegnerdruck gemessen werden. Führe das Techniktraining demnach auch in Spielformen durch, welche auf einen technischen Schwerpunkt „zugeschnitten“ sind. Das Techniktraining in Spielen hat den Vorteil, dass nicht ein Bewegungsablauf „eingeschliffen“ wird, sondern eine Technik unter ständig wechselnden Bedingungen zum Einsatz kommt. Diese Form des Techniktrainings hat mehr Nähe zum Spiel, da es im Wettkampf auch nicht darum geht einen identischen Bewegungsablauf ständig zu wiederholen, sondern eine Bewegung an unterschiedliche Situationen anzupassen. Außerdem sollte – wie bereits erwähnt – das Spielen die Basis beim Training in der D-Jugend bleiben.

Training der Individualtaktik
Ähnlich wie das Techniktraining gestaltet sich das Training der Individualtaktik in der D-Jugend. Grundlegende Verhaltensweisen im 1 gegen 1 lassen sich natürlich viel leichter ins isolierten Übungen schulen und vor allem coachen. Im 2. Schritt sollte das 1 gegen 1 aber auch in Spielformen trainiert werden. Denn 1 gegen 1-Situationen im Spielkontext sind deutlich komplexer und variabler als isolierte Duelle.

Anmerkung:
Beim gezielten Training des 1 gegen 1 in Spielformen sollte darauf geachtet werden, dass das angreifende Team in Gleich- oder Unterzahl agiert – so werden mehr offensive Dribblings „erzwungen“. Berücksichtige dabei auch im den Torhüter als möglichen Überzahlspieler. Gegebenenfalls kannst du die Regel einführen, dass Rückpässe zum Torhüter nicht erlaubt sind.

Training der Gruppen- & Mannschaftstaktik
Beim Trainieren der Gruppen- und Mannschaftstaktik liegt der Fokus in der D-Jugend auf den Grundlagen des Zusammenspiels – mit ohne den Ball. Dabei können beispielsweise folgende Schwerpunkte trainiert und gecoacht werden:

  • Angreifen in Gleichzahl (2 gegen 2 & 3 gegen 3)
  • Angreifen in Überzahl (2 gegen 1 & 3 gegen 2)
  • Grundlagen des Zusammenspiels mit Ball ( Breite & Tiefe schaffen, Viele Anspielstationen kreieren, Freilaufbewegungen aufeinander abstimmen, Zentrum besetzen, Dreiecke bilden….)
  • Verteidigen in Gleichzahl (2 gegen 2, 3 gegen 3)
    Verteidigen in Unterzahl (1 gegen 2; 2 gegen 3)
  • Grundlagen des gemeinsamen Verteidigens (Aktionsräume verengen, gegenseitig sichern, aktiv Druck auf den Ball erzeugen,..)
  • schnelles Umschalten

Anmerkung:
Auf ein „Einstudieren“ von komplexen, kollektiven Abläufen oder Systematiken, welche sich am Profifußball orientieren, ist auf jeden Fall abzusehen. Der Fixpunkt im Kinder- und Jugendfußball ist die Ausbildung von einzelnen Spielern, nicht von Mannschaften.

Spaß als wesentlicher Faktor
Auch wenn ein gezieltes Üben und Schwerpunkttraining in der D-Jugend möglich wird, sollte die wichtigste Bedingung eines erfolgreichen Kindertrainings nicht vergessen werden – und das ist der Spaß. Das soll nicht bedeuten, dass Üben kein Spaß machen kann. Im Gegenteil, Übungsformen im Wettkampfmodus oder mit spannenden Aufgaben können Kindern sehr viel Freude bereiten. Jedoch ist beim Üben die Gefahr größer, dass der Spaß aufgrund ausschweifender Erklärungen oder monotoner Passfolgen zu kurz kommt. Achte bei der Gestaltung/Auswahl von Übungen also nicht nur auf das Training des Schwerpunkt, sondern auch auf den Faktor Freude. Folgende Faktoren begünstigen ein Üben, welches Kindern Spaß macht:

  • Üben in Wettkämpfen
  • Abwechslungsreiche Aufgaben und mehrere Handlungsoptionen
  • Kurze Standzeiten
  • kurzes & klares Coaching, statt ewige Monologe
  • Beim Spielen ist der Spaß dagegen fast immer ohne großes Zutun gegeben – Kinder lieben das freie Spiel. Spielen mag zwar etwas ziellos klingen, jedoch können auch in Spielformen gezielt Schwerpunkte gesetzt werden. Außerdem unterschätzen Trainer oftmals den Effekt eines unbewussten, implizierten Lernens.

Ein Trainer kann seinen Spielern sagen, dass sie kombinieren oder direkt spielen sollen, oder er kann Situationen schaffen, durch die sie dazu gezwungen werden.
– Christoph Biermann

Das wichtigste in Kürze – Fassen wir die wichtigsten Punkte für dein nächstes D-Jugendtraining nochmal zusammen:

  • Spielen bleibt die Basis
  • Üben als Ergänzung
  • Im Mittelpunkt der fußballerischen Ausbildung stehen die Technik & die Individualtaktik
    Schwerpunkte werden geübt und in Spielformen trainiert.
  • Im Bereiche der Gruppen- und Mannschaftstaktik werden Grundlagen vermittelt.
  • Der Spieler und nicht die Mannschaft steht im Mittelpunkt der Ausbildung – verzichte auf das „Einstudieren“ von komplexen Abläufen.

Coaching: Passe die Komplexität sowie die Sprache an deine Spieler an
Spaß als wesentlicher Faktor des Trainings.

Autor: Luis Österlein