Russland bekommt die Halbräume nicht in den Griff

Am 15.11.2018 schlägt Deutschland Russland im Testspiel 3:0. Ein neu formiertes, junges DFB-Team macht viel Druck und Tempo. An diesem Tag zuviel für Russland. Unser Taktikexperte Marcus Urban hat für uns das Länderspiel unter die taktische Lupe genommen. Viel Spaß dabei!

Spielsystem Deutschland

Mit Ball:

Grundordnung mit Ball: 3-1-4 (5)-2(1)

Deutschland hat mit Ball in einer 3er Kette (Rüdiger, Süle, Ginter) gespielt. Kimmich war als freier 6er unterwegs. Das Mittelfeld bestand aus den Außen Hector (links) und Kehrer (rechts), sowie zentral haben sich Sané und Havertz bewegt. Die Spitzen wurden gebildet durch Werner und Gnabry. Wobei Werner zwischen Mittelfeld und Sturm pendelte.

Die Spielauslösung erfolgte oft über Kimmich als 6er vor der Kette – durch die 4 bzw. 5 Mittelfeldspieler hatten die Deutschen mindestens eine Gleichzahl im Mittelfeld und konnten durch die Dreiecksbildung gut den Ball laufen lassen. Die Spieler haben sich immer auf den Zwischenräumen der Kette bewegt und waren so schwer zu fassen. Daraus entstand beispielsweise das 2:0 durch Gnabry. Des Weiteren drohten die Spieler ständig Gefahr durch tiefe Laufwege an.

Wenn Russland presste wurde viel über die IVs und den Torhüter gespielt, diese spielten dann sofort einen tiefen (auch hohen) Ball auf primär Gnabry. Gnabry hatte die Aufgabe diesen zu sichern und dann auf die nachrückenden Außen abzulegen (Steil-Klatsch). Damit wurde relativ effektiv das Pressing der Russen ausgespielt. Da sich Gnabry super löste und sicherte. Zu mal dann viel Raumtiefe für die schnellen Nachrücker Sané, Werner, Havertz da war. Daraus entwickelten sich viele gute Torsituationen.

Bild Spielauslösung Deutschland

Das Umschaltspiel war bei Deutschland im Vergleich zu vorherigen Partien stark verbessert. Oft setzen die Deutschen auch auf „Konterpressing“ oder Gegenpressing um Russlands Aufbau zu stören bzw. aus den Ballgewinnen Chancen zu kreieren.

Gegen Ball:

Grundordnung gegen den Ball: 5-1-3-1

Die Deutschen zogen die beiden Außen Hector und Kehrer zurück und bildeten eine 5er Kette um Süle, Ginter und Rüdiger. Vor der Kette spielte Kimmich als variabler „Staubsauger“, welcher immer fleißig Richtung Ball verschob. Die Mittelfeldspieler Havertz, Sané und Werner bewegten sich Richtung Ball, um ballnah zu doppeln bzw. ballfern zu sichern (einrücken).

Gnabry lief spätestens auf Höhe der Mittellinie an, um die Russen auf eine Seite zu lenken. Durch die 5er Kette wurde das Flügelspiel der Russen nahezu komplett lahmgelegt.

Ecken / Standards: wurden in einer Mischform aus Raum und Manndeckung verteidigt

Bild Ecke defensiv Deutschland

Spielsystem Russland

Mit Ball:

Grundordnung mit Ball: 4-2-3-1

Russland hat die Spielauslösung meist über einen abkippenden 6er betrieben und die Außenverteidiger hochgeschoben. Vor allem über links (Konstantin Rausch) haben sie versucht viel Druck zu machen. Die einzige Spitze (Ari) war primär zum Sichern da, er hat sich auch oft in 1vs1 Situationen probiert, war jedoch meist mindestens gedoppelt.

Gegen Ball:

Grundordnung gegen den Ball: 5-4-1

Bild Russland defensiv 5-4-1

Russland hat gegen den Ball vor allem in der 2. Halbzeit sehr tief gestanden und die Räume mit 9 Spielern hinter dem Ball effektiv eng gemacht. Nach der 1. Halbzeit wollten sie den Deutschen die Raumtiefe nehmen. In der 1. Halbzeiten ist Russland ab und an vorne drauf gegangen in der 2. Halbzeit, habe sie dies fast komplette eingestellt.

Das Fazit

Das Ergebnis von 3:0 geht meiner Meinung nach aufgrund der 1. Halbzeit in Ordnung. Russland hatte bis zur Halbzeit Probleme mit dem System der Deutschen. Die Halbräume haben sie nicht immer dicht bekommen Havertz und Sané hatten oft zu viel Platz. Auch mit dem hohen Tempo der Deutschen Offensive durch Sané, Werner und Gnabry entstanden oft Chancen.

Die Anpassungen der Russen sowie die vielen Wechsel führten zu einem Erlahmen der deutschen Offensivaktionen. So das es am Ende bei einem 3:0 nach 90 Minuten blieb.

Fachautor: Marcus Urban