FUNino Fußball: Wie im Verein umsetzen?

Gemäß dem DFB-Leitfaden werden die neuen Wettbewerbsformen für die Altersklassen der G- (U6/U7), F- (U8/U9) und E-Junioren (U10/U11) ab der Saison 2024/25 zur Pflicht. Diese Ausgabe von „Der Coach“ nimmt sich der gegenwärtigen Diskussion um den neuen Kinderfußball an. FUNino, 3vs3, Minifeld und Spielenachmittage werden in der Öffentlichkeit als „revolutionäre Erneuerung“ des Fußballtrainings mit 5- bis 10-jährigen dargestellt, während die herkömmlichen Trainings- und Wettkampfformen zunehmend den Stempel „nicht kindgemäß“ aufgedrückt bekommen.

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Wir möchten dahingehend eine neutrale Auseinandersetzung mit beiden Formen des Kinderfußballs anregen:

  • Sorgen und Bedenken zu den anstehenden Veränderungen sollen ernstgenommen und besprochen werden.
  • Die Ideen hinter der neuen Spielform sollen umfassend dargestellt und mit den Vorteilen für die Kinder verknüpft werden.
  • Die Nachteile der neuen Spielform sollen ebenfalls erwähnt werden, um sinnvolle Lösungsmöglichkeiten für aufkommende Probleme zu finden.
  • Denn Vorurteile gegenüber den Neuerungen sollen beseitigt werden.

Dafür wollen wir in dieser Ausgabe die Bedeutung des Grundlagenbereichs im Kontext der gesamten Fußballausbildung betrachten und dabei deutlich machen, dass unsere Rolle in der Arbeit mit Kindern einen großen Einfluss hat.

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Statements und Äußerungen von namhaften Profifußballern und hochrangigen Fußballfunktionären zu diesen Punkten werden in der aktuellen Diskussion häufig zitiert. Wir versuchen hiermit aber die Debatte zu den Personen zu bringen, die es in erster Linie betrifft: Kinder und Trainer an der Basis! Denn die Trainer, Betreuer, Eltern und Kinder von den Bambinis bis zu den E-Junioren sind von dem neuen Kinderfußball direkt betroffen und so soll sich diese Ausgabe von „DerCoach“ vordergründig ihren Aufgaben und Funktionen widmen.

Im neuen Kinderfußball sollen wir Trainer vordergründig die Rolle einnehmen, den Kindern als Begleiter und Lernhelfer zur Seite zu stehen – aber „vordergründig“, nicht „ausschließlich“. FUNino dient uns in erster Linie als Spielform und kann als Trainingsmittel den Ausgangspunkt eines Spielkonzeptes bilden, das man in seiner Weiterentwicklung auf jeder Altersstufe bis hin zu den Profis zum Einsatz bringen kann. Die Themen und Inhalte der folgenden Ausgabe sollen interessierten Trainern Hilfestellung beim Umgang mit dem neuen Konzept geben – gleichzeitig aber auch über Schwierigkeiten sowie Chancen im Trainingsalltag aufklären

FUNino: Direktvergleich Minifeld vs. Kleinfeld

Bereits zu Beginn dieser Betrachtung kann der Kritikpunkt ausgeräumt werden, dass der Wettbewerb und der Ehrgeiz durch FUNino verloren gehen. Die Fußballspiele behalten den Wettbewerbs- und Wettkampfcharakter. Die Fairness wird allerdings gesteigert und der Fokus rückt vom einzelnen Erfolgserlebnis auf die langfristige Entwicklung.

Kleine, persönliche Erfolgserlebnisse

Im Wettkampfverlauf zeigen die kurzfristigen Niederlagen direkt auf, wie sich das Kind verbessern kann, anstatt es zu demütigen und ebenso dienen kleine, persönliche Erfolgserlebnisse der Gewährleistung des natürlichen Wetteiferns. Wie dies konkret umgesetzt wird, zeigt die Betrachtung des letzten Aspekts, der Turnierform des Spiele-Nachmittags im Kaisermodus. Doch vorab soll der Umsetzungsplan des DFB auf der folgenden Seite skizziert werden.

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FUNino: Festivals statt Kleinfeld  7vs7

Die hier aufgeführten Regelungen zu der Anzahl der Spieler pro Feld, der Größe der Tore, Bälle und Spielfelder sowie der Organisation gelten für die G-, F- und E-Junioren gegenwärtig noch als Empfehlung; ab der Spielzeit 2024/25 sind sie verbindlich. Festivals ersetzen dann flächendeckend von den Bambinis bis hin zur U9 die herkömmlichen Kleinfeld-Spielformen des 7vs7. Die Hauptverantwortung bei der Umsetzung dieser Veränderung trägt Hannes Wolf.

Gemäß der Tabelle lautet die Empfehlung für den Spielbetrieb der G-Junioren damit 2vs2 bzw. 3vs3; bei den F-Junioren wird das 3vs3-5vs5 angeboten. Zu betonen ist dabei, dass es sich um den Regelspielbetrieb der jeweiligen Altersklasse handelt und dass dieser auf Empfehlungen aufbaut. Andere Spielformen sind nicht verboten und können nach wie vor z.B. im Rahmen von Leistungsvergleichen oder Turnieren gespielt werden, wenn die Trainer darauf bestehen.

Diese Flexibilität im Saisonverlauf kann als konsequente Umsetzung der Grundidee verstanden werden, nach der sich der Wettkampfmodus an der Entwicklung der Kinder orientieren soll. Lediglich der Großteil der Wettkämpfe wird in einer anderen Form erfolgen: als Festival mit dem FUNino als Spielmodus im Kaiserturnier, vom DFB als Spielenachmittag bezeichnet.

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FUNino Stadium für Fußballvereine hier anschauen

FUNino: Festival oder „Kaiserturnier“

Für die Umsetzung werden 6 bis 10 FUNino-Felder auf einem Großfeld aufgebaut und durchnummeriert. Je nach Altersklasse starten die Kinder auf den Feldern im 2vs2 bis hin zum 4vs4. Mit einer Spieldauer von ca. 5 Minuten erfolgt die erste Spielrunde (Spiel 1, siehe Grafik), ehe die Teams die Felder wechseln: Nach Abpfiff der ersten Runde steigt der Sieger ein Feld auf (in Richtung des Kaiserfelds, erstes Feld) und der Verlierer steigt ab (in Richtung des Bauernfelds, letztes Feld) Beispielhaft: Die Pfeilrichtungen für Team 3 und 4, siehe Infografik unten.

Sieger ist, wer mehr Tore erzielte. Endet das Spiel unentschieden, siegt das Team, welches das letzte Tor erzielte. Steht es am Ende noch 0:0, müssen zwei Spieler mit einer Runde Schere-Stein-Papier den Sieger ermitteln. Diese Vorgehensweise führt zu einem fortwährenden Aufstieg durch Siege bzw. einem Abstieg auf die unteren Felder durch Niederlagen.

Erlebbare Aktionen im FUNino-Fußball

Was ist der Effekt dieser Wettkampfform? Bisher fanden Meisterrunden statt, bei denen Siege im Wettkampf zweier Teams 3 Punkte einbrachten und bessere Platzierungen in einer Tabelle bedeuteten. Daraus wird nun das Festival mit vielen kleinen Teams aus mehr als nur zwei Vereinen auf mehreren Feldern des Kaiserturniers. Aus den (für Kinder) abstrakten Kategorien der Punktzahl und Platzierungen werden somit unmittelbar erlebbare Aktionen: Pässe, Schüsse und Tore ermöglichen Siege; Siege bedingen den Wettkampf auf einem der höheren Felder.

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Auswahl von FUNino Toren hier anschauen

FUNino Kaiserturnier: Ständiger Auf- /Abstieg nach Sieg und Niederlage

Ergebnisse stehen somit nicht mehr nur am Ende des Wettkampfs als Resultat der Leistung, sie ermöglichen bereits während des Wettkampfs das Abrufen der tatsächlichen Leistung: der ständige Auf- und Abstieg während des Kaiserturniers nach Sieg und Niederlage schult permanent den Umgang mit Niederlagen ebenso, wie auch den Umgang mit Siegen.

Duelle nach Spielstärke

Die Absicht des Kaisermodus findet sich in dem zuvor genannten Appell: Versteht man den Wettkampf als zusätzliche Trainingszeit, wünscht man sich, dass dieser mit einem Gegner auf Augenhöhe erfolgt. Treffen viele Teams in dem Turnier aufeinander, sind unterschiedliche Leistungs- und Erfahrungsstände vorprogrammiert – wenige Teams werden extrem spielstark sein, viele Teams werden das Mittelfeld bilden und wenige Teams werden noch Schwierigkeiten im Zusammenspiel haben.

Leistungsadäquate Wettkämpfe

Womöglich treffen zu Beginn des Turniers starke Teams auf schwächere Mannschaften und die Ergebnisse fallen deutlich aus. Nach 5-6 Spielen pendelt sich das Teilnehmerfeld aber ein – die Spielstärksten werden sich auf dem Kaiserfeld messen, das Mittelfeld wird verstärkt unter sich spielen und die spielschwachen Teams können auf den unteren Feldern ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Jedes Kind erhält somit einen leistungsadäquaten Wettkampf.

Redaktion: Goetz & Media / Sport